Zum zweiten Mal nach 1987 ist das Braunkehlchen vom NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V zum „Vogel des Jahres“ ausgerufen worden.
Auch im Jahr 2023 trägt der kleine Verwandte von Schwarzkehlchen und Nachtigall nun diesen Titel. Seinen Namen hat das Braunkehlchen von der orangebraunen Brust, die sich von der ansonsten hellbraunen Vorderseite absetzt. Auch der helle Überaugenstreif ist charakteristisch für den hübschen Singvogel. Das Braunkehlchen hat ein großes Verbreitungsgebiet, das sich von der Westküste Europas bis hinein nach Zentralasien erstreckt. In Bayern hat der Bestand in den letzten Jahrzehnten jedoch kontinuierlich abgenommen, sodass die Art hierzulande vom Aussterben bedroht und nur noch regional verbreitet ist. Demnach wird sie auch in der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Bayerns in die höchste Kategorie eingeordnet. Als ausgesprochener Bewohner des extensiv genutzten Grünlandes ist der Bodenbrüter stark von der Strukturvielfalt der Landschaft abhängig. So braucht er beispielsweise Hochstauden oder einzelne Büsche als Sitzwarten. Diese nutzt er, um Ausschau nach Nahrung und Feinden zuhalten. Aber auch die Bodenvegetation ist für die Art von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist, dass sie ein reiches Nahrungsangebot in Form von Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmern bereithält. Sein Nest baut das Braunkehlchen in einer kleinen Mulde in Nähe der Sitzwarte. Nach der Brutzeit, die bei uns etwa im Mai beginnt, macht es sich Ende des Hochsommers auf in seine Überwinterungsgebiete südlich der Sahara. Dabei legt der nur 13 bis 14 cm kleine Marathon-Flieger eine Strecke von bis zu 5000 Kilometern zurück.
„Wir haben in den voralpinen Moorgebieten wie den Eiszeitseen um die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen noch ein großes Lebensraumpotenzial, aber auch hier haben die Bestände in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Mit verschiedenen Projekten und Maßnahmen versuchen wir dagegen zu halten, aber die Situation bleibt angespannt. Worin der Rückgang im Einzelnen begründet ist, lässt sich nur schwer festmachen. Sicher ist, dass es eine Kombination aus mehreren Faktoren ist, welche dem Braunkehlchen zusetzen“, sagt Patrick Guderitz, Gebietsbetreuer der Eiszeitseen. „Wir haben einerseits eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung und die Entwässerung von ehemaligen Brutgebieten in der Vergangenheit. Andererseits werden extensiv bewirtschaftete Flächen oftmals aus der Nutzung genommen, weil sie wirtschaftlich nicht rentabel sind. Beides wirkt sich negativ auf den Lebensraum der Art aus. Auch die intensive Jagd auf dem Zug in die Wintergebiete hat sicherlich einen Einfluss auf die Bestandsrückgänge, so Guderitz. Aufgabe der Zukunft wird es darum sein, die noch bestehenden guten Gebiete zu erhalten und wo möglich auch beeinträchtige Bereiche wiederherzustellen oder zu optimieren. Das Gelingen wird entscheidend sein für die Zukunft des Braunkehlchens in der Region.
Bericht und Foto: LRA Rosenheim / Johannes Almer