In Zeiten großer Herausforderungen, des Kriegs in der Ukraine, der Pandemie und der Klimakrise, braucht es nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx die „Kirche als einen Ort der Hoffnung“. Ein solcher Ort sei gegenwärtig „nötiger denn je“ und werde von der Kirche geschaffen in „der Gemeinschaft und der Erfahrung, dass das, was uns verheißen ist, nicht irgendwie eine Illusion bleibt, sondern konkretes Projekt ist, das Projekt des Mannes aus Nazareth“, so der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Sonntag, 13. März, im Münchner Liebfrauendom anlässlich des neunten Jahrestags der Wahl von Papst Franziskus.
Die christliche Hoffnung bestehe darin, dass „das Reich Gottes jetzt anbricht und nicht erst im Himmel beginnt“, führte der Kardinal aus. Gleichwohl herrsche eine gewissen Spannung: „Es ist noch nicht vollendet, es ist da und noch nicht. Es ist aber keine Illusion, es ist keine Träumerei, es ist keine Vertröstung, sondern hat einen Anhaltspunkt in der Wirklichkeit. Wir erfahren es im Zeichen, in der Feier, im Gebet, ja, im Fortschritt von Freiheit und Gerechtigkeit. Wir können sehen, das etwas möglich ist, das uns deutlich macht: Diese Hoffnung ist nicht vergebens.“
Das zentrale Bild für eine Kirche, durch deren Geschichte die Hoffnung und das Reich Gottes verkündet, bezeugt und verwirklicht werden, ist laut Erzbischof Marx das Bild „des pilgernden Volkes, das unterwegs ist“, einer Gemeinschaft, die aufmerksam ist für das, „was in der Welt passiert, und Ausschau hält nach den Möglichkeiten Gottes“. Es handle sich dabei um eine Kirche, die „vieles hinter sich lässt, Wagnis ist, Abenteuer ist, sich ganz auf den Weg Gottes einlässt“, nicht um eine Kirche, in der die Überzeugung herrscht: „Wir haben schon alles und bauen eine Burg auf, und die Stürme der Zeit werden abgewehrt.“ Vielmehr brauche es eine Kirche, so Marx, „die neugierig ist für die Möglichkeiten Gottes, die aufmerksam schaut, was der Geist Gottes nicht nur bei uns, in unseren Herzen, in der Kirche, sondern in der Welt in Bewegung bringt, eine Kirche, die lernt, wo viele mitgehen, miteinander beraten, aufeinander hören, auch auf die, die außerhalb der Kirche sind“.
Eine solche Kirche ist nach Ansicht von Kardinal Marx die synodale Kirche, wie sie Papst Franziskus fordert. Marx rief die Gläubigen dazu auf, besonders an diesem Papstsonntag für den Heiligen Vater und seinen Dienst zu beten, „aber vor allem wollen wir in diesen Tagen mit ihm beten für den Frieden. Das ist das, was uns in diesen Tagen existenziell umtreibt, was uns wirklich bewegt. Und so wollen wir uns in das Netzwerk der vielen Menschen aller Religionen, aller Weltanschauungen miteinfügen, die um den Frieden beten und für den Frieden kämpfen.“ (ck)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger – Morgenstimmung nahe der Kirche von Wildenwart