Leitartikel

50 Jahre Prien-Graulhet – der Weg zur Partnerschaft

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Prien-Graulhet (hö) – Wenn in diesem Jahr das Jubiläum „50 Jahre Partnerschaft zwischen der Marktgemeinde Prien a. Chiemsee und der südfranzösischen Stadt Graulhet“ gefeiert wird, dann ist dies guter Grund, auf den Beginn der Freundschaft zurückzublicken. Den Grundstein legte Baron Alphonse von Rothkirch, der zusammen mit seiner Tochter Baronesse Hedwig von Rothkirch maßgeblich an der  offiziellen Gründung am 7. November 1971 beteiligt war und die Partnerschaft in enger Abstimmung mit der Gemeinde gestaltete. Er war auch Mitbegründer des Internationalen Freundschaftskreises Mitte der 60er-Jahre als Prien noch ein gefragter Standort des Goethe-Institutes war.

Baron von Rothkirch hat in seinen Aufzeichnungen festgehalten, wie es zu den ersten Kontakten mit Frankreich kam, dazu heißt es: „Im Jahr 1957 war ich als Dozent für Handeslfranzösisch an der höheren Handelsschule und an der Volkshochschule der Stadt Aachen sowie als Mitglied der Prüfungskommission beim Fremdsprachenprüfungsamt in Bonn tätig. Damals wurde ich von dem Leiter des Mandolinenorchesters der VHS gebeten, für seine Musiker die Möglichkeit eines Konzertes in Paris ausfindig zu machen, da ich ja rund sieben Jahre dort gelebt hatte und viele Freunde besaß. Einer von ihnen brachte mich in Verbindung mit der Federation  Leo Lagrange, die dann im Frühjahr 1958 ein Konzert für die Aachener Musiker organisierte. Sie luden ihrerseits ihre Gastgeber nach Aachen ein. Meine Verbindungen mit Leo Lagrange rissen seither nie mehr ganz ab. So kamen zu Pfingsten 1965 138 Besucher aus Paris, darunter drei Stadtverordnete mit Bahn, PKW und sogar drei Sportflugzeugen nach Prien bzw. München-Riem und verbrachten hier drei Tage. In Anwesenheit von Bürgermeister Adolf von Bomhard wurde der `Baum der deutsch-französischen Freundschaft` auf den Schären in Prien-Stock gepflanzt. Am Begrüßungsabend im Saal des Hotels Bayerischer Hof nahmen zahlreiche Ehrengäste teil  wie die drei Bürgermeister Adolf von Bomhard, Dr. Friedrich Siebert und Franz Seebauer, Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Helmtrud von Bayern, Landrat Georg Knott, Oberlandesgerichts-Präsident Dr. Sigmund Elsässer und viele Priener Bürger. Die Trachtenvereine von Hittenkirchen und Greimharting gestalteten einen sehr eindrucksvollen Nachmittag und Abend auf der Fraueninsel und trugen so viel zum ausgezeichneten Gelingen des Treffens bei. Aus dem Kontakt in Prien entwickelte sich sogar eine Hochzeit zwischen der Club-Königin aus Pars Silvette Lleblanc und dem jungen Priener Uhrmacher Norbert Herms“.

Erster Besuch in Graulhet: 17 Jungbauern der Landwirtschaftsschule Prien

Weiter hat Baron von Rothkirch die Entwicklung wie folgt festgehalten: „Nach dieser ersten, größeren und so freundschaftlichen deutsch-französischen Begegnung in Prien äußerten die Entlaßschüler der damaligen Landwirtschaftlichen Berufsschule Prien, die schon seit Januar 1965 an einem Französischkurs teilgenommen hatten, den Wunsch, Frankreich und die dortige Landwirtschaft kennenzulernen. Meine ersten Bemühungen, dabei behilflich zu sein, führten über den französischen Bauernverband leider zu keinem Ergebnis. Man scheiterte immer wieder am Fehlen der Unterkunfts-Möglichkeiten. Bei einem Gespräch bei `Leo Lagrange` in Paris riet mir der damalige Generalsekretär Pierre Maurois, späterer Premierminister, mich an das `Foje Leo Lagrange` in Graulhet zu wenden, das kurz zuvor ein neues Jugendhaus eröffnet hatte und wo die Landwirtschaftsstruktur derjenigen von Oberbayern in etwa ähnlich sein. Graulhet stimmte zu und so fuhren im September 1965 die ersten 17 Jungbauern mit ihrem Schulleiter Rudolf Jilg nach dort. Welchen Eindruck sie in Graulhet machten, veranschaulicht das Angebot einer Partnerschaft mit Prien, das Bürgermeister Bernhard Dumontier seinem Priener Kollegen zu übermitteln bat als er die Gruppe zum Abschied im Rathaus empfing.

Ein besonderer Aspekt dieser ersten Kontakte dürfte es sein dass ausgerechnet ein schwer kriegsbeschädigter französischer Marine-Offizier, dessen Schiff 1940 von deutschen Bomben vor Dünkirchen versenkt worden war und ein ehemaliger deutscher General, unser damaliger Erster Bürgermeister Adolf von Bomhard die ersten Schritte zu dieser im Laufe der vergangenen Jahre so ersprießlichen Freundschaft eingeleitet haben. Ihre Amtsnachfolger, die Bürgermeister Dr. ….. Pontier in Graulhet und Franz Seebauer in Prien haben dann den beschrittenen Weg weiter ausgebaut und vertieft, wofür man ihnen nur von Herzen dankbar sein kann“ – soweit die Erinnerungen von Baron von Rothkirch.

Der Weg der Freundschaft wurde seither auch unter der Federführung der Folge-Bürgermeister auf beiden Seiten fortgesetzt, in Prien waren dies Lorenz Kollmannsberger, Christian Fichtl, Jürgen Seifert und nunmehr Andreas Friedrich. Mit ihm an der Spitze haben sich Priener Delegationen zu einem Jubiläumsbesuch nach Frankreich aufgemacht – darüber werden wir noch berichten.

Foto: Hötzelsperger – Ehemalige Landwirtschaftsschüler im Priener Rathaus bei der 40-Jahr-Feier

 

Weitere Informationen: www.prien.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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