Angefangen hat es in den 80er Jahren, als junger Koch. Es war bei einem Wettbewerb des Kochvereins Rosenheim als Christian Staber das erste Mal einen „Eisschnitzer“ in Aktion gesehen hat.
Die Faszination für das Material, was daraus entstehen und vor allem, wie man damit ein Publikum in den Bann ziehen kann, ist ihm bis heute zur Lebensaufgabe geworden. Einzelne Buchstaben und kleine Schalen für Dessertbuffets, das waren die ersten Gehversuche als junger „Kampi“ nach der Ausbildungszeit im schweizerischen Davos. Ein japanischer Kollege, bei dem er Einiges abschauen konnte, sagte ihm: „Du hast eine gute Hand dafür, mach das weiter!“
Gesagt, getan: Nach weiteren Stationen unter anderem am Tegernsee und gelegentlichen Besuche in heimatlichen Gefilden, wo die Eltern ein Restaurant hatten, wurde die Entwicklung der „Staber´schen Eiskunst“ weiter perfektioniert.
Doch wie gewinnt man dieses schöne, klare Eis – ein Merkmal, das seine heutigen Skulpturen auszeichnet? Früher musste er sich im Winter an den Steinbach oder nahegelegene Seen begeben und die dortigen Eisplatten herausschneiden. Diese waren zwar als Rohmaterial verwertbar, jedoch nicht transparent genug für das gewünschte Ergebnis. Die einzelnen Kanten und Schnitte waren auf den Skulpturen nicht deutlich genug erkennbar.
Die Arbeit mit dem Meißel? Mühsam. Viele Versuche mit den Eisplatten hat es gebraucht, einige Skulpturen missglückten. Jedoch eine wertvolle Phase des „Learning by doing“.
Am Ende der Versuche kam eine völlig neue, vermeintlich auf der Hand liegende Technik ins Spiel: Das Eis mittels Gefriertruhe herzustellen. Dies eliminierte einerseits die Unregelmäßigkeiten der Struktur und andererseits hob es die Eigenschaft des klaren Wassers hervor.
Und in der Folge löste dann die Motorsäge (später Akkusäge) auch den Meißel als Werkzeug ab. „Ich habe ein sehr gutes, dreidimensionales Vorstellungsvermögen“, sagt Christian Staber, „Mir reicht ein Gegenstand, den mir jemand als Vorlage gibt, und ich schneide dann alles frei aus dem Eis heraus, ohne Vorskizzen. Mittlerweile bin ich mit dem Eisschnitzen so vertraut, dass ich in 20-30 Minuten eine Skulptur angefertigt habe.“
Wettbewerbe beim Eisschnitzen im In- und Ausland brachten ihm etliche Medaillen und Pokale ein. Der Europameistertitel 2001 war für ihn sein größter Erfolg.
Es folgten zahlreiche TV-Auftritte und Einladungen zu exklusiven Events und Messen in ganz Deutschland. Mittlerweile reist er jedoch nicht mehr so gerne durch die Gegend, sondern unterhält vornehmlich heimisches Publikum, im Umkreis von ca. 150 km.
„Ich brauche das einfach, ein bisschen unterwegs zu sein, mit den Leuten zu reden und meine Show zu machen –die Kinder haben eine Mordsgaudi, vor allem, wenn das Eis beleuchtet wird und es glitzert und funkelt. Dazu dann noch das Glitzern in den Augen der Leute zu sehen, das ist für mich das Schönste an meinem Eiskünstlerdasein.“ Was viele nicht wissen: Eiskunst kann das ganze Jahr über stattfinden, auch im Außenbereich. Ein Pavillon oder Schattensgeber sollte vorhanden sein, die Skulpturen schmelzen ja mehr oder weniger schnell.
„Man sollte auch etwas loslassen können“, fügt Christian Staber hinzu. „Alles ist vergänglich und als kreativer Mensch hat man womöglich das Glück, sich und andere mit seiner Kunst – wenn auch manchmal nur temporär – zu erfreuen.“
Das Holz ist übrigens seine zweite Leidenschaft. Als „Fichtenmopedkünstler“ hat Staber bereits an mehreren Orten der Region sehenswürdige Skulpturen geschaffen.
Text: Conni Lechner
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de