Jetzt liegt der Ball bei den Handwerkern. Wenn die mitspielen, dann dürfen sich alle Kletterfreunde der Region freuen, denn in diesem Herbst soll sie eröffnen: Die Kletterhalle Basislager in Bad Aibling. Dabei ist das Wort „alle“ tatsächlich ein ganz wichtiger Punkt im Konzept des Projekts. Einerseits ist das Basislager als Halle gedacht, in der viele Menschen mit Behinderung klettern und sich bewegen können, andererseits bietet sie auch Möglichkeiten für den High-End-Kletterer, sich hier auf anspruchsvollen Routen nach oben zu bringen. Hier sollen sich einfach alle willkommen fühlen.
Dass die Halle zwischen Basketball- und Fliegerhalle auf dem Sportgelände realisiert wurde, ist vor allem der Hartnäckigkeit und der Vision von Natascha und Achim Haug sowie Katja Müller vom Verein „DAV Sektion Stützpunkt Inntal e.V.“ zu verdanken. „Vor etwa sechs Jahren haben wir zu überlegen begonnen, ob und wie sich so ein Projekt rechnet“, erzählt Achim Haug. Er machte eine Wirtschaftlichkeitsrechnung, sprach mit potenziellen Förderern und Sponsoren und ging dann damit zum damaligen Bürgermeister Felix Schwaller. Der war sofort angetan von der Idee, eine Kletterhalle für Menschen mit und ohne Behinderung in der Kurstadt zu haben. Was folgte waren der übliche bürokratische Parforceritt und Corona. Sprich: Die Anfangseuphorie erhielt einen gewaltigen Dämpfer, doch schließlich siegte das Durchhaltevermögen der Initiatoren.
Sie wollen mit dem Basislager viel mehr anbieten, als nur eine komplett barrierefreie Kletterhalle. Natascha Haug erklärt: „Der Gedanke ist, dass bei uns auch Familien eine Freizeit-Anlaufstelle haben, an der wir vieles anbieten können.“ In der Praxis bedeutet dies, dass die Sprösslinge an einer Wand in der Halle kraxeln, während die Eltern beim Pilateskurs, Faszientraining oder Rückengymnastik ebenfalls ihre Freizeit aktiv verbringen können. Auch an Seniorenvormittage denken die Haugs.
Sie betreiben ihre Halle als Inklusionsbetrieb. „Die Hälfte unserer Mitarbeiter haben einen Schwerbehindertenausweis mit 70-100% GdB“, sagt Achim Haug. Das ist gewollt, denn: „Inklusion bedeutet Abbildung unserer Gesellschaft, in der übrigens jeder Zehnte eine Behinderung hat oder von einer Behinderung bedroht ist.“ Der Verein möchte damit auch aufzeigen, dass Menschen mit Behinderung wirtschaftliche Arbeit leisten können und so auch im beruflichen Miteinander eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind. Das Mitarbeiterteam steht zum Großteil schon, dennoch freut sich der Verein nach wie vor über Bewerbungen vor allem von Behinderten. Haug: „Das Basislager soll auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Alternative zu Behindertenwerkstätten sein.“
Natascha und Achim Haug ist es bewusst, dass sie mit dem Basislager nicht die einzige Kletterhalle für Behinderte weit und breit sind. „Wir wollen damit aber die Inklusion noch mehr in die Breite und nach außen tragen“, sagen sie. Dass der Bedarf da ist, wissen sie aus langjähriger Erfahrung. Natascha Haug ist Ergotherapeutin und hat mit dem therapeutischen Klettern 2004 in der Kletterhalle in Fürstätt begonnen. Das will sie nun in Bad Aibling fortführen. „Das spricht sich herum“, sagt sie. „Da wir in der Region schon lange mit vielen Leuten zusammenarbeiten, sind wir froh, dass wir ihnen bald ein festes Domizil anbieten können.“
Wenn auch noch nicht ganz klar ist, ob das Basislager Anfang November eröffnen kann, so ist jetzt schon eines sicher: Es wird ein Eröffnungsfest geben. Achim Haug: „Leise eröffnen geht nach diesen sechs Jahren gar nicht. Es muss einfach gefeiert werden. Das sind wir unseren Vereinsmitgliedern, Stiftungen und Sponsoren schuldig.“ Und fügt er mit einem Lächeln hinzu: „Wir freuen uns nach wie vor über heimische Betriebe, die sich beim Basislager mit Werbung und Sponsoring einbringen wollen. Ich denke, wir haben ihnen im Gegenzug auch einiges zu bieten …“
Text: af – Bilder: Basislager Bad Aibling
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de