„ Hauptsache man ist glücklich, eine Medaille ist jedoch auch nicht schlecht“
Prien – „Stell dich drauf ein, dass es sehr hart wird“, war der erste Satz den Christian Bodler an seine Segelpartnerin Johanna Heins beim Segelclub Prien am Chiemsee richtete, als sie den Wunsch äußerte, mit ihm gemeinsam an den Special Olympics teilzunehmen. Nun sind beide als Goldmedaillengewinner mit strahlenden Gesichtern aus Berlin zurückgekehrt und wurden bei der Ankunft am Bahnhof vom Vorstand und Clubmitgliedern des Priener Segelclubs begrüßt. Den Sieg haben sich die Beiden hart erkämpft, aber sie hatten auch das Glück der Tüchtigen. Ihr gemeinsames monatelanges Training, zu dem zum Beispiel auch Atemübungen gehörte, zahlte sich aus.
Der Wannsee in Berlin zeigte ähnliche Windverhältnisse wie der Chiemsee, dennoch kenterten die beiden zweimal durch Böen in den finalen Wettfahrten. Der erfahrene Segler Christian schaffte es jedes Mal, die RS Toura Jolle wieder aufzurichten. Johanna behielt dann trotz ihres Handicaps (tuberöse Sklerose) die Nerven, um als Steuerfrau mit ihrem Vorschoter Christian zielstrebig weiter zu segeln. Er, als ihr „Unified Partner“ ohne Behinderung, durfte sie im Boot zwar sanft coachen und das Vorsegel bedienen, aber niemals das Steuer übernehmen. Auf die Einhaltung der Regeln achtete die Wettfahrtleitung mit viel Fingerspitzengefühl für Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten.
Johanna (32J.), eine sportliche junge Frau, die auf nationaler Ebene im Segeln, Schwimmen und Skifahren (Slalom, World Games) schon etliche Gold- und Silbermedaillen erkämpft hat, arbeitet in einer behindertengerechten Werkstatt in der Weberei und hat im Betreuten Wohnen ihr Zimmer als „Fitnessraum“ eingerichtet. „Freunde aus aller Welt zu finden, Freude zu haben und dabei zu sein,“ bekennt sie, ist bei Wettkämpfen das Wichtigste. Seit 2015 ist Johanna nach Schnupper- und Ferienkursen Mitglied im SCPC.
Christian (76 J.), ehemaliger Vereinspräsident und vielfacher Segelregatta Sieger in In-und Ausland, ist bekannt für seine Hilfsbereitschaft, Segelerfahrung und psychologisches Einfühlungsvermögen. „Mein Verein erwartet von mir den ersten Platz“, so formuliert Bodler mit einem Augenzwinkern seine Motivation.
Die Beiden sind ein Erfolgsteam für die Inklusion, wie sie vom SCPC schon seit Jahren praktiziert wird. Es gibt leider noch zu wenige Segelvereine in denen Menschen mit Handicap akzeptiert, inkludiert und gefördert werden. Beim Segelclub Prien sind Vorstand und Mitglieder „in einem Boot“. * Der Segelclub Prien am Chiemsee zählt zu den führenden Segelclubs für Segler mit und ohne Handicap. Seit 2008 verfügt er über eine Handicap-Sparte mit entsprechend ausgerüsteten Booten. Der Bayerische Seglerverband begrüßte die Initiative, auch Menschen mit Handicap das Segeln zu ermöglichen und verlieh dem SCPC den Status „Integratives und Leistungs-Segelzentrum Prien am Chiemsee“.
Beim Eintrag in das Goldene Buch des Markt Prien bezeichnete 1. Bürgermeister Andreas Friedrich die beiden Segler als Botschafter des olympischen Gedankens und echte Teamplayer. Er überreichte ihnen als Anerkennung einen Diridari Gutschein der Gemeinde. Landrat Otto Lederer bezog sich bei den Feierlichkeiten im Clubgebäude, zu denen der SCPC eingeladen hatte, auf eine Aussage von Johanna Heins:“ Man muss nicht immer erster sein, Hauptsache man ist glücklich, eine Medaille ist natürlich auch nicht schlecht.“ Seiner Ansicht nach zeigte sich damit der „Sportgeist“ der Seglerin mit Handicap. Er stellte heraus, dass Segeln und die Teilhabe am Vereinsleben positive Digitalisierungsalternativen sind. Er zitierte auch die Anschauung des Segelpartners Christian Bodler: „Wir alle sind in der Seele gleich, nur manche kommen etwas anders auf die Welt.“
Goldmedaillen gab es auch für die Basketballer aus Mauritius, die im Rahmen des Host Town Programms Rosenheim und auf Einladung des SCPC auf der Herreninsel von König Ludwig II „empfangen“ wurden.
Bericht und Fotos: Martina Blank