Natur & Umwelt

LfL: Pflanzenvielfalt hat sich verändert

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine neue Studie, die im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht wurde und unter anderem auf Daten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft basiert, zeigt: In Deutschlands Pflanzenwelt hat es in den letzten einhundert Jahren deutlich mehr Verlierer als Gewinner gegeben. Während die Bestände vieler Arten geschrumpft sind, konnten einige ihre Vorkommen massiv ausweiten. Gewinne und Verluste sind also sehr ungleich verteilt. Laut eines Forschungsteams um Dr. Ute Jandt und Prof. Dr. Helge Bruelheide von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ein Indiz für einen großräumigen Verlust von Artenvielfalt. Zuletzt hat sich der Trend etwas abgeschwächt und es zeigen sich Erfolge von Naturschutzmaßnahmen.

Eingeflossen in die Analyse sind unter anderem Daten aus dem Grünlandmonitoring der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Innerhalb von drei Erhebungszeiträumen seit 2002 wurde dabei systematisch der Zustand und die räumliche Verteilung der Grünlandvegetation in Bayern erfasst. Daneben stehen auch Zusammenhänge zwischen Standort, Nutzung und Artenzahl und -zusammensetzung im Fokus sowie eine Erfolgskontrolle der Agrarumweltmaßnahmen. Dabei zeigte sich, dass Grünlandflächen mit Maßnahmen aus dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) oder dem Vertragsnaturschutz-Programm (VNP) im Mittel höhere Pflanzenarten-Zahlen aufweisen als Flächen ohne Agrarumweltmaßnahmen. Deutlich über dem Durchschnitt lagen vor allem einzelflächenbezogene Maßnahmen wie ein „später erster Schnitt (1. Juli)“ und „Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz entlang von Gewässern und in sonstigen sensiblen Gebieten“.

Um die Situation in ganz Deutschland zu analysieren, haben Forscher neben den Daten der LfL auch zahlreiche weitere lokale Studien und Erhebungen gesammelt und ausgewertet. Sie stammen von mehr als 7.700 Flächen, deren Pflanzenbestand zwischen 1927 und 2020 mehrfach erfasst wurde. Diese bisher zum Teil unveröffentlichten Untersuchungen decken eine breite Palette an Lebensräumen ab und liefern Informationen über insgesamt fast 1.800 Pflanzenarten. Die Analyse der Daten zeigt bei 1.011 der untersuchten Arten einen negativen und bei 719 einen positiven Bestandstrend. Es gab in den letzten einhundert Jahren also 41 Prozent mehr Verlierer als Gewinner. „Überraschender war aber, dass sich die Verluste viel gleichmäßiger verteilen“, sagt Bruelheide. Das hat das Team mithilfe des Gini-Koeffizienten herausgefunden, mit dem man normalerweise die Verteilung von Einkommen und Eigentum analysiert. Dieser Index zeigt zum Beispiel, dass in etlichen Ländern der Erde wenige Reiche immer reicher und viele Arme immer ärmer werden. Einen ähnlichen Trend gebe es auch in Deutschlands Pflanzenwelt: Die Verluste sind gleichmäßiger auf viele Verlierer verteilt, während sich die Gewinne auf weniger Gewinner konzentrieren.

Das stärkste Ungleichgewicht zwischen Gewinnen und Verlusten gab es der Studie zufolge zwischen Ende der 1960er Jahre und dem Beginn des 21. Jahrhunderts. „Eingeläutet wurde diese Phase durch die starke Intensivierung der Landnutzung“, erklärt Bruelheide. „Inzwischen aber zeigen sich auch die Erfolge von Naturschutzmaßnahmen, so dass sich der Trend etwas abgeschwächt hat.“

Weitere Informationen:

Bericht und Foto: LfL

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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