Der beherzte Einsatz einer Kanufahrerin ermöglichte gestern eine Rückkehr der bei einer Test- und Übungsfahrt havarierten Innfähre, nach dem diese mitten bei einer Überfahrt die Bootsschraube verloren hat. Leider waren keine Ruder-Paddel an Bord der nagelneuen Fähre, einfach weil diese noch nicht geliefert werden konnten. Beherzt stieg sofort eine Kanufahrerin vom Kanu Club Kiefersfelden in ihr Kanu und brachte der manövrierunfähigen Fähre zwei Paddel. So konnten die Insassen mit eigener Muskelkraft die Fähre wieder zurück ans Ufer bringen.
An diesem Abend waren noch keine Passagiere an Bord der Fähre, sondern das Team von Fährmännern und einer Fährfrau, die zukünftig (ab 12. Mai 2023) die neue Fähre in Betrieb halten sollen. Sepp Goldmann, der Betriebsleiter der Innfähre Kiefersfelden-Ebbs und 3. Bürgermeister von Kiefersfelden, hatte eigentlich alle Fährmänner zu einer Einweisung und Schulung auf die Fähre eingeladen, um die Überfahrt zu üben und die Eigenheiten des neuen Bootes noch besser kennenzulernen. Dabei verlor die Fähre plötzlich die Bootsschraube und damit ihren Antrieb. Gut war, dass die Fähre während der Überfahrt an einem Sicherungsseil befestigt ist. So konnte man nicht in der Strömung des Inns abtreiben. Allerdings war damit eine Rückkehr ans Ufer nicht möglich. Ganz in der Nähe befindet sich jedoch der Kanu-Club Kiefersfelden, von wo sofort Hilfe kam. Eine Kanufahrerin schnappte sich zwei zusätzliche Paddel und paddelte damit zur Fähre. Damit schafften es dann die Fährmänner und Frauen mit eigener Kraft ans Ufer zu gelangen.
Die Holzfähre am Hochseil führt vom österreichischen zum deutschen Innufer. Das Überqueren des Inn an diesem Platz hat eine lange Tradition, die nachweislich bis zum Jahr 1770 zurückreicht. Laut Kieferer Chronik von Dr. Hans Moser erhielt damals Anton Manetstetter eine Bewilligung zur Überfuhr über den Inn und konnte sich ‚Überführer in der Au zu Kiefersfelden‘ nennen. Seit 1993 ist nach kurzer Unterbrechung die Gemeinde Kiefersfelden für den Fährbetrieb zuständig. Derzeit schult Sepp Goldmann als Betriebsleiter der Innfähre die neuen Fährmänner und Frauen in der Handhabung und Steuerung der Fähre und im sicheren Umgang mit allen möglichen Vorfällen.
Die nach alter Handwerkskunst hergestellte, aus Lärchenholz angefertigte 11 m lange und 2,80 m breite Fähre bietet 12 Fahrgästen und zusätzlich Fahrrädern Platz. Die Fähre wird an einem Hochseil von Innufer zu Innufer zwischen dem deutschen Kiefersfelden und dem österreichischen Ebbs geführt. Durch den Aufstau des Flusses und die damit langsamere Fließgeschwindigkeit ist die Überquerung heutzutage sehr sicher, zusätzlich unterstützt ein umweltfreundlicher Elektroantrieb die Wasserkraft.
Die Wiederaufnahme des Fährbetriebs zwischen Ebbs und Kiefersfelden – zwischen Österreich und Deutschland – ist im Rahmen eines von der Euregio-Inntal mit EU-Mitteln geförderten Projektes möglich.
Der reguläre Fährbetrieb ist ab 12. Mai (nachmittags) geplant. Die Überfahrt wird 2,- Euro kosten.
Fotos: Rainer Nitzsche