Land- & Forstwirtschaft

Jagdversammlung in Wildenwart – Abschussplan

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Im letzten Jahr fielen 13 Rehe auf der Staatsstraße 2093 zwischen Hendenham und Wildenwart dem Straßenverkehr zum Opfer. Die Staatsstraße 2093 hat den Verkehr sehr viel schneller gemacht, wo früher auf die Stoßdämpfer der Autos gesehen wurde, wird heute Gas gegeben. Ein Reh wurde von einem Wilderer erlegt und ein weiteres von einem wildernden Hund gerissen. Die Wildenwarter Jäger schossen 43 Rehe, der Abschlussplan wurde damit zu 113 Prozent erfüllt“, so die Wildenwarter Jagdpächterin Herzogin Elizabeth in Bayern bei der Jagdversammlung in der Schlosswirtschaft.

„Das Wildbret der überfahrenen Tiere war nicht mehr zu verwerten, dazu kommt das Leid der angefahrenen Tiere: keiner redet von den Schmerzen der Wildtiere, die nach einer Kollision mit einem Auto elendig im Straßengraben und entlang der Straße verludern müssen. Auch der finanzielle Schaden für die Jäger ist bei einem Dutzend überfahrener Rehe – das sind 20 Prozent des Abschussplanes – schon sehr hoch“. Zusätzlich zum Rehwild müssten die Jäger immer häufiger Kleinwild und Igel, sowie freilaufende Haustiere wie Katzen, Hühner und Enten von der Straße kratzen. Dabei bleiben die Unfallverursacher nicht einmal mehr am Unfallort stehen und kümmern sich um das angefahrene Opfer, sondern fahren einfach weiter. Die für die Kaskoversicherung notwendige Bescheinigung des Wildunfalles von der Polizei oder vom zuständigen Revierjäger werde nicht mehr abgewartet, die Bauart der heutigen Autos verursache kaum noch Schäden an den Fahrzeugen.

Trotz der Übererfüllung des Abschussplanes waren die Waldbauern nicht zufrieden mit ihren Jägern. Sie griffen die Jagdberechtigten massiv an: Der Verbiss sei viel zu hoch, es gebe viel zu viele Rehe im Bereich der Jagdgenossenschaft, entsprechend hoch seien die Schäden. Sie forderten deutlich höhere Abschusszahlen, damit gleiche Verhältnisse, wie in benachbarten Revieren hergestellt würden. Jagdpächter Fritz Fuihl wies darauf hin, dass der gemeinsam erstellte und vereinbarte Abschussplan deutlich übererfüllt wurde. Durch die intensive Nutzung des Grünlandes, die Düngung bis an die Waldränder, die Einzäunung für das Weidevieh, die ausgedehnten Maisfelder und die vermehrten Freizeitaktivitäten habe das Wild keine Möglichkeiten mehr auf der freien Fläche zu grasen. Notgedrungen halte es sich dann an die Möglichkeiten, die es in den entlegensten Teilen des Reviers im Hochwald findet: junge Bäume und Sträucher. Um das traditionell gute Einvernehmen zwischen den Jägern und den Waldbauern wieder herzustellen, vereinbarten die beiden Parteien eine Zusammenkunft in den nächsten Wochen um das Problem zu lösen.

„Wir Jäger und Waldbauern reden ständig miteinander und arbeiten gut zusammen, wir vertragen auch Kritik, solange sie sachlich bleibt“. Das gemeinsame Ziel von Jägern und Waldbauern bleibe es den Wildbestand und den Waldbestand im Wildenwarter Revier in einem ausgeglichenen Verhältnis zu erhalten. Außer den Rehen schossen die Jäger noch sieben Dachse und acht Füchse; dabei seien zwei Füchse an Räude erkrankt gewesen, die auch Hunde befallen könne. Der Absatz des Wildbrets sei kein Problem gewesen, Qualitätsware erziele überall gute Preise. Josef Riepertinger verwies darauf, dass der Biber an der Prien überhand genommen habe. Auf eine Länge von mehreren Hundert Metern seien zwischen Hendenham und Paulöd alle ufernahen Bäume von den Tieren gefällt und in den drei Dämmen und Burgen der Biber verschwunden. Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Vorstand Josef Held berichtete von der Verwendung des Jagdschillings. Aus dem Jagdschilling wird in Wildenwart wieder ein Zuschuss von 150 Euro zum Ausflug der Bäuerinnen gewährt. Ein weiterer Teil soll für Schutzmaßnahmen der jungen Baumkulturen und als Beitrag zur Tierkörperbeseitigung verwendet werden.

Er forderte alle Waldbesitzer dazu auf, die Wälder gut zu beobachten, da der Borkenkäfer wieder einmal sehr im Kommen sei und um langfristig die heimischen Fichtenbestände zu schützen. Schriftführer Klaus Bauer und Kassenfrau Irmgard Aicher zeigten in ihren ausführlichen Rechenschaftsberichten auf, dass die Tätigkeiten des Vereins musterhaft geführt werden. Die beiden Kassenprüfer Thomas Stangl und Ulrich Fischer empfahlen der Versammlung die Entlastung der gesamten Vorstandschaft. Vorstand Josef Held wies darauf hin, dass die gemeinsamen Maschinen der Jagdgenossenschaft an den bekannten Verleihstationen durch alle Mitglieder gegen Entgelt in Anspruch genommen werden können. Er bat die Versammlung die ausgeliehenen Maschinen und Geräte unmittelbar nach der Benutzung gereinigt und funktionsfähig zurückzustellen.

Bericht: Heinrich Rehberg – Foto: Wild-Kamera

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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