Tourismus

Brückenbau-Versuch für Kampenwandbahn

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Kampenwandbahn: mit 66 Jahren noch eine Zukunft? – Gespräch mit Andrea Wittmann zum Versuch eines Brückenbauens

Aschau/Chiemgau (hö) – Seit 1957, somit seit 66 Jahren gibt es eine Kleinkabinen-Zweiseilumlaufbahn ab Hohenaschau auf die 1.461 Meter hoch gelegene Gipfelstation der Kampenwandbahn. Die Bahn ist also in die Jahre gekommen und deswegen hat sich die Betreiberfamilie Zbil schon vor vielen Jahren entschieden, eine Modernisierung anzustreben. Der Neu- und Ausbau wurde bereits 2017 von der Gemeinde Aschau und vom Landratsamt Rosenheim genehmigt, aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen Corona, wurde das Vorhaben zurückgestellt.

Im Zuge der Wiederaufnahme der Planungen kam es in der Öffentlichkeit zu Protesten. Natur- und Umweltschutz machten sich bemerkbar. Der Baubeginn verzögert sich, da nach einer Petition der Bürgerinitiative „Rettet die Kampenwandbahn“ der Bund Naturschutz eine Klage eingereicht hat.  Jüngst machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Sabine Weigand auf den Weg für ihre Idee, dass die altehrwürdige Kampenwandbahn in ihrem Bestand aufgrund denkmalschützerischer Argumente ohne Neubau in einen zeitgemäßen Betriebszustand gebracht werden könnte. Der gewünschte Dialog kam allerdings vor Ort nicht zustande – letztlich vielleicht ein Kommunikationsfehler. Mit dabei bei der „Denkmalschutz-Truppe“ war auch Andrea Wittmann, jüngst aufgestellte Kandidatin der Freien Wähler für den Bayerischen Landtag. Für sie ist  der Zeitpunkt gekommen, eine Brücke zu bauen – und da will sie sich stark einbringen. In diesem Sinne wollen wir die vormalige Touristikerin fragen, welche Dialogs-Verbesserungen sie anstrebt und welche Argumente beiderseits von zentraler Bedeutung sind.

Frage: Wie kam es dazu, dass Sie als Freie Wähler-Kandidatin mit der Grünen-  Delegation zum Gesprächs-Versuch nach Aschau kamen?

Durch meine verschiedenen Engagements der letzten Jahre, besonders auch während der Pandemie in Bereichen wie den Problemen unserer Musikschulen oder dem fatalen CO2 Notstand für unsere Bierbrauer und damit für unser Bier, aber auch durch meine Erfahrungen mit Jenner- und Predigtstuhlbahn, konnte ich mich schon mehrfach bewähren. Das führte nicht nur zu engen Abstimmungen mit unserem Wirtschaftsminister  Hubert Aiwanger, sondern zog seine weiteren Kreise. Meine Heimatverbundenheit, meine Verbundenheit zur Kampenwandbahn und meine Bereitschaft zu helfen, ist vielen bekannt.  Durch ein Treffen mit Ortschronist Georg Antretter wurde der Kommunikationsbedarf für alle Seiten deutlich. Zugute kam mir natürlich auch meine langjährige Bekanntschaft mit der Familie Zbil. Durch dieses erarbeitete Vertrauen auf allen Seiten, für das ich sehr dankbar bin, komme ich gut an wichtige Informationen und kann mit allen Seiten sprechen. Ich sehe mich daher als Brückenbauerin für die Menschen in unserer Heimat.

Frage: Was können Sie zu einer möglichen Sanierung der Bahn und zu einer dann möglichen Förderung sagen?

Leider waren die Fronten während der Veranstaltung noch verhärtet. Trotzdem war es wichtig die Gespräche wieder aufzunehmen. Natürlich wünscht man sich schnelle Erfolge.  Man muss aber für beide Seiten Verständnis haben. Es gilt die verhärteten Fronten aufzuweichen. In Gesprächen im Nachgang konnte ich aufgrund meiner Informationen aus dem Wirtschaftsministerium  für eine Sanierung und Erweiterung der Bahn die dortige Unterstützung und Förderung zusichern.

Frage: Als ehemalige Touristikerin wissen Sie um die zentrale Bedeutung der Kampenwandbahn für die gesamte Chiemsee-Alpenland-Region – was würde eine Stilllegung bedeuten?

Als eine heimatverbundene Bürgerin sehe ich das als Katastrophe, das im Interesse aller verhindern werden muß. Ob als Wahrzeichen oder als Tourismusmagnet – die Kampenwandbahn ist von großer überregionaler Bedeutung für uns unverzichtbar. Die Touristikfachfrau und Landtagskandidatin sieht das genauso.

Frage: Sie kennen die Unternehmer-Familie Zbil seit vielen Jahren und wissen um das öffentliche Interesse, wenn es um Fördermaßnahmen geht – wie könnte ein Brückenbau zwischen Investoren und Umwelt- und Denkmal-Besorgten beginnen?

Das ist richtig und führt uns direkt auch zur Frage, wie es weitergehen kann.  „Durch´s Reden kommen die Leute zsamm“… – dabei haben alle Seiten ihre Berechtigung. Es geht nur gemeinsam und die gemeinsame Basis dafür ist die Vernunft! Das Projekt soll für alle in der Region gut sein. Vor allem muss man für die Unternehmerseite großen Respekt und Verständnis haben.  Der Familienbetrieb Zibl erhält seit 66 Jahren die Kampenwandbahn und hat sich einen Neubau sehr gründlich überlegt. Hier spielt eine große Rolle, dass die Kinder die Seilbahn fortführen möchten. Gerade in der heutigen Zeit sind Unternehmer-Familien, die bereit sind eigene Risken zu tragen, besonders wichtig und müssen unterstützt werden. Die zeitliche Verzögerung ist erschwerend, da die Baukosten steigen und auch Faktoren wie Klimaveränderung, Erosionsgefahr, Starkregen – gerade im südostbayerischen Raum – ihren Einfluß haben. Weitere Gespräche werden geführt werden müssen, da die Positionen sehr unterschiedlich sind. Erst das Urteil wird jetzt wohl den nächsten Schritt bringen, wie es weitergehen kann. Dabei ist es entscheidend, trotzdem alle Seiten einzubinden und im Dialog zu bleiben. Denn eines ist klar, wir brauchen auch zukünftig ein gutes Miteinander, im Interesse von uns allen.

hö-Fotos: 1. Bayerns Wirtschafts- und Tourismus-Minister Hubert Aiwanger mit der Landtagskandidatin Andrea Wittmann   2. Gondeln der Kampenwandbahn 

 hö-Archiv-Foto von der 50-Jahr-Feier der Kampenwandbahn von links: MdL Klaus Stöttner-Bürgermeister Kaspar Öttl, Eric Zbil und Landrat Dr. Max Gimple

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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