Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat mit der Interessensgemeinschaft Premium Partner Bayerischer Wald über die aktuellen Herausforderung der Tourismuswirtschaft in Ostbayern gesprochen. Grundsätzlich sei der Tourismus in Niederbayern wieder auf einem sehr guten Weg, die Buchungseingänge sind zufriedenstellend. Niederbayern entwickle sich auch dank der hohen Qualität der Anbieter mit modernen Anlagen immer mehr zu einem touristischen Leuchtturm, so Aiwanger. Ganz oben auf der Agenda stand die Sorge der Betriebe über die Energieversorgung. „Die Betriebe fragen sich zu Recht, wie sie die explodierenden Strom- und Gaskosten stemmen sollen und gleichzeitig im harten Wettbewerb mit anderen Destinationen wie Oberösterreich, Tirol oder Südtirol bestehen können“, fasst Aiwanger die aktuelle Lage zusammen. Das Interesse aus der Branche für die Erneuerbaren sei aber groß. „Erneuerbare Energien sind eine große Chance für viele Betriebe auch im Tourismus- und Hotelbereich. Vor allem Photovoltaik- oder Biogasanlagen und auch Biomasse bzw. Hackschnitzel können wichtige erneuerbare und nachhaltige Energielieferanten sein.“
Mehrere Hoteliers nannten aktuelle Rechtsunsicherheiten als wesentlichen Hemmschuh für Investitionen in Energieanlagen. Dazu Hubert Aiwanger: „Die Wirtschaft erwartet sich klare Regeln, aus Berlin kommen aber nur Fragezeichen. Wir dürfen uns also nicht wundern, wenn hiesige Hoteliers den bereits begonnenen Bau von Hackschnitzelanlagen erst mal stoppen, weil man nicht weiß, ob sich das ganze überhaupt noch rentiert. Das kann auch nicht im Sinne eines grünen Energieministers sein. Hier brauchen wir schnellstens Planungssicherheit.“
Vom Nutzen solcher Investitionen ist Aiwanger überzeugt: „Über regenerative Strom- und Wärmeerzeugung freuen sich auch die Hotelgäste und Restaurantbesucher. Wer mit Erneuerbaren Energien betriebene Hotels, Pools und Spabereiche anbieten kann, wird in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil haben. Dasselbe gilt auch für Skigebiete, vom Lift über die Schneekanone bis zum Flutlicht“.
Aiwanger verteidigt in diesen Zusammenhang die Förderungen von Bergbahn-Modernisierungen durch das bayerische Wirtschaftsministerium: „Investitionen in moderne energieeffiziente Anlagen sind das Gebot der Stunde. Die Touristen sollen bei uns bleiben und nicht ins Ausland fahren müssen zum Skifahren. Auf der Fahrt dorthin wird sicher mehr Energie verbraucht als die Seilbahn in Bayern verbraucht. Außerdem stärken die Seilbahnen auch den Ganzjahrestourismus, viele Familien mit kleinen Kindern und auch Senioren nutzen im Sommer diese Anlagen, wenn sie modernisiert sind.“
Das zweite große Thema war die Steuerbelastung. Viele Tourismusbetriebe in der Region Bayerischer Wald fühlen sich gegenüber Mitbewerbern aus dem grenznahen Österreich steuerlich benachteiligt. „Die Konkurrenz in Österreich ist oft nur wenige Kilometer entfernt. Aus steuerlicher Sicht liegen aber Welten dazwischen. Auf der anderen Seite der Grenze erhalten Mitarbeiter oft ein 13. oder 14. Gehalt vollkommen steuerfrei, in Deutschland muss hingegen alles versteuert werden. Das erschwert die ohnehin schon herausfordernde Personalsuche. Dringend nötig ist auch eine Entfristung der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen und auch Getränke. Durch das großzügige Bürgergeld quasi ohne Sanktionen auch bei geringem Arbeitswillen werde es auch bei niedrig qualifizierten Tätigkeiten immer schwieriger, Personal zu finden, so Aiwanger. Deswegen plädiere er auch für eine deutliche Steuerentlastung der Löhne, damit sich Arbeit auch bei Normalverdienern wieder lohne. Eine Abschaffung der Erbschaftssteuer sei dringend nötig. Der Arbeitsplatz im Gastgewerbe sei grundsätzlich sehr attraktiv, auch deshalb, weil man viel mit glücklichen Gästen in angenehmer Atmosphäre zu tun habe, so die Gesprächsteilnehmer.
Die Interessensgemeinschaft Premium Partner Bayerischer Wald umfasst rund sechzig Gastgeber mit 4- und 5-Sterne-Hotels und Erlebnisbetrieben in der Tourismusregion Ostbayern.
Bericht und Foto: Bayerisches Wirtschaftsministerium