Leitartikel

Chiemgauer Trachtengeschichte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein Gautrachtenfest  mit seiner Festwoche wie sie gerade beim Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte in Reit im Winkl zu Ende gegangen ist, schreiben immer wieder besondere Geschichten. Ganz genaue und außergewöhnliche Erinnerungen weiß Erich Hagner,  Ehrenmitglied des Trachtenvereins „Chiemgauer“ München zu berichten. Er nimmt seit den ersten Gaufesten nach dem  Zweiten Weltkrieg (1949 in Bernau a. Chiemsee) regelmäßig an den sommerlichen Trachtler-Höhepunkten teil und er sammelt die dabei geschaffenen Festzeichen.

In Reit im Winkl war der 91jährige Trachtler zum 5. Male bei einem Gaufest dabei. Das erste Mal 1951 – so erinnert er sich – kam er aus München mit zwei weiteren Trachtenkameraden seines Vereins mit dem Fahrrad nach Reit im Winkl. Die weiteren Gaufestjahre in Reit im Winkl waren 1961, 1981, 2001 und eben heuer, dieses Fest wurde wegen Corona zwei Jahre später als ursprünglich geplant gefeiert. Vor dem Feldgottesdienst konnten wir mit Erich Hagner über seine Treue zum Chiemgau und zur Chiemgauer Tracht sprechen und die von ihm mitgebrachten Festzeichen der vormaligen Reit im Winkler Gautrachtenfeste anschauen. Inzwischen ist er bei allen Gautrachtenfesten seit 74 Jahren dabei, dazu kann er ergänzen: „Nach Bernau machten wir einen Zwei-Tages-Bus-Ausflug, die Übernachtungen fanden privat statt und es gab noch gestrenge Regeln“. Damit meinte er zum Beispiel, dass laut Festbestimmungen das Jodeln, Schreien und Juchzen während des Kirchenzuges zu unterlassen war. Auf die Frage, wie es zu einem Chiemgauer Trachtenverein in München gekommen ist, weiß Hagner zu berichten: „Die Gründung erfolgte bereits 1894, also zehn Jahre nachdem der erste Chiemgauer Trachtenverein in Hohenaschau gegründet wurde und ein Jahr bevor unser Patenverein Prien a. Chiemsee entstand. Unsere Gründungsmitglieder waren vorwiegend Männer, die sich aus beruflichen Notwendigkeiten in die Großstadt begaben und dort gemeinsam ihre heimatlichen Bräuche weiterpflegen wollten“.

Erich Hagner ist mit dem Chiemgau nicht nur aufgrund der Trachtenpflege verbunden, sondern auch ein leidenschaftlicher Berggeher. „Hier habe ich viele Touren und Freunde, der Chiemgau und seine Leute sind mir ans Herz gewachsen, bei diesem Gaufest in Reit im Winkl umgeben von Bergen und einer schönen Trachtlerschar habe ich wieder richtig auftanken können und so freue ich mich auf die kommenden Begegnungen“ – so das rüstige Ehrenmitglied des Trachtenvereins „Chiemgauer“ München mit Blick nach vorn und fügt hinzu: „So Gott es will, sehen wir uns im nächsten Jahr wieder beim Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes, dann wieder in Hohenaschau“.

Fotos: Hötzelsperger – Ehrenmitglied Erich Hagner vom Trachtenverein „Chiemgauer“ München beim Gautrachtenfest in Reit im Winkl  mit den bislang fünf Festzeichen von Gaufesten in Reit im Winkl nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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