Kultur

Beethoven und Mozart in der Salzachhalle

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein außergewöhnliches Konzert mit dem Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und einer Kurzfassung des Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart begeisterte in der Salzachhalle in Laufen die Besucher, die viel und lautstark Beifall spendeten.

Beide Teile – sowohl vor der Pause als auch danach – waren Höhepunkte, nicht nur der Musikliteratur, sondern auch in der Darbietung. Wer sich als junger Mensch an das einzige Violinkonzert Beethovens wagt, dessen Interpretation von den berühmtesten Geigerinnen und Geigern der Welt vorgelegt wurde und wird, muss einfach bewundert werden. Alexandra Maria Seywald aus Salzburg, ein „echtes Kind des Musicum“, wie im Programm zu lesen ist, legte eine bewundernswerte und mutige Auslegung mit allen technischen und musikalischen Raffinessen vor. In Strümpfen stand sie auf der Bühne – „der besseren Erdung wegen“, wie sie im Pausengespräch erwähnte – und machte auf authentisch-eigene Art die in Musik übertragene Gefühlswelt Beethovens neu erlebbar.

Experimentierfreudig überraschte sie einerseits mit der Gestaltung der Kadenz am Ende des ersten Satzes, die sie durch ihre Stimme variierte, indem sie das lyrisch-liedhafte Thema dieses Satzes zur Begleitung ihrer Violine sang. Die zweite Überraschung folgte am Ende des zweiten Satzes, als sie anstatt einer Kadenz einen ländlerischen Tanz von Beethoven einfügte. Sehr mutig! Eigentlich schließt sich der dritte Satz „attacca“, also ohne Pause, an den zweiten an, und das komponierte Beethoven nicht ohne Grund so. Denn er wollte offenbar auf das Himmlische im zweiten Satz den tänzerisch-irdisch orientierten dritten Satz unmittelbar folgen lassen. Diese durch den Gegensatz bedingte Spannung drückte Alexandra Maria Seywald wohl dadurch aus, dass sie den Übergang einerseits mit einem Bindeglied verlängerte, das ein wenig von beidem hatte, tänzerisch zwar, aber durch das langsamere Tempo nicht so energiegeladen wie das Rondo im schnellen Allegro des dritten Satzes. Damit positioniert sich die Geigerin in der musikalischen Landschaft als nach Botschaften Suchende, die dann das Gefundene selbstbewusst präsentiert. Mit einem kräftigen, irgendwie eigenartig fragenden Abstrich deutete sie den Beginn des dritten Satzes etwas verfremdend an. Die Interpretationskunst mit technischer Brillanz, emotionaler Spannkraft und Ausdrucksstärke der jungen Geigerin ließen diese Überraschungen zu. Großartig war die Begleitung durch das Klassikorchester Musikum, das sich aus dem Diabelli- und dem Generationenorchester des Musikum zusammensetzte. Unter der einfühlsamen und klar-führenden Leitung von Stephan Höllwerth begleiteten die Musikerinnen und Musiker die Solistin im harmonischen Zusammenspiel, immer aufmerksam-flexibel auf ihre Tempogestaltung und Ritardandi achtend. Auch die Sängerinnen und Sänger des folgenden Singspiels begleiteten sie zuverlässig. Eine gewaltige Leistung!

Außergewöhnlich war auch die „Entführung aus dem Serail“ in der Bearbeitung und Inszenierung durch Angelika Bamer-Ebner vom Theater Brettspiel. Thematisch passte sie in das Multikulturelle der heutigen Zeit. Das Singspiel zeigte einen Bassa Selim (mit würdig-wechselnder Sprechrolle zwischen der Erzähl- und der Handlungsebene: Peter Ebner), der sich für das Gute und Schöne in der Kunst interessiert und sich durch Gerechtigkeit auszeichnet. Diese siegt über sein Autoritätsbewusstsein. Schauspielerisch witzig und komödiantisch traten die Sopranistin Marianna Herzig als Zofe Blonde und Tenor Johannes Hubmer als Pedrillo (zum Beispiel: „Im Mohrenland gefangen war“) mit stimmlicher Brillanz auf. Tenor Ignacio Munoz als Belmonte, Geliebter der Konstanze, trat als Gegenspieler zu Osmin (mit überzeugendem Bass: Klaus Wetzlinger) auf, der Konstanze (wunderbarer Koloratursopran Elisabeth Eder) unter seiner Obhut hatte. Schließlich gelang es Belmonte, seine Geliebte aus dem Serail zu retten, und auch Blonde und Pedrillo wurden in Frieden entlassen („Nie werd’ ich deine Huld verkennen“). Nur Osmin ist darüber wütend und träumt von Rache („Verbrennen sollte man die Hunde“). Am Ende besingen Konstanze, Belmonte, Blonde und Pedrillo die Großmut des Bassa mit „Nichts ist so hässlich als die Rache“.

Resümee: Bewundernswerte Aufführung!

Bericht und Fotos:  Brigitte Janoschka

9520: Alexandra Maria Seywald spielt mit Experimentierlust das Violinkonzert von Beethoven.

9607: Freuen sich über den Applaus: Regisseurin Angelika Bamer-Ebner und Stephan Höllwerth.

9600: Applaus für alle (von links): Tänzerin Lara Dip-Dyck, Pedrillo, Blonde, Bassa, Konstanze, Belmonte und Osmin.

9592: Besingen den Großmut des Bassa (3. von links): Pedrillo (von links), Blonde, Konstanze, Belmonte und Osmin.

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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