Abfallvermeidung und Ressourcenschonung bei netten Gesprächen, Kaffee und Kuchen. Dieses Angebot findet künftig in etwas anderer Form im Wechsel in Laufen und Oberndorf statt. Der Abfallberater des Landkreises Berchtesgadener Land, Andreas Wurm, berichtet.
Repair Cafés sind organisierte Veranstaltungen, bei denen defekte Alltagsgegenstände in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden. Vor allem elektrische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Wanduhren aber auch Fahrräder, Spielzeug, Textilien und andere Dinge werden hier im Rahmen der Selbsthilfe repariert. Diese Treffen sind nicht-kommerzielle Veranstaltungen, deren Ziel es ist, Wissen zu vermitteln und die betroffenen Personen bei der Reparatur Ihrer Schadteile anzuleiten und zu unterstützen. Durch die Aufbereitung und Weiterverwendung der reparierten Gegenstände wird Müll vermieden und Ressourcen werden eingespart. So lassen sich nachhaltige Lebensweisen fördern, die Umwelt schonen und eine lebendwerte Zukunft sichern. Seit 2014 findet im Wechsel in Laufen und Oberndorf, fast durchgehend, zweimal im Jahr ein Repair Café statt. Bisher war der Andrang oft sehr groß, was längere Wartezeiten mit sich brachte. Aus diesem Grund haben die Organisatoren Barbara Winkler und Wilhelm Winkler zusammen mit dem Katholischen Bildungswerk BGL und dem Regionalverband Flachgau Nord ein neues Format ausgearbeitetKünftig ist eine Anmeldung über die Internetseite des Katholischen Bildungswerk für das Repair Café in Laufen, sowie beim Regionalverband Flachgau Nord für den Termin in Oberndorf, erforderlich, so können die Teilnehmer auf bestimmte Zeitfenster aufgeteilt werden. Trotzdem sollten die Besucher etwas Zeit mitbringen, da manche Reparaturen zeitintensiver sein können. Zur Veranstaltung gehört neben der Selbstreparatur vor allem auch der Charakter eines Cafés mit Gesprächen und Austausch untereinander. Die Besitzer der zu reparierenden Gegenstände werden bei der Reparatur angeleitet – dazu muss man kein Handwerker oder ausgebildeter Elektriker sein.
Beim jüngsten Repair Café waren alle möglichen Gegenstände auf den „OP-Tischen“ vertreten: Kaffeemaschinen, Langhaarschneider, Bügeleisen, Radios, eine Pendeluhr, ein Telefon, Videorekorder oder auch ein Blutdruckmessgerät. Am Tisch mit der Nähmaschine zur Reparatur von Kleidungsstücken war es diesmal dagegen eher ruhig. Immer wieder war ein freudiges „Geschafft!“ zu hören, wenn ein Gerät wieder funktionstüchtig gemacht werden konnte, schildert der Abfallberater den Besuch. Da es beim Repair Café um Hilfe zur Selbsthilfe geht, ist nicht immer ein Reparaturerfolg gegeben und der Schritt zum Fachmann des Vertrauens bleibt nicht erspart. Mal ist es die zu komplexe Technik, mal das erforderliche Spezialwerkzeug oder schlichtweg das Ersatzbauteil, das man erst noch kaufen muss. So konnte für eine Küchenmaschine trotz längeren Bemühungen keine Selbsthilfe geleistet werden, es war fast unmöglich überhaupt ins Innerste vorzudringen. Jetzt bleibt noch der Weg über den Fachhandel bzw. die örtlichen Handwerksbetriebe. Reparateur, Besitzerin, Organisatoren und der Abfallberater waren sich einig: Hier ist noch viel Luft nach oben bei der künftigen Produktentwicklung, die in der Vergangenheit den Reparaturgedanken oft vernachlässigte.
Mit Barbara Winkler und Wilhelm Winkler konnte der Abfallberater auch über die Zukunft des Repair Cafés sprechen. Besonders im neuen EUREGIO-Projekt „Re-Use: Regional 2.0 – Netzwerk- und Plattformentwicklung zur Bewusstseinsstärkung für regionale Wiederverwendung im Flachgau-Berchtesgadener Land-Traunstein“ wird dieses Thema einen wichtigen Platz einnehmen. „Der Vormittag endete mit einem guten Gefühl, die Lebensspannen von einigen Gegenständen verlängert, Abfall reduziert und nebenbei noch eine Menge netter Menschen kennengelernt zu haben“, so das Fazit der Abfallberatung. „Abfallvermeidung gehört zu den drängendsten Themen unserer Zeit. Hier wird ein erheblicher Beitrag zur Einsparung von Ressourcen geleistet. Außerdem kommt die Vermeidung von Abfällen allen Facetten des Umweltschutzes, also vom Wasserschutz über Lebensraumschutz bis hin zum Klimaschutz, zu Gute. Auch die Wirtschaft profitiert von der gelebten Abfallvermeidung, wenn die Reparatur und Ersatzteilbeschaffung in der Region bleibt. Die ehrenamtlichen Reparaturinitiativen sind damit auch Wegbereiter und Brücke in die Wirtschaft“, so Thomas Hartenberger, Fachbereichsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft im Landkreis Berchtesgadener Land.
Kennen Sie schon den Verschenkmarkt?
Informationen rund um das Thema Abfallvermeidung, z.B. eine Lister der Handwerksbetriebe im Landkreis, die Reparaturen anbieten oder den Verschenkmarkt, finden Interessierte online unter www.abfallwirtschaft-bgl.de sowie in der kostenlosen BGL-Abfallapp.
Fragen zu Abfallthemen beantwortet der Abfallberater gerne auch am Telefon unter 0049 8651 773-503 oder per E-Mail an abfallberatung@lra-bgl.de.
Bericht und Foto: LRA BGL – defekte Alltagsgegenstände in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich reparieren: Zum Repair Café gehört neben der Selbstreparatur auch der Austausch untereinander.