Die Städtische Galerie im Leeren Beutel zeigt ab Samstag, 26. Februar 2022, eine Ausstellung mit Fotos aus dem Regensburger Stadtteil Konradsiedlung. Der Künstler Paul Dittmann hat sie unter das Motto gestellt: „Vielfalt und Toleranz: (Auf)wachsen in der Siedlung. Die Vergangenheit, ich und die Menschen vor Ort“. Paul Dittmann studiert derzeit im Bachelor-Studiengang „Kommunikationsdesign“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg/Schweinfurt. Das Projekt zur Konradsiedlung ist eine freie Arbeit, die ihre Anfänge im Studium genommen hat. Die ersten Aufnahmen entstanden im Jahr 2019. Das Besondere dabei ist, dass die großformatigen Farbfotografien mit einer sogenannten analogen Plattenkamera aufgenommen worden sind, bei der der Künstler seine Motive kopf- und spiegelverkehrt auf der Mattscheibe sah.
Im Jahr 2017 stieß Dittmann auf die Tatsache, dass die AfD bei Wahlen in einem Regensburger Wahlbezirk erstmals mehr Stimmen als die traditionell dominierende Partei CSU erhielt. Dieser Wahlbezirk trägt nach dem Wahllokal den Namen „Schule der Vielfalt und Toleranz“ und liegt mitten in der Konradsiedlung. Paul Dittmann wollte mehr über den Stadtteil und seine Bewohnerinnen und Bewohner erfahren, um sich selbst ein umfassenderes Bild machen zu können. In mittlerweile knapp drei Jahren wuchs der Fotograf an der Aufgabe, sich selbst einen Überblick über die Siedlung zu verschaffen und einen eigenen Blick zu entwickeln. Erster Ansporn für eine Auseinandersetzung mit dem Thema war die Frage, woher die erhöhte Wahlbereitschaft für die AfD kam. Die Beschäftigung damit führte über die Vergangenheit des Stadtteils hin zur Entstehungsgeschichte während des Nationalsozialismus und mündete schließlich in einen subjektiven Blick auf die gegenwärtige Situation. Gedanken wurden gefasst, formuliert und wieder verworfen. Kongruent dazu hat sich der Fotograf erlaubt, seine fotografischen Techniken anzupassen und zu verändern.
Der subjektive Blick besteht in der fotografischen Begleitung von Menschen, die im Viertel leben oder lebten beziehungsweise dort aufgewachsen sind. Durch Gespräche über das Leben in der Konradsiedlung offenbarten sich Orte, mit denen die portraitierten Personen besondere Erinnerungen verknüpfen.Neben großformatigen Farbfotos zeigt die Ausstellung auch eine ganze Reihe von fotografischen Notizen, wie Paul Dittmann sie nennt. Diese entstanden bei seinen Streifzügen durch die Siedlung, um sich bestimmten Motiven zu nähern und potentielle Themen zu erkennen. Außerdem gibt es noch acht Schwarzweißprints, davon vier historische Aufnahmen der damaligen sogenannten Schottenheimsiedlung aus den 1930er Jahren, denen die heutige Situation mit Schwarzweißfotografien gegenübergestellt wird.
Ab Samstag, 26. Februar 2022, ist die Ausstellung zu den regulären Öffnungszeiten der Städtischen Galerie (Dienstag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr, geschlossen 1. März) bei freiem Eintritt zugänglich. Sie läuft bis Sonntag, 27. März 2022.