Eine Woche nach dem 100. Geburtstag des Trachtenvereins „D´Hartseer“ stand die Gemeinde Eggstätt wieder im Mittelpunkt eines besonderen Ortsvereins-Jubiläum. Diesmal wurde das 150jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr gefeiert. Insgesamt gut 1.200 Feuerwehrleute sowie Blasmusikanten (aus Eggstätt, Halfing, Bad Endorf und Prien) wohnten dem Gottesdienst unter freiem Himmel bei und beteiligten sich am Kirchen- und Festzug.
Chiemgauer sind große Festlichkeiten mit bekannten Abläufen gewohnt, Aussergewöhnliches ist dabei eher selten. Zu der raren Ausnahme, dass während des Gottesdienstes und nach der Predigt, von der sogar eine Zugabe gefordert wurde, gehörte Pfarrer Andreas Przybylski. In Gstanzlform würdigte er die Feuerwehrdienste und machte so manchem Hochzeitslader (wie es Schirmherr Christian Glas ist) echte, aber nicht ernste Konkurrenz. Die musikalische Gestaltung mit örtlicher Blaskapelle und Kirchenchor unter der Leitung von Nadja Stübl begann mit dem Gesang „Ihr seid die Feuerwehr, Ihr seid ein Segen für die Welt, Ihr seid die Helden dieser Zeit und ihr hab verdient unseren Dank“. Daran passend anschließend sagte der Pfarrer: „Wer glaubt ist nicht allein, 150 Jahre Feuerwehr ist Bereitschaft füreinander und 150 Jahre Alarmbereitschaft von Eggstättern für Eggstätter“. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden das neue Schlauch-Motorboot der Feuerwehr für den Hartsee und die Einsatzkräfte gesegnet.
Eine weitere Segnung galt einem Fahnenband, gestiftet vom Schirmherrn und übergeben von Corina Unge von der Feuerwehr Eggstätt an den Vereins-Fähnrich. Schirmherr Christian Glas bezeichnete die Feuerwehr als Rückrat einer Gemeinde und die gesamten Blaulicht-Organisationen nannte er ein Vorbild für das Ehrenamt. „Die Gemeinde Eggstätt hat in den letzten Jahren immer wieder viel in die Feuerwehr investiert und wird es auch fortan machen, diese Gelder sind gut angelegt“ – so Christian Glas. Dies bestätigte auch stellvertretender Landrat Sepp Hofer aus der Sicht des Landkreises, der erst vor kurzem ein teures Notstrom-Aggregat-Paket geschnürt was mit dazu beiträgt, dass das aktive Feuerwehrgeschehen auch für die Jugend und den Nachwuchs ein Sicherheitsgefühl bewirkt. Kreisbrandinspektor Franz Hochhäuser, der zusammen mit den Kreisbrandmeistern Manfred Gierlinger und Stefan Pfliegl die Kreisbrandinspektion Rosenheim vertrat, sagte in seinem Grußwort: „Feuer ist seit Menschenleben Freund und Feind des Menschen, die Feuerwehren sind die Eckpfeiler für die öffentliche Sicherheit und Ordnung und für eine gelingende Einsatzbereitschaft braucht es jedwede Kameradschaft. Letztlich sind wir Ehrenamtlichen die Profis“.
Feuerwehrvorständin Lisa Weber: „Mit Fest ehren wir die Leistungen meiner Vorgänger“
Der festliche Feuerwehrtag war ganz im Sinne von Festleiter Benjamin Riedl und Vorständin Lisa Weber. Diese begann ihre Begrüßung mit den Worten: „Feuerwehr ist nicht nur Helfen und Retten, dazu gehören auch Vertrauen und Verlass. Ich bin stolz, die Arbeit in den letzten 150 Jahren durch meine Vorgänger durch dieses Fest ehren zu dürfen“. Beim Festzug beteiligten sich alle Ortsvereine darüber hinaus vielen Feuerwehrvereine, diese – wie die Paten-Feuerwehr Höslwang mit einer alten Motorspritze aus dem Jahr 1937- mit vielen Einsatz-Raritäten aus früheren Generationen. Im Festzelt spielte zur Unterhaltung am vormittag die Musikkapelle Eggstätt und nach dem Festzug die Jung-Ottinger-Musikkapelle.
980 km von Eggstedt nach Eggstätt
Die weiteste Anreise zum Feuerwehrfest hatte neben den Tirolern aus Maria Stein und Niederndorferberg eine neunköpfige Abordnung der Feuerwehr von Eggstedt aus Schleswig-Holstein mit einfach 980 Kilometern unter der Leitung von Ralf Rönna. Dieser erzählte von der schon langjährigen Freundschaft Eggstedt im hohen Norden und Eggstätt im Chiemsee-Alpenland mit schon vielen gegenseitigen Besuchen, zuletzt waren 2015 die Bayern beim 125jährigen Feuerwehrfest in Eggstedt und die Eggstedter waren zuletzt in Eggstätt 2014 beim Patenbitten und 2019 beim Burschenfest.
Den Abschluss der Eggstätter Feierlichkeiten bildet am Montag, 26. Juni ein Kesselfleischessen im Festzelt ab 19 Uhr, es spielt die Musik Ä-Hax, der Eintritt ist frei.
Gstanzl-Beispiel von Pfarrer Andreas Przylbylski:
Ihr Feuerwehrleute, so sprech ich Euch an,
und dank Euch zunächst für das, was ihr getan.
Fürs Retten der Katzen aus hohen Baumkronen,
fürs Absperren bei unseren Prozessionen,
fürs Löschen der Feuer in Häusern, in Kehlen,
ich weiß, dass ein Bier bei Euch niemals darf fehlen.
Zwischendurch erfolgte ein Halleluja-Refrain des Volkes.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke vom Feuerwehrfest in Eggstätt