Bei Schönau in der Gemeinde Tuntenhausen hat am Montag, 31. Januar die Arbeit zur Umwandlung der alten Linde zum Habitatbaum begonnen. Die rund 200 bis 220 Jahre alte Sommerlinde ist von einem Pilz befallen, der zu einem massiven Holzabbau und folglich einer hohen Bruchgefahr führt. Bereits vor einigen Jahren war der Baum darum stark zurückgeschnitten und die Baumkrone mit Stahlseilen gesichert worden. Doch inzwischen ist die Fäulnis so weit fortgeschritten, dass es nur noch zwei Möglichkeiten gab: Den Baum fällen oder zum Habitatbaum umzugestalten und ihn so in Würde sterben zu lassen.
Georg Weigl, Bürgermeister von Tuntenhausen, war sehr froh darüber, dass die alte Linde bleibt. „Die Verkehrssicherungspflicht ist wichtig, aber orts- und landschaftsprägende Solitärbäume müssen erhalten bleiben. Ich bin sehr, sehr froh, dass das so gemacht wird. Der Baum ist einfach schon immer da, der hat Geschichte“, sagte Weigl. Die Sommerlinde wird etwa um die Hälfte zurückgeschnitten. „Es gibt zwar einen groben Plan, doch wie der Baum am Ende wirklich aussehen wird, hängt davon ab, was die Baumpfleger oben finden“, sagt Roman Pröll, Fachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege im Landratsamt Rosenheim. Der Baum soll so umgebaut werden, dass er in Zukunft möglichst vielen Tieren einen Lebensraum bietet. „Wenn der Baumpfleger weitere oben Höhlungen entdeckt, die zum Beispiel als Lebensraum für Fledermäuse interessant sind, werden wir versuchen, diese weiter unten wieder einzubauen. Auch künstliche Höhlungen und lange Bruchkanten sollen geschaffen werden“, so Pröll. Durchgeführt werden die Arbeiten von Baumgutachter und Baumpfleger Georg Kiesl sowie Baumpfleger Peter Lobis. Sie sollen im Laufe des Dienstags (01.02.22) beendet sein.
Nicht nur im Baum selber, sondern auch drum herum soll weiterer Lebensraum entstehen. Denn das meiste Holz und die abgeschnittenen Äste bleiben vor Ort. Die größeren abgesägten Baumstücke werden zu Totholz aufgeschichtet. Dieses aufgeschichtete Holz kann auch Kriechtieren einen Unterschlupf und damit neuen Lebensraum bieten. Die feineren Äste werden zu einer sogenannten Benjeshecke aufgeschichtet. Dazu werden an vier Seiten Pflöcke in den Boden geschlagen und die Äste darin aufgeschichtet. So entsteht ein stabiler Wall. Tiere bringen mit den Jahren Samen mit, sodass sich mit der Zeit auch andere Pflanzen dort etablieren und gedeihen können. Zwischen 4.000 und 7.000 Euro kostet die Umwandlung der sterbenden Sommerlinde zum Habitatbaum. Die Kosten übernimmt der Landkreis Rosenheim. Der unteren Naturschutzbehörde stehen Gelder für den Erhalt von Naturdenkmälern zur Verfügung.
Die alte Linde bei Schönau in der Gemeinde Tuntenhausen wurde 1967 in die Liste der Naturdenkmäler aufgenommen. Insgesamt 44 Bäume genießen aktuell im Landkreis Rosenheim diesen Schutzstatus.
Bericht und Bilder: LRA Rosenheim