Kirche

Tag des offenen Denkmals in Aschau-Höhenberg

„Höhenberg bei Aschau hat vier Bauernhöfe, ein weitum bekanntes Ausflugscafe, ein Kirchlein aus dem Mittelalter und ein Museum zur Frühgeschichte im Priental. Wer hat das schon?“. Historikerin Martina Stoib führte beim „Tag des offenen Denkmals“ – organisiert vom Aschauer Heimat und Geschichtsverein – durch die alte Wallfahrtskirche „Heilig Kreuz“ hoch über dem Priental in Höhenberg. Die Zeiten, als Hunderte Wallfahrer nach Höhenberg zum Heiligen Kreuz kamen sind lange schon vorbei. Lange Zeit war das kunsthistorische Kleinod für die Öffentlichkeit verschlossen und im Jahreskreis nur zu ganz wenigen Gelegenheiten geöffnet. Erst in den letzten Jahren finden in der uralten Kirche wieder Gottesdienste statt und der Heimat- und Geschichtsverein Aschau bietet bei mehreren Führungen im Jahr Kunstinteressierten die Möglichkeit, dieses Schmuckstück zu besichtigen. Martina Stoib führt mit vielen Geschichten durch die lange bewegte Geschichte der alten Wallfahrtskirche. Das kleine Kirchlein beherbergt seit 1510/20 zwei komplett erhaltene gotische Flügelaltäre aus der Werkstatt des „Meisters von Rabenden“. Doch damit nicht genug. Auch der Hochaltar ist eine kunsthistorische Seltenheit. Er wurde vom Aschauer Bannrichter Wolf Scheer 1637 mitten im 30-jährigen Krieg gestiftet. Da die Wallfahrt bald danach zum Erliegen kam und eingestellt wurde, fehlte das Geld der Wallfahrer für eine Überarbeitung der Kirche im Barockstil, daher sind alle Altäre mit den Schnitzwerken und Figuren im Originalzustand erhalten. „Am Originalplatz und in der Originalfassung gehören diese drei Altäre zu den Besonderheiten der Kunst- und Kulturlandschaft des Chiemgaus“, berichtete Martina Stoib.

Auch das Fundmuseum in Höhenberg ist nicht jeden Tag geöffnet. Zum „Tag des Offenen Denkmals“ präsentierte Sebastian Aringer der Allgemeinheit wieder einmal seine Schätze. Seit vielen Jahren ist er als Sondengänger unterwegs und hat dabei zahllose Einzelfunde gemacht, die Fachleuten und Laien spannende Einblicke in die archäologische Fundgeschichte des Prientals geben. Die Sammlung Aringer umfasst Objekte aus den verschiedensten Epochen von der Bronze-, über die Kelten- und Römerzeit, bis hin ins Mittelalter und in die Neuzeit. Sebastian Aringer hat sich im Laufe seiner zahllosen Sondengänge zum Spezialisten für die frühere Geschichte des Prientals weitergebildet und arbeitet eng mit der Fachwissenschaft zusammen. Er erläuterte den Besuchern anhand der Funde in den Vitrinen die damals herrschenden Bräuche in der Region und präsentierte Waffen und Werkzeuge. Besonderes Interesse bei den Besuchern und der Vorstandschaft des HGV fand an diesem Tag ein Zoologe, der auf Knochen spezialisiert ist. Bei seinen Ausgrabungen auf den Bergen oberhalb von Aschau fand Aringer in einer der Höhlen zahlreiche Tierknochen, letzte Reste der der Speisekarte der damaligen Bewohner. Der Besucher ordnete diese Überbleibsel früherer Mahlzeiten genau den ursprünglichen Tieren zu: „dieser Knochen stammt von einem Rind, der von einer Ziege, das ist das Schienbein eines Hasen und der gehörte einmal zu einem Singvogel“. So konnten durch diesen Tag der offenen Tür wieder einige Fundstücke durch einen Fachmann identifiziert werden und künftig entsprechend beschildert werden. Eine Besichtigung des Fundmuseums ist auf Anfrage nur mit Führung möglich.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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