1876 gab es die ersten Überlegungen für eine Bahnlinie Rosenheim-Frasdorf-Aschau. Als aber dann im selben Jahr infolge Intervention und kräftiger Geldspritze von Baron Cramer-Klett die Strecke Prien-Aschau genehmigt wurde (Eröffnung 1878), war die Anbindung Frasdorfs somit vorerst gestorben.
1896 wurde dann ein Eisenbahnkomitee gegründet. Maßgeblich beteiligt waren die Ziegelwerke und Sägemühlen. Auch der damalige Frasdorfer Bürgermeister Georg Mayr war ein Vorkämpfer für das Bahnprojekt. Ziel war, eine neue Planung zu erstellen und die Strecke privat zu finanzieren. Aber wie man auch plante, die Kosten waren zu hoch. Schließlich wandte man sich an die königliche Regierung, die Lokalbahn Rosenheim-Frasdorf in das staatliche Bauprogramm aufzunehmen, was tatsächlich akzeptiert wurde. Allerdings wurde das Projekt aber nicht als vordringlich betrachtet und bis auf weiteres zurückgestellt.
Erst 10 Jahre später, 1906, griff man die Pläne wieder auf. Jetzt aber gab es massiven Widerstand von Priener Geschäftsleuten, die den Verlust von Kunden aus der Frasdorfer Gegend befürchteten. Die Priener gründeten unter Leitung des Apothekers Dr. Weinhart ein Komitee gegen den Bahnbau. Auch über die lokale Presse wurde der Meinungskrieg aufs heftigste ausgetragen. 47 Zeitungsberichte von 1906 bis 1908 liegen im Gemeindearchiv Frasdorf, überwiegend aus der Chiemgauzeitung, dem Rosenheimer Anzeiger und dem „Wendelstein“. Sogar die Herzogin Adelgunde von Modena, Besitzerin von Schloss Wildenwart, sollte den Prienern helfen (was sie aber nicht tat). Schließlich tauchte sogar der Plan auf, über Raubling, Neubeuern, Nußdorf, Törwang, Frasdorf die Verbindung nach Aschau und so auch nach Prien zu schaffen. Initiator dieses Planes war der Törwanger Kooperator Michael Mayer, ein gebürtigen Priener. Er hatte sogar schon Versammlungen auf dem Samerberg veranstaltet und Geld für die Grundbeschaffung gesammelt. Die Regierung aber blieb bei ihrem ursprünglichen Plan und genehmigte diesen im Jahr 1908.
Bauarbeiten und Eröffnung
Die Bauarbeiten zogen sich hin und Bürgermeister Mayr musste unzählige Male nach Rosenheim, um Schwierigkeiten auszuräumen. Am 7. Mai 1914 erfolgte schließlich die von großem Jubel in den Bahnhöfen Landl, Rohrdorf, Achenmühle und Frasdorf begleitete Jungfernfahrt. Beim anschließenden Festakt im Gasthof Hochries in Frasdorf wurde sogar dem damaligen Rosenheimer Landrat (damals Regierungsrat) Baur die Frasdorfer Ehrenbürgerwürde verliehen.
Die Auswirkungen der beiden Weltkriege
Bereits wenige Monate nach der Eröffnung musste die Lokalbahn dem Transport der jungen Männer, die in den Kriegsdienst eingezogen wurden, dienen. Der regelmäßige Betrieb litt immer mehr untern den Kriegsfolgen. Auch im Zweiten Weltkrieg war der Bahnbetrieb wieder stark beeinträchtigt. Ab Oktober 1944 gab es nur noch unregelmäßigen Verkehr, öfter musste der Zug wegen Fliegerangriffen seine Fahrt einstellen. Erst ab Oktober 1945 konnte die Lokalbahn wieder weitestgehend fahrplanmäßig betrieben werden. Man hatte jedoch nur uraltes Material – Die Personenwägen hatten teilweise keine Fenster und waren mit Brettern verschlagen.
Sonderzüge für Schifahrer
Bereits ab den 1930er-Jahren wurden an den Winterwochenenden Sonderzüge für Schifahrer eingesetzt. Sie starteten in München und waren oft so überfüllt, dass in Rosenheim niemand mehr zusteigen durfte. Von Rohrdorf nach Frasdorf musste dann jeweils eine zweite Lok vorgespannt werden. Die Firma Sport-Scheck organisierte damals solche Fahrten. Während des Krieges wurden diese Züge dann eingestellt, bald nach Kriegsende strömten die Menschen aber wieder in die Berge. Von Frasdorf aus ging es zu Fuß zum Sagberg oder in Richtung Predigtstuhl und Hochries. Das ging so bis Mitte der 1960er-Jahre. Legendär waren immer die Faschingsfeiern der Rosenheimer Bergwacht.
Das Ende
Wie bei vielen anderen Nebenstrecken wurde auch beim „Frasdorfer Bockerl“ schließlich die Wirtschaftlichkeit hinterfragt. Mit steigendem Wohlstand konnten sich viele jetzt ein eigenes Auto leisten und waren nicht mehr auf den Zug angewiesen. Am 26. September 1970 fand die letzte Fahrt von Rosenheim nach Frasdorf und zurück statt. Im Frasdorfer Dorfmuseum ist der Lokalbahn eine eigene kleine Ausstellung gewidmet (geöffnet jeweils am letzten Sonntag im Monat von 16.00 – 18.00 Uhr sowie auf Anfrage)
Text: Hötzelsperger mit Unterstützung von Ortsarchivar Rupert Wörndl – Bilder: Gemeindearchiv Frasdorf – Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de