Nach drei Jahren Zwangspause konnten die „Theaterer“ des Trachtenvereins Hittenkirchen im vereinseigenem Trachtenheim endlich wieder Premiere mit dem Stück „Lügen haben junge Beine“ von Ray Cooney feiern. Den Zuschauern wurde dabei eine fast dreistündige Riesengaudi geboten, in denen die Lachmuskeln strapaziert wurden und die Tränen nur so liefen.
„Was unsere Väter alles gemeinsam haben“, stellten Vreni (Franziska Sichler) und Done (Anton Reiter) erstaunt gegenüber ihren Müttern fest. Dass sie über denselben Mann sprechen, wissen beide noch nicht, als sich der Vorhang das erste Mal hebt und die Theaterbesucher in zwei Haushalte blicken. Bei dem eingeweihten Publikum sorgte diese Feststellung für Schmunzeln, ahnte es doch schon das bevorstehende Chaos. Das Bühnenbild symbolisiert optisch getrennt die beiden Wohnungen; links der moderne Haushalt von Britt Schmidt (Anna-Maria Paar) mit ihrem 20-jährigen Sohn Done und rechts die im Landhausstil eingerichtete Wohnung von Maria Schmidt (Lisa Forstner) mit ihrer 18-jährigen Tochter Vreni. Wie vom Autor gefordert, sind in manchen Passagen beide Haushalte gleichzeitig auf der Bühne, ohne die Personen des anderen Haushaltes wahrzunehmen. Im Übrigen weist das Bühnenbild genügend Türen auf, um im rechten (oder auch unrechten) Moment Personen abgehen und auftreten zu lassen.
Die Rolle des Münchner Taxifahrers Hans Schmidt, der als Bigamist sowohl in Schwabing als auch in Ramersdorf Ehefrau und Kind hat, ist Eugen Unterstrasser wie auf den Leib geschrieben. Sein Doppelleben gerät wegen der modernen Kommunikationsmittel aber ins Wanken, Vreni und Done haben sich nämlich in einem Internet-Chat kennen gelernt und wollen sich nun persönlich treffen. Wenn er seiner Tochter Vreni den Umgang mit Done verbietet, weiß spätestens jetzt der Letzte im Publikum, dass die beiden jungen Leute in Wirklichkeit Geschwister sind. Als mit Spielleiter Franz Wörndl der Untermieter Stani Gartner mit Schwimmreifen und Taucherbrille die Bühne betritt, ist schnell klar, dass er mit seiner aufgebrachten, ungeschickten Art und den hektischen Bewegungen schnell zum Publikumsliebling wird. Wörndl stolpert als vermeintlicher Vater, als Marias Gatte oder als Lebensretter einer lebenden Leiche durch selbst gestellte Fallen, nur um seinen Freund Hans aus der Patsche zu helfen. Unterstrasser schreckt ebenfalls vor nichts zurück, um sein Doppelleben weiterhin zu verbergen: Er stellt sich tot, erklärt Stani zum Sündenbock oder tarnt sich mit einem Lampenschirm, sodass sogar seine Tochter Vreni sagt: „Mein Vater hat voll einen an der Birne“. Als dann noch Stanis seniler Vater (Andreas Schuster) auftaucht, dem es die weiblichen Oberweiten angetan haben, gewinnt das Stück noch weiter an Witz. Das Spiel auf der Bühne wird durch mehr und mehr Verstrickungen immer lebhafter und als Maria völlig durchdreht, beginnt eine Hetzjagd auf Stani. Trotz der oft vorhersehbaren Handlung, hält selbst das Ende noch einige Überraschungen bereit.
Langanhaltender Applaus und begeistertes Rufen der Zuschauer ließen erkennen, dass die „Theaterer“ es wieder einmal geschafft haben, das Trachtenheim in ein Tollhaus zu verwandeln. Franz Wörndl, der mit seiner facettenreichen Mimik fasziniert und so für zusätzliche Lacher sorgt, bewies neben seiner Regie in der kurzweiligen und humorvollen Gesamtinszenierung auch erneut ein gutes Händchen bei der Besetzung. Die Rollen schienen wie für die Schauspieler geschrieben zu sein. Was dieses Laienensemble so besonders macht, ist die Spielfreude, gepaart mit viel Sinn für Gemeinschaft. Die „Fritzn-Musi“ aus Hittenkirchen als Pausenkapelle rundeten den Gesamteindruck ab.
Ein höchst vergnüglicher Theaterabend, über den man noch lachte, als man das Trachtenheim schon längst verlassen hatte.
Die Hittenkirchner „Theaterer“ führen das Stück noch acht weitere Male an den kommenden November-Wochenenden auf. Restkarten gibt es im Mühlenladen in Kumpfmühl (Tel.-Nr. 08051-1568).
Bericht und Bilder: Georg Leidel