Brauchtum

Erster Vierzeiler 2022 vom Steirischen Volksliedwerk erschienen

Der erste Vierzeiler des Jahres 2022 ist erschienen und widmet sich dem steirischen Bezirk Murnau. Den Leitartikel findet man als Leseprobe anbei.

Inhalt:

  • Hofrat tit. Univ.-Prof. Dr. Walter Brunner (Historiker, ehem. Direktor des steirischen Landesarchivs): Das obere Murtal als historische Region
  • Alfred Baltzer (Murauer Handwerksmuseum): Sapperlot – Brauchtum im Bezirk Murau
  • Dr. Eva Maria Hois (Steirisches Volksliedwerk): „Das Volk ist Sangeslustig und musikalisch begabt …“ (Liedaufzeichnungen von Pater Romuald Pamberger)
  • Harald Kraxner (Holzwelt Murau): Es werde eine Holzregion – Die Holzwelt Murau
  • Uli Vonbank-Schedler (Kuratorin & Künstlerin): Menschliches Tun ist Kultur – Kulturarbeit im Bezirk Murau
  • Eva Maria Hois (Steirisches Volksliedwerk): Die Murtalbahn und ihre Lieder (Liedergeschichte)

Der Vierzeiler ist erhältlich im Steirischen Volksliedwerk und kostet EUR 5,00 pro Ausgabe.

Gemeinsam mit dem Vierzeiler ist auch das heurige Liederheft der Reihe Meine Lieder – deine Lieder mit dem Titel Wia schean is die Welt erschienen. Darin sind Lieder aus dem Repertoire des Oberwölzer Gesangsquartetts, welches im letzten Jahr sein 50-jähriges(!) Bestehen feierte, im dreistimmigen Satz enthalten.

Der Bezirk Murau – Das oberste steirische Murtal

„Am Sunntog is Scheiflinger Kirtåg …“

Das weitum bekannte „Tabakraucherlied“ – Gemeinde-Hymne der im Bezirk Murau liegenden Marktgemeinde Scheifling und Eröffnungslied des Scheiflinger Kirtags. Was vielleicht nicht so viele wissen, ist, dass der Liedtext sich auf den „Gewerken und Hammerherren Raichard von Freisam“ bezieht. Er war ein reicher, einflussreicher Mann, der mit seiner Familie im 17. Jahrhundert nachweislich in Scheifling lebte. Laut Überlieferung soll er ein besonders sozialer Mensch gewesen sein, der selbst gerne seine Pfeife rauchte. Er schaffte es immer wieder, Tabak, der damals sehr teuer und schwer aufzutreiben war, zu bekommen – nicht nur für sich, sondern auch für seine Hammerknechte, Stachelmeister, Ofensetzer und Kohlenführer. Freisam wurde zum Symbol für Güte und Edelmut. Als Huldigung wurde er von den Kirtagverantwortlichen zum großen Kirtagherren erkoren und kann jedes Jahr – am ersten Sonntag im Juli – bei der feierlichen Eröffnung in Form einer 4,20 Meter hohen Figur bestaunt werden.[1] Ich persönlich habe das „Tabakraucherlied“ auch in bester Erinnerung, da in meiner musikalischen Kindheit und Jugend die „ORF-Legende“ Franz Steiner einer derjenigen war, der mit seinen Mooskirchner Altsteirern dieses Lied bei jeder sich bietenden Gelegenheit wahrlich zelebrierte.

Von Brauchtum und UNESCO-Prädikaten …

Der Bezirk Murau ist mit seinen rund 27.500 Einwohner*innen der am wenigsten besiedelte in der Steiermark. Der österreichweit höchste Waldanteil und die unberührte Natur sind erfreulicherweise Gründe für den ständig wachsenden Tourismus in der Region. Mit rund einer Million Nächtigungen jährlich gehört der Bezirk Murau zu den stärksten Tourismusgegenden der Steiermark. Auffallend ist auch, dass musikalische Volkskultur bzw. volkstümliches Brauchtum in den verschiedensten Erscheinungsformen sehr intensiv gelebt und präsentiert werden. Dazu zählen viele Bräuche, die gleich oder ähnlich wie in anderen Regionen der Steiermark praktiziert werden, aber auch – man höre und staune – fünf spezielle Sitten und Bräuche, die es sogar zu einem Eintrag in die österreichische Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO geschafft haben. Die Rede ist vom „Samsontragen“, den „Murauer Faschingsrennern“, den „Bürger- und Schützengarden“, dem „Freiungsaustragen“ und den „Laßnitzer Volksschauspielen“ – man sieht also, es kommt nicht auf die Größe bzw. die Einwohnerzahl an, sondern auf das Engagement und Herzblut der vielen ehrenamtlichen Akteur*innen, die diese so wichtigen identitätsstiftenden Aufgaben übernehmen und damit den Bezirk Murau in kultureller Hinsicht auch nach außen hervorragend repräsentieren.

Singtag …

Das Steirische Volksliedwerk bemüht sich seit geraumer Zeit sehr um Regionalisierung: Es ist uns ein großes Anliegen, unsere Aktivitäten und Inhalte mit Interessierten in den verschiedensten Regionen der Steiermark zu teilen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet unser Volksliedwerk Singtag. Unter dem Motto ¡sing! wird am 21. Mai 2022 in Oberwölz das spontane, einfache und ungezwungene gemeinsame Singen wieder verstärkt ins Zentrum der musikalischen Aufmerksamkeit gerückt. Mit zahlreichen kostenlosen Programmpunkten und Workshops sieht das Konzept des Singtages eine Kombination aus Liedvermittlung, -präsentation und viel Raum für individuelle musikalische Begegnungen vor. Programmpunkte sind u.a.: gemeinsames Singen, Mit-Singkurse zu verschiedenen Schwerpunkten (Jodeln, Jäger- und Almlieder, Liebes- und Heimatlieder, Gstanzlsingen, Schlager etc.) sowie Gesangs- und Musikaufführungen verschiedener Institutionen (Kindergärten, Schulen), Musikgruppen und Sänger*innen aus der Region. Am Abend wird in den verschiedenen Gaststätten der Umgebung hoffentlich auch noch weitergesungen und weitermusiziert!

Vielseitiges Murau

Unsere fünf Hauptartikel spannen wieder einen weiten Bogen, der von der Geschichte des Bezirks (Walter Brunner) über eine Schilderung der schon erwähnten besonderen Bräuche (Alfred Baltzer), volksmusikalische Aufzeichnungen (Eva Maria Hois), die Holzwelt Murau und ihr Werden (Harald Kraxner) bis hin zu den innovativen Projekten der Kuratorin und Künstlerin Ulrike Vonbank-Schedler reicht, deren weitgefassten und niederschwelligen Kulturbegriff als „menschliches Tun“ ich viel abgewinnen kann. In diesem Sinne rege ich Sie alle an, etwas Musikalisches zu tun – sei es Singen, Musizieren oder Tanzen. Anregungen dazu finden Sie vielleicht im vorliegenden Vierzeiler oder im Kursprogramm auf www.steirisches-volksliedwerk.at.

Text und Bildmaterial: Steirisches Volksliedwerk

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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