Natur & Umwelt

Berchtesgaden: Schutz für kiesbrütende Vogelarten

Im Frühjahr kehren wieder seltene kiesbrütende Zugvogelarten aus ihrem Winterquartier zurück ins Berchtesgadener Land. Hier ziehen sie an den teils noch naturnahen Flüssen ihren Nachwuchs groß – bevor es wieder auf die große Reise Richtung Südeuropa und Afrika geht. Damit sie trotz Besucherdruck und Lebensraumverlust eine Chance haben, ihren Nachwuchs durchzubringen, gibt es im Landkreis ein Projekt zum Schutz der Kiesbrüter. Daran beteiligt sind neben der Gebietsbetreuung und der Unteren Naturschutzbehörde, die Biosphärenranger, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) sowie Ehrenamtliche.

Das Berchtesgadener Land ist nicht nur bei Tagesgästen und Urlaubern beliebt – auch seltene tierische Besucher verschlägt es jährlich in den Landkreis. So leben hier bis August wieder die zwei gefährdeten Zugvogelarten Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, die insbesondere auf den Kiesbänken brüten und ihren Nachwuchs großziehen. Beide Vogelarten sind sehr klein und eher unscheinbar, Flussregenpfeifer etwa sind ungefähr so groß wie Bachstelzen. Das Federkleid dieser Vögel ist perfekt angepasst an ihren Lebensraum: Auf den Kiesbänken sind sie mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen.

Gefährdung durch Freizeitdruck und Lebensraumverlust

Dabei sind die Kiesbrüter in der Brutzeit sehr störungssensibel. Bereits eine Annäherung auf 80 Meter an ihren Brutplatz kann als Störung wahrgenommen werden. Badegäste, Spaziergänger und freilaufende Hunde in direkter Nähe zu ihnen und ihrem Nest können dazu führen, dass die Kiesbrüter aufgeschreckt werden, flüchten oder sogar ihre Brut aufgeben. Dadurch gefährden Störungen den Fortbestand der Kiesbrüter im Landkreis. Neben den Auswirkungen von Störungen durch den Freizeitdruck macht den Kiesbrütern der Verlust ihres Lebensraumes zu schaffen – heute gibt nur noch wenige intakte, wilde Flussabschnitte und naturnahe Flüsse. In Mitteleuropa sind die Bestände der Kiesbrüter in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. In Bayern gibt es so nur noch weniger als 100 Brutpaare des Flussuferläufers. Er ist hier vom Aussterben bedroht. Auch der Flussregenpfeifer ist mit 70 Brutpaaren in Bayern gefährdet, im alpinen Bereich ebenfalls vom Aussterben bedroht. Beide Vogelarten sind besonders geschützt.

Kiesbrüterschutz im Landkreis – Mithilfe gefragt

Für beide Arten gibt es im Landkreis deshalb ein Schutzprojekt. Dabei werden die Brutplätze erfasst, Aufklärung und Information der Erholungsnutzer sollen Störungen möglichst verhindert. Hierfür arbeiten die Gebietsbetreuung, die Untere Naturschutzbehörde, der LBV und die Biosphärenranger eng zusammen. Das Schutzprojekt lehnt sich an das in Vorbereitung befindliche Artenhilfsprogramm für Kiesbrüter an, das durch das Landessamt für Umwelt (LfU) in Kooperation mit LBV durchgeführt wird. Zum Schutz dieser seltenen Arten kann jeder beitragen: Die Kiesbrüter sind auf die Mithilfe, das Verständnis und die Rücksichtnahme durch Erholungssuchende angewiesen. Einige wenige besiedelte Kiesbänke mit Schwerpunkt entlang der Saalach werden jetzt zur Brutzeit durch runde gelbe Hinweisschilder gekennzeichnet und sollten bis Ende Juli nicht betreten werden. Alle weiteren Kiesbänke sind weiterhin zugänglich. Grundsätzlich sollte es aber möglichst vermieden werden, während der Brutzeit – vor allem im Mai und Juni – die Kiesbänke zu betreten. Auch wird um rücksichtsvolles Verhalten gebeten – beispielsweise sollten Hunde angeleint und kein Müll hinterlassen werden. Dadurch kann jeder mithelfen, die letzten hier vorkommenden Kiesbrüter zu erhalten und damit auch das Fortbestehen in Bayern zu sichern.

Bei Interesse und Fragen zum Projekt und den Kiesbrütern können sich Interessierte gerne an die Gebietsbetreuung oder die Untere Naturschutzbehörde wenden, unter naturschutz@lra-bgl.de, oder telefonisch an +49 8651 773-682.

Bericht und Fotos: Landratsamt Berchtesgadener Land


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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