Eine interessante Beobachtung geschehen in der Hirschauer Bucht. Eine Mittelmeermöwe wurde auf einen großen toten Fisch aufmerksam und machte sich daran, ihn als Mittagsmahl zu verspeisen. Bald darauf kamen zwei Rabenkrähen und setzten sich zu ihr. Sie überlegten, wie sie auch etwas von dem Fisch abbekommen könnten.
Sie fingen an, die Möwe zu stören und von dem Fisch abzulenken. Immer, wenn die Krähen zu nahe kamen, versuchte die Möwe sie wegzuscheuchen. Aber die Krähen ließen sich auf diese plumpe Art nicht einschüchtern oder vertreiben. Das ging eine ganze Weile so. Dann hatte es eine Krähe bis zum Fisch geschafft. Das passte der Möwe aber gar nicht und so versuchte sie erneut die frechen Krähen zu vertreiben. Diese flogen kurz auf und kamen nach kurzem Flug wieder zurück. In der Zwischenzeit wurde ein Kormoran auf diesen Zwist aufmerksam und wollte auch an dem Mahl teilhaben. Er näherte sich schwimmend dem toten Fisch. An diesem stand die Möwe, die über den neuen Mitesser nicht sehr glücklich war. Für die Möwe wurde es jetzt zunehmend schwieriger, ihr Futter gegen zwei Krähen und den Neuankömmling zu verteidigen. Als sie die Krähen verscheute, machte sich der Kormoran über den Fisch her. Alleine wurde sie mit den Nahrungskonkurrenten nicht fertig. Sie rief laut um Verstärkung, die auch unverzüglich kam. Eine zweite Möwe kam angeflogen, aufmerksam vom Kormoran und den Krähen beäugt. Trotz dieser Verstärkung wollte keiner der Beteiligten auf den Fisch verzichten. Es ging jetzt jeder gegen jeden. Es wurde ein Kampf um die Beute.
Während die Möwe eine Krähe verscheuchte, hielt der Kormoran die zweite Krähe in Schach. Aber auf Dauer wurde dies dem Kormoran zu viel und er verschwand wieder. Es blieben die Möwen und die beiden Krähen zurück. Es war ein hin und her, die Krähen waren sehr geschickt und versuchten immer zwischendurch, etwas von dem Fisch zu ergattern. Von einer weit entfernten Landzunge aus beobachtete ein Seeadler das Geschehen. Mit seinen guten Augen hatte er bereits festgestellt, dass der Streit sich um einen großen Fisch handelte. Es wurde Zeit, dass er sich der Sache annahm. Also machte er sich auf den Weg. Elegant gleitete er über das Wasser und näherte sich dem Fressplatz. Als die Möwen den Seeadler kommen sahen, flüchteten sie. Die frechen Krähen aber ließen sich nicht so schnell beeindrucken, sie blieben und beobachteten, was der Seeadler nun vorhatte.
Majestätisch setzte sich der Seeadler vor den Fisch, vor und hinter ihm die Krähen. Sie versuchten es erneut, den Seeadler abzulenken, aber es funktionierte nicht. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er wusste, dass er hier das sagen hat. Sie konnten nur zusehen, wie der Seeadler den Fisch packte und mit ihm das Weite suchte. Die Krähe nahmen die Verfolgung auf, aber die Jagd blieb erfolglos. Sie hatten gehofft, dass der Seeadler vielleicht seine Beute fallen lässt, aber er ließ sie nicht mehr los. Er flog zurück zu seiner Landzunge und verspeiste in aller Ruhe den Fisch.
Bericht und Bilder: Hans Wolf, email: hans.h.wolf@gmx.de