Natur & Umwelt

Teiche als Wasserspeicher – Ein Zukunftsmodell?

Der Klimawandel schreitet stetig voran – mit nicht absehbaren Folgen für die Menschheit. Derzeit wird in allen Bereichen versucht, die Treibhausgase zu minimieren und so die Erwärmung aufzuhalten. Es zeichnet sich nach den meisten Prognosen ab, dass es im Winter zu vermehrten Niederschlägen und im Sommer zu langen Trockenperioden kommt. Dies führt zu Hochwassergefahren im Winter und zu großen Problemen für den Anbau von Kulturen in Landwirtschaft und Gartenbau im Sommer. Die Notwendigkeit, Wasser im Winterhalbjahr für die Nutzung im Sommer aufzufangen und zu speichern, liegt auf der Hand. In Bayern gibt es etwa 10000 Teichwirte, die in 50000 Teichen und auf einer Fläche von etwa 20000 ha Wasser im Land zurückhalten. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) unterstützt Teichwirte mit durch Beratung beim Bau und Betrieb von Teichen. Ihr Ziel ist es, durch innovative Ansätze und angewandte Forschung die Teichwirtschaft an die sich z.B. durch den Klimawandel verändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Neben neuen Fischarten oder der Nutzung der Teichflächen für erneuerbare Energien gehört hierzu auch der verbesserte Rückhalt und die bessere Nutzung von Wasser in der Landschaft.

Die bayerische Teichwirtschaft ist Jahrhunderte alt und ist seit 2021 als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Ein Großteil der Teiche hat keinen ständigen Zulauf aus einem Fließgewässer. Daher ist der Teichwirt seit Jahrhunderten ein Profi im Auffangen der winterlichen Niederschläge. Er geht mit dem Wasser sorgsam um, da es ihm über den gesamten Sommer hinweg trotz der Verdunstung während der Sommermonate reichen muss.

Die Erdteiche, die einen Wasserspeicher von etwa 160 Millionen Kubikmeter Wasser bilden, haben unsere Vorfahren in Handarbeit für die Fischproduktion angelegt. Aber auch aus Sicht der Wasserspeicherung für andere Zwecke können Teiche interessant sein: Teiche haben ein großes zusätzliches Potential, Wasser zu speichern und z.B. auch sommerliche Starkregenereignisse als Hochwassergefahr zu mindern. Dieses ergibt sich aus dem sogenannten Freibord (Abstand zwischen Wasserspiegel und höher liegender Oberkante eines Dammes oder Ufers) und dem durch Verdunstung fallenden Wasserspiegel im Sommer. So steht der Gesellschaft auch über das Sommerhalbjahr ein zusätzliche Wasserspeicher bei Starkregenereignissen von etwa 80 Millionen Kubikmeter zur Verfügung – ohne den Anfall von Kosten.

Mit geringem finanziellem Aufwand ließen sich an geeigneten Standorten das Stauvolumen von Teichen durch die Erhöhung von Dämmen steigern. Dieses zusätzlich zur Fischzucht gespeicherte Wasser könnte für die Bewässerung in der Landwirtschaft abgegeben werden. Die Kombination von Fischhaltung und Bewässerung wird seit vielen Jahrzehnten in Israel und anderen wasserarmen Ländern praktiziert. Die Wasserspeicherung in Erdteichen ist unvergleichlich günstig. Eine reduzierte oder an die Bewässerung angepasste Fischhaltung verringert die Gefahr einer üppigen Vegetation in den Teichen und hilft dem Erhalt des Wasserspeichers. Auch in Bayern können sich hier für die Teichwirtschaft neue Zukunftsaufgaben ergeben. Am Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wird derzeit an Konzepten für diese erweiterte Nutzung der Teiche gearbeitet.

Bericht und Foto: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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