Natur & Umwelt

„50 Jahre Bad“ Bad Feilnbach: Unser Moor

Anlässlich dieses geschichtlichen Ereignisses „50 Jahre Bad“ in Bad Feilnbach werden wir über die „guade oide schwarz-goldene Zeit“ sowie zu Anekdoten und Begebenheiten aus den letzten 50 Jahren in Bad Feilnbach berichten. Heutiges Thema: Unser Moor – „Schwarzes Gold“, Geschichte, Aufschwung und Kur-Blütezeit in Bad Feilnbach.

Seit Beginn der 1900er Jahre setzte Bad Feilnbach auf das eigene Moor. Gewonnen aus den Filzen im Gemeindegebiet und eingesetzt als Voll- oder Teilbad erwies sich das „schwarze Gold“ schon früh als DAS Naturheilmittel.

Moorbadewanne aus Holz aus früheren Zeiten.

Die ersten Erfolge des Heilmittels wies man im benachbarten Bad Aibling nach. Hier kam es unter dem Arzt Desiderius Beck schon 1845 im „Ludwigsbad“ als „Moorschlammbad“ zum Einsatz; 50 Jahre später wurde Bad Aibling das erste Moorbad Bayerns.

Kur- und Parkhotel „Wendelstein“

In Bad Feilnbach legte 1894 die Familie Hohenester mit ihrem Kurbetrieb namens „Hotel Wendelstein“ den Grundstein. 1905 wurden dort die ersten Moorbäder für Kurgäste angeboten und noch vor dem ersten Weltkrieg gab es im Kurheim Ehrl (später Tannenhof) die ersten Moorbadekuren.

Franz X. Priller baute 1961 an Stelle des Hotels Wendelstein die erste moderne Kurklinik, den „Blumenhof“. Die zukunftsorientierten Vorfahren und Vordenker Feilnbachs, darunter der Vorstand des Fremdenverkehrsvereins Josef Rambold sowie dessen Geschäftsführer und Hauptlehrer a.D. Fritz Pfaffinger, ließen die Heilerfolge des Feilnbacher Moores wissenschaftlich bestätigen. Seit 1952 wird das Heilmittel auf seine Wirkung untersucht und diese durch das medizinisch-balneologische Institut der LMU München alle 10 Jahre überprüft.

Beflügelt vom Erfolg gestalteten und entwickelten vorrangig Privatleute den Ort weiter: Ein Ortskern entstand, Wander- und Spazierwege wurden gebaut, der Kurpark angelegt, Ruhebänke errichtet, Gaststätten, Cafés und Tanzlokale eröffneten an jeder Ecke, kleinere und große Kurkliniken entstanden (nur zwei davon bestehen noch heute), Wohnhäuser wurden in Gästehäuser mit Badeabteilung umfunktioniert, nahezu jeder freie Raum als Ferienwohnung oder Gästezimmer vermietet.

Von Seiten der „Sommer- und Winterfrischler“, die zu Erholungs- und Kurzwecken in die abgelegene, in die Natur eingebettete Gemeinde kamen, gab es kein Halten mehr. Zwischen 1970 und 1990 verdoppelten sich die Übernachtungen auf weit über 500.000 – trotz der 1973 stillgelegten elektrisch-betriebenen Bahnverbindung. Zum Vergleich: Heutzutage verzeichnet Bad Feilnbach rund 350.000 Übernachtungen in sehr guten touristischen Jahren.

So gut wie jeder im Ort und auch die Gemeindeverwaltung, die zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein in die Infrastruktur investierte, profitierte von den Kurgästen. Ihre Ausgaben in den zwei bis vier Wochen Aufenthalt blieben aufgrund des bunten Angebots von Gesundheitsanwendungen bis Gastronomie meist komplett im Ort. Man erarbeitete sich über die Jahrzehnte ein überregionales Ansehen als Kurort und Moorheilbad, auf das man sehr stolz war.

Und genau darauf hatte die Gemeinde und viele Bürger systematisch hingearbeitet. Über die Ernennung zum „Luftkurort mit Moorbadeanstalten“ 1964 und der Verleihung des Prädikats „Heilbad“ 1969 war schließlich der Meilenstein am 22. Oktober 1973 erreicht: Aus Feilnbach wurde Bad Feilnbach und der 1. Bürgermeister Feilnbachs Korbinian Heiß erhielt vom damaligen Staatssekretär des Innern Erich Kiesl die Urkunde über die Erhebung des Ortes zum Bad überreicht.

Die Urkunde zur Bad-Erhebung am 22. Oktober 1973.

Dieser bedeutende Tag wurde mit mehr als tausend Gästen und mit einem hochkarätigen Unterhaltungs- und Musikprogramm unter Mitwirkung der ortsansässigen Trachten- und Musikvereine in der Halle der Reithofpark-Klinik gefeiert. Die Festrede hielt Dr. med. Wilhelm Krombacher. Er war damals bereits mehr als 20 Jahre Badearzt, Gemeinderat und Kurreferent.

Quellen: Gemeindearchiv, Ortschronik „Heimat vor dem Wendelstein, Band II“ (1998), „Moorspiegel“ (2003)

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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