In unserer lebenswerten Region gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele. Eines davon ist allerdings ein ganz besonderer Hingucker und begrüßt die Besucher des Prientals schon von weitem: das Schloss Hohenaschau. Dabei hätte das Bauwerk trotzdem noch etwas mehr Aufmerksamkeit verdient. Noch ist es eine Adresse für echte Kenner und Liebhaber ruhigerer Schlossmomente. Die kommen auf Hohenaschau auf ihre Kosten. Während das Gros der Touristen in Scharen zum nahegelegenen Schloss Herrenchiemsee pilgert, erhalten Besucher der Festung, die 70 Meter oberhalb von Aschau liegt, hier noch „Burgfeeling“ pur.
Um ein letztes Mal den Vergleich mit Herrenchiemsee zu bemühen: Gesehen hat das alte Gemäuer auf dem Berg oberhalb Aschaus auch schon um einiges mehr. Bereits Ende des 12. Jahrhunderts ließen Konrad und Arnold von Hirnsberg irnHIrnsberg Hidas Schloss als Stützpunkt am Eingang des oberen Prientals errichten.
Als die von Hirnsbergs zunehmend verarmten und die Burg nicht mehr halten konnten, wechselten sich in den folgenden Jahren mehrere Besitzer auf Hohenaschau ab. Die sehr wohlhabenden Freiherren von Freyberg übernahmen den Sitz im Jahr 1374 und Pankraz von Freyberg war der erste Eigentümer, der der Festung ein grundlegendes Facelifting gönnte. Aus der Burg Hohenaschau wurde zwischen den Jahren 1529 und 1565 ein Gebäude im Stil der Renaissance.
Doch Baustile und Bautrends veränderten sich auch schon in früheren Zeiten und so waren es dann die Freiherren von Preysing, die mittlerweile die Herrschaft über Hohenaschau übernommen hatten und in den Jahren 1672 bis 1686 das Schloss im Stil des Hochbarocks um- und ausbauen ließen. Zu den bestehenden Bauten kamen der große Festsaal, die Schlosskapelle und das Benefiziatenhaus dazu.
So viel Ausstrahlung blieb nicht ohne Außenwirkung: Die Burg wurde in den Jahren 1704 und 1809 zweimal angegriffen und wurde dabei jedes Mal auch geplündert. Zuerst waren es die österreichischen Truppen, rund hundert Jahre später dann aufständische Tiroler, die sich die Schätze des Schlosses unter den Nagel rissen.
Was folgte, waren mehrere Besitzerwechsel, wobei die Zeit unter der Industriellenfamilie Cramer-Klett weitere optische Veränderungen mit sich brachte. Von 1905 bis 1908 ließ Theodor von Cramer-Klett jun. Hohenaschau renovieren und die einstige Burg nun zum Schloss mit dem heutigen Erscheinungsbild umbauen. Die Freude darüber währte nicht ewig – die Familie kam in finanzielle Schwierigkeiten und so fiel das Schloss schließlich 1942 in die Hände der Nazis, die das Gebäude als Erholungsheim für Marinesoldaten nutzte.
Auch nach dem Krieg wurde und wird Hohenaschau noch als Erholungsheim genutzt. Inzwischen gehört es zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Mieter ist das Sozialwerk der Bundesfinanzverwaltung. Obwohl ein großer Teil des Schlosses deshalb für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, können Besucher dennoch einige der Räumlichkeiten besuchen. Von Juni bis Oktober werden an sechs Tagen in der Woche Führungen angeboten. Kinder haben ihren besonderen Spaß bei den Gespensterführungen. Dort geht‘s verkleidet durch Hohenaschau und man ist dabei auch einigen Schlossgespenstern auf der Spur. Viele erkennen dabei: Die spannendsten Abenteuer liegen oft direkt vor der Haustür.
Text: af – Foto: Herbert Reiter
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de