Die Anderl Kapelle erinnert uns, wie so manch anderes Flurdenkmal, an die schrecklichen Kriegsswirren vor rund 75 Jahren.Sie wurde aus einem Gelöbnis heraus erbaut und steht zwischen der Achbruck (Brücke über die Ache an der Straße nach Aschau) und der Prien, am Waldrand, im „Anderl Winkl“.
Daneben sind während der Sommermonate mehrere Bienenvölker fleißig am Nektar und Pollen sammeln. Beter und Bienen haben anscheinend immer schon gut zusammengepasst, wie eine Kapelle am Samerberg beweist, wo Kapelle und Bienenhaus in einem Gebäude vereint sind. Die schön gestaltete, nach Osten gerichtete Anderl Kapelle, ist nur über einen Fußweg erreichbar und wurde, wie schon erwähnt, aus einem Versprechen heraus errichtet.
Michael Huber, der Vater des jetzigen Seniorbauern, gelobte dies während des 2. Weltkrieges. Er war in der Normandie mit einem Pferdemunitionstransport unterwegs und wurde von einem Jagdbomber angegriffen. Es gab eine fürchterliche Explosion und der Anderl Miche konnte sich nur durch einen Sprung ins angrenzende Rübenfeld retten. Während er unter den Rübenblättern robbend versuchte, sich aus der Gefahr zu bringen, gelobte er, eine Kapelle zu bauen, wenn er dieses Inferno überleben darf.
Er überlebte, konnte aus dem Krieg heimkehren, und löste 1947 sein Versprechen ein. Er gab bei der Zimmerei Hamberger, Glaser von Kaltenbrunn, den Bau einer Kapelle in Auftrag.
Letzten Sommer berichtete uns Alois Staudhammer jun., dass ihm sein 90jähriger Vater, Alois Staudhammer sen., im Mai 2021 erzählte, dass er sich noch gut an diesen Kapellenbau erinnere. Der Jakl Sepp, Sohn vom Wörndl in Tauern, der damals Geselle in der Zimmerei Hamberger war, und er, der Bachwastl Lois, Sohn vom Staudhammer in Westerndorf, damaliger Lehrling in diesem Betrieb, fertigten im Sommer 1947 diese schöne Holzkapelle.
Das Einlösen dieses Versprechens hat sie damals sehr beeindruckt und ist ihnen zeitlebens in Erinnerung geblieben.
Betreut und gepflegt hat diese Kapelle dann lange Zeit die Anderl Lies, eine Tante des Auftraggebers. Sie war Schneidermeisterin und hat beim Anderlbauer im Haus gewohnt und genäht. Sie ist aber auch auf die „Stör“ gegangen und hat die anfallenden Schneiderarbeiten bei den Leuten im Haus erledigt.
Auch jetzt wird dieses religiöse Kleinod noch von der Familie Huber, Anderlbauer von Frasdorf betreut. Das Errichten dieses schönen Kultur- und Flurdenkmals war sicherlich mit großem Dank verbunden und sollte uns immer wieder daran erinnern, dass es keine Selbstverständlichkeit ist in Frieden leben zu dürfen.
Text und Bildmaterial: Hildegard und Franz Osterhammer (nach Erzählungen von Familie Huber und Alois Staudhammer)