„Wir wollen mit unserer Spende die Kinder im Würzburger Haus unterstützen, schließlich sind wir ja Nachbarn – und Nachbarn müssen zusammenhalten“. Der Vorstandsvorsitzende Christian Trattner und der Geschäftsstellenleiter Georg Furtner von der Raiffeisenbank Aschau-Samerberg kamen in das heilpädagogische Wohnheim „Würzburger Haus“, ein paar hundert Meter vom Bankgebäude an der Kampenwandstraße entfernt und brachten einen Scheck über 1000 Euro mit. „Das Geld ist als kleiner Zuschuss zur Ferienkasse bestimmt, mit diesem Betrag soll die Ferienfreizeit der Kinder unterstützt werden“, so Georg Furtner.
Die Leiterin des Wohnheims Eva-Maria Rehberg erzählte ihren Gästen ein wenig vom Würzburger Haus und seinen Bewohnern und lud auf eine der Wohngruppen ein. 19 Buben und Mädchen zwischen drei und 21 Jahren leben hier, rund um die Uhr betreut, in den drei Wohngruppen „Antonius“, „Josef“ und „Regenbogen“. Für diese zum großen Teil mehrfach körperlich und geistig eingeschränkten Kinder und Jugendlichen ist das Haus ihre Familie, ihre Wohnung und ihr Heim. „Es sind hier mitunter Lebensschicksale mit denen die Kinder und ihre Betreuer konfrontiert werden“, so Eva- Maria Rehberg. „Die Buben und Mädchen erhalten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr eine ganzheitlich individuell zugeschnittene Betreuung und Förderung, sei es durch die Mitarbeitenden der Ergotherapie, der Physiotherapie, des Psychologischen Dienstes, der Heilpädagogik oder der Logopädie. Nach dem Abschluss der Schulpflicht verlassen uns unsere Kinder im Alter zwischen 18 und 21 Jahren und kommen in andere geeignete Einrichtungen für Erwachsene“.
Die Betreuung der Kinder ist der Ursprung des heutigen KIZ (Kind im Zentrum) am Standort Aschau; 1917 rief Theodor von Cramer-Klett das sogenannte „Kinderkrüppelheim“, am Ort der jetzigen Orthopädischen Kinderklinik in Haindorf ins Leben. Aus der Betreuungsstätte für Kinder aus dem Priental entstand in über 100 Jahren ihres Bestehens die KIZ-GmbH (Kind im Zentrum), mit über 300 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Aschau.
Noch älter ist das Würzburger Haus. Das 1869 erbaute Haus hat schon viele Besitzer gesehen und viele Verwendungen gehabt: sei es als Brauerei, als Kinderbewahranstalt, als Alterheim für die Bediensteten von Baron Cramer-Klett, als Wohn- und Wirtshaus mit Schweinestall, Schlachthaus und Kühlanlage oder als Landschulheim der Stadt Würzburg. Geblieben ist von all diesen Verwendungen letztlich nur der Name „Würzburger Haus“.
Das Anwesen ist ein Teil der „KIZ“ GmbH (Kind im Zentrum) und einer von drei Standorten in Aschau, Piding und Ruhpolding. An diesem bietet das KIZ – neben der ebenfalls am Ort ansässigen orthopädischen Kinderklinik in Aschau, der Heilpädagogischen Tagesstätte und dem privaten Förderzentrum – Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die infolge einer Behinderung einer besonders intensiven heilpädagogisch-therapeutischen Förderung in speziellen Einrichtungen bedürfen.
2002 kamen drei Gruppen aus dem überfüllten Haupthaus des damaligen Behandlungszentrums Aschau an der Bernauer Straße in das jahrelang leerstehende Haus. Damals fanden der letzte große Umbau und die letzte Renovierung statt. Sechs Zimmer in jedem der drei Stockwerke stehen jeder Gruppe zur Verfügung, die sich jeweils eine Küche und ein Bad teilen. Die Zimmer sind wohnlich und tragen mitunter die persönliche Handschrift ihrer Bewohner, in den Gängen sind bunte Bilder und Foto-Collagen zu sehen. Im Anbau wurden die notwendigen Therapieräume eingebaut. In den letzten Jahren wurde ein Spielplatz im Hof eingerichtet, die bisher hier parkenden Autos der Mitarbeiter wurden auf die andere Straßenseite verbannt.
Der Alltag hat in den letzten 20 Jahren deutliche Gebrauchsspuren an Mobiliar und Gebäude hinterlassen. „Es besteht ein ganz dringender Renovierungsbedarf für das ganze Haus und seine Einrichtung“ so die Wohnheimleiterin zu ihren Gästen. Für Eva-Maria Rehberg ist es jede Anstrengung und Mühe wert, die ihren Schützlingen zu Gute kommt. „Die Arbeit hier ist eine ganz tolle Aufgabe. Unsere Kinder und Jugendlichen haben ein Recht darauf, mit Respekt und Achtung behandelt zu werden und den Weg ins Erwachsenensein Schritt für Schritt geebnet zu bekommen.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg