Es gibt Wörter, die liegen mehr im Trend als so manche Mode-Kollektion. „Integration“ gehört bestimmt dazu und wird von allen, die sich auch nur einen Hauch political correctness geben wollen, gerne und inflationär verwendet. Beim ASV Kiefersfelden redet man da nicht viel. Man macht einfach. Und das schon seit vielen Jahren. Darauf ist Johannes Mayerl, der erste Vorstand, auch richtig stolz. Mit einem Blick auf die größte Abteilung des Sportvereins sagt er: „Bei unseren Fußballern spielen Menschen aus allen Kulturen freudig und friedlich miteinander in den Mannschaften. Das schafft mehr Integration als viele andere wohlgemeinten Programme und ist viel besser als die Rudelbildung, die in manchen Orten passiert.“ Dabei kann er sich einen Seitenhieb auf die Clubs nicht verkneifen, die schon im Namen ihre nationale Herkunft tragen und in denen dann fast ausschließlich Menschen aus demselben Land kicken. „Das separiert eher, als dass es integriert“, sagt er.
Gerne verweist er auch auf die erfolgreiche Jugendarbeit, die der ASV Kiefersfelden gerade im Fußball leistet. „Wir haben 14 ausgebildete Jugendtrainer mit Übungsleiterlizenz und können von der G- bis zur A-Jugend überall komplette Mannschaften stellen. Das ist landkreisweit Spitze.“ Der Verein muss hier nicht, wie mittlerweile in vielen Gemeinden üblich, Spielgemeinschaften mit den Teams anderer Sportvereine bilden. Dass der Laden im Jugendbereich so perfekt läuft, ist für den Vorstand auch ein Verdienst des Jugendleiters Andreas Angerer, der seiner Meinung nach eine Top-Arbeit leistet.
Ebenso wie die anderen Funktionäre im Verein, die dafür sorgen, dass jede Abteilung funktioniert und attraktiv für die Sportlerinnen und Sportler ist. Ein Beispiel ist da die Tennis-Sparte. Wo viele andere Vereine über Schwund klagen, sind die Tennisleute beim ASV bestens aufgestellt. „Diese Abteilung hat sich gut entwickelt. In den vergangenen Jahren ist da bei uns ein richtiger Boom entstanden“, berichtet der Vorstand. Und er glaubt auch zu wissen, warum: „Dort herrscht viel Gruppendynamik. Die haben gemeinsam ein neues Heim gebaut, haben viele interessante Wettkämpfe, gute Trainer – und sie feiern viele schöne Feste. Da herrscht eine tolle Stimmung, die andere Leute ansteckt.“
Gut drauf sind auch die Faustballer. Obwohl hierzulande nur noch wenig gespielt wird, gesellen sich zu den aktiven Oldies auch immer wieder jüngere Mitspielerinnen und Mitspieler, die hier das zwanglose Spielen miteinander genießen. Die Altersspanne der Faustballer reicht von 16 bis 85 (!) Jahren. Um die Sparte am Leben zu erhalten, ist Abteilungsleiter Markus Wolowski stets auf der Suche nach neuen aktiven Faustballern. Er sagt: „Das Schöne am Faustball ist, dass man sofort mitspielen kann, da es keinerlei schwierigen Regeln gibt und ein klein wenig Ballgefühl vollkommen ausreicht. Bei uns steht der Spaß eindeutig im Vordergrund.“
Damit sind die Faustballer beim ASV Kiefersfelden in bester Gesellschaft. Johannes Mayerl: „Sicher will jede Mannschaft, jeder Sportler, gewinnen und versucht, seine beste Leistung zu bringen. Doch am Ende geht es bei uns vor allem darum, Spaß an Sport und Bewegung zu haben. Das ist auch unser Selbstverständnis – wir bedienen vor allem den Breitensport.“
Die Auswahl in Kiefersfelden ist hier groß. Denn auch Ju-Jutsu, Stockschießen, Tischtennis oder Volleyball werden beim ASV angeboten. Naturgemäß sehr beliebt bei der Bevölkerung sind da auch Angebote wie „Fitness für alle“ und das präventive Rückentraining. Präventionstrainerin Sigi Weidl veranstaltet immer im Frühjahr und Herbst ein Gesamtkörpertraining mit Schwerpunkt Wirbelsäule. Mayerl weiß: „Diese Kurse sind immer randvoll, denn Rückenprobleme hat irgendwie gefühlt jeder schon einmal gehabt.“ Besonders interessant für die Kursteilnehmer: Bei regelmäßiger Teilnahme gibt es dank der Qualifikation von Übungsleiterin Sigi Weidl 80 Prozent der Kosten zurückerstattet.
Trotz gut besuchter Kurse, funktionierenden Abteilungen und wachsenden Mitgliederzahlen – Stand Dezember 2022 waren es 1.058– ist sich der Vorstand darüber im Klaren, dass ein intakter gesunder Verein auch stets neue Mitglieder braucht. Deshalb rühren die ASVler schon in Kindergärten und Grundschulen die Werbetrommel. „Da bieten wir immer wieder verschiedene Schnuppertrainings an“, sagt Mayerl und fügt hinzu: „Aus welchem Land die stammen, ist nicht wichtig. Was zählt, ist der Spaß am Sport. Der verbindet.“ Gelebte Integration eben.
Text: af – Bilder: ASV Kiefersfelden
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de