Gastronomie

Unger Weine Frasdorf – Genießer für Genießer

Welche Menschen werden Weinhändler? Natürlich nur diejenigen, die schon immer eine Vorliebe für ein feines Tröpfchen hatten und irgendwann einmal ihre Leidenschaft zum Beruf machten. Falsch. Auch wenn das die landläufige Meinung sein mag und es wohl genügend Beispiele dafür gibt – im Fall von Unger Weine in Frasdorf war der Start komplett anders.

Denn die Brüder Wulf und Michael Unger hatten am Anfang rein gar nichts mit Wein am Hut. Sie tranken ihn nicht einmal. Michael war Maschinenbau-Ingenieur, Techniker und Kfz-Mechaniker, Wulf promovierter Betriebswirtschaftler. Dann wurden sie zu Beginn der 90er-Jahre auf den amerikanischen Weinkritiker Robert Parker aufmerksam, dessen Weinbewertungen weltweit immer mehr Aufmerksamkeit erhielten.

„Ich dachte mir, dass Wein ein Zukunftsmarkt und lukratives Geschäft sein könnte“, erzählt Michael Unger ganz pragmatisch. „Mein Bruder und ich sind damals jeden Tag zur Arbeit nach München gefahren. Das wollten wir nicht mehr. Also haben wir 1993 unseren Weinhandel gegründet.“ Und der wurde anfangs ganz klein im Acht-Quadratmeter-Büro im Elternhaus in Aschau von den beiden Brüdern allein abgewickelt. Sie verschickten die ersten Weinflaschen in alten Windelkartons, die die beiden Ungers aus der Apotheke der Eltern bekamen. Eingewickelt in Zeitungspapier.

Doch sie lernten schnell. Nach und nach wurden die Ungers zu echten Weinexperten, die gute Weine lieben und schätzen konnten. Denn das war von Anfang an klar: Ins Programm kommen nur hochwertige Weine. Michael und Wulf Unger erkannten zudem früh, dass Premiumweine auch eine angemessene Lagerung brauchen. Also bauten sie bereits 1994 einen 120 Quadratmeter großen Keller unter dem angrenzenden Grundstück. „Wir dachten, den bekommen wir nie voll“, sagt Michael Unger mit einem Lächeln.

Dann kam ein Artikel in der Zeitschrift „Essen und Trinken“ über die Weine und den Betrieb – und die Nachfrage explodierte. Plötzlich mussten die Brüder 500 Bestellungen bearbeiten. „Das Geschäft ging durch die Decke, wir aber hatten keine adäquate Infrastruktur“, erzählen die Inhaber.

Heute, gut 30 Jahre später, ist Unger Weine eine der ersten Adressen weltweit in Sachen Premium-Weine. Der Firmensitz, seit 2006 in Frasdorf, besteht aus zwei repräsentativen Gebäuden im Bauernhausstil und mehreren, in der Summe nahezu 5.000 Quadratmeter umfassenden, Kellern, die alleine schon eine Story wert wären. 28 Mitarbeiter sind im Betrieb beschäftigt. In den Schoß gefallen ist den Ungers nichts. Ihren ganzen Erfolg mussten sie sich hart erarbeiten. „Ich habe 20 Jahre lang Klinken bei den Produzenten und potenziellen Kunden geputzt“, sagt Michael Unger. Das Konzept war nämlich von Anfang an, nur Weine von Gütern zu beziehen, die den Chefs persönlich bekannt sind. Deshalb ist Michael fast ständig auf Reisen. In Burgund, in der Champagne oder in Kalifornien.

Dort festigt er die Kontakte, verkostet und bittet um Zuteilungen. Immer vor dem Hintergrund, den Kunden das Beste vom Besten anbieten zu können. Unger Weine beliefert dabei sowohl Feinschmeckerlokale, Kreuzfahrtschiffe, Weinimporteure oder private Weinfreaks. Eine Ausbildung zum Weinkenner haben beide Brüder wie auch die meisten Mitarbeiter in der Firma nicht. „Uns zeichnet aus, dass wir alle Genussmenschen sind“, sagt der Chef. Und dass sie ein Gespür dafür haben, was die Kunden wollen.

Zum Beispiel die Lagermöglichkeit für Weine der Kunden in einem der bereits erwähnten Keller. Michael Unger: „Als wir das anfingen, sind wir in der Branche belächelt worden. Doch ich habe auf meinen Reisen und durch unseren eigenen Keller auch so viel über Lagerbedingungen und -möglichkeiten gelernt, dass all das bei uns mit eingeflossen ist. Denn was die perfekte Temperatur und Luftfeuchtigkeit angeht, da kommen seriöse Weinsammler irgendwann an ihre Grenzen. Die Klimatisierung, wie wir sie praktizieren, ist sehr aufwendig und kostenintensiv. Viele der Systeme sind auch Eigenentwicklungen, die wir mit lokalen Firmen umgesetzt haben.“

Die Kundschaft weiß das zu schätzen. Inzwischen lagern Weinkenner aus ganz Europa ihre Schätze im Unger-Keller ein. Und wer will, kann auch seine Sammlung an die Firma Unger veräußern. „Wir kaufen immer wieder private oder institutionelle Weinsammlungen auf“, sagt Unger.

Nach 30 Jahren Firmengeschichte wollen sich die Brüder allerdings nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Sie wollen sich in Zukunft noch mehr auf Social-Media-Beiträge konzentrieren. Themen gibt es genug: Weinempfehlungen, Rezepte, Genießertipps. Welcher Wein zu welchem Essen? Welches Essen zu welchem Wein? Die Ideen sind da. Die Zielgruppe nach Meinung von Michael Unger auch. „Es gibt auch heute genügend junge Menschen, die statt einem Bier lieber eine gute Flasche Wein aufmachen. Die wollen wir über alle Kanäle erreichen.“

Apropos guter Wein: Was trinkt er am liebsten? Er schmunzelt. „Das ist ja das Spannende. Es gibt für so viele Situationen gute Weine. Da habe ich keine Präferenzen. Ich bin Vater von drei Töchtern und kann auch nicht sagen, welche mir die liebste ist …“

Text: af – Bilder: Unger Weine

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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