Statt gemeinsam an einem Tisch nur per Videoschaltung: Pandemiebedingt musste das erste Treffen des neuen Volksmusikpflegers des Bezirks Oberbayern, Leonhard Meixner, mit den Volksmusikpflegerinnen und -pflegern der Landkreise und Vertretungen von Gauverbänden am vergangenen Wochenende kurzfristig online stattfinden.
Trotzdem hatten sich an die 20 Teilnehmende von Eichstätt bis Berchtesgaden, von Fürstenfeldbruck bis Mühldorf zugeschaltet. Bezirkstagspräsident Josef Mederer hatte bei einer Besprechung Ende September ein zügiges Treffen versprochen, sobald ein neuer Volksmusikpfleger bestellt sei, und wollte nun sein Wort trotz Pandemie halten. Als sich Leonhard Meixner, seit 20. Oktober im Amt, der Runde vorstellte, wurde schnell klar, dass dies eigentlich überflüssig war: Der 33-jährige studierte Musikpädagoge ist in der Szene kein Unbekannter und durch langjährige Mitarbeit im bisherigen Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern in Bruckmühl bestens vertraut sowohl mit den Akteuren als auch den Inhalten.
Sein Programm, das darauf fußt, Bewährtes fortzusetzten und Neues zu integrieren, wurde mit großer Zustimmung aufgenommen. „Als wir gehört haben, der Leo ist der neue Volksmusikpfleger, hat sich die Verunsicherung, die in den vergangenen Monaten geherrscht hat, schnell gelegt“, war mehrfach zu hören. Auf diesem Vertrauensvorschuss will sich Meixner natürlich nicht ausruhen, sondern sich intensiv mit der oberbayerischen Volksmusikszene vernetzten und zusammenarbeiten. Die Idee eines runden Tisches unter Federführung des Bezirksvolksmusikpflegers, bei dem sich alle einbringen können, fand großen Anklang. Gemeinsamer Austausch und Vernetzung stünden im Vordergrund, so Meixner. Ihm gelang es auch, Befürchtungen zu nehmen, die Volksmusik verliere im neugeschaffenen Zentrum an Bedeutung. Dies bekräftigte auch Bezirkstagspräsident Mederer, der im Gegenteil ausführte, dass die hohen Investitionen, die man in Bruckmühl tätige, Beleg dafür seine, wie wichtig Volksmusik und Volksmusikarchiv dem Bezirkstag seien. Man habe verstanden, dass die Szene nach dem wegen Corona und Stellenleerständen holprigen Generationenwechsel irritiert gewesen sei.
Nach der Verabschiedung des jahrzehntelangen Volksmusikpflegers und Leiters des Volksmusikarchivs, Ernst Schusser, Ende 2020 hatte der Bezirk Oberbayern angekündigt, das Zentrum in Bruckmühl umzubauen und inhaltlich zum Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik zu erweitern. Anlass dazu gab der bereits 2017 vollzogene Ankauf einer größeren Immobilie unmittelbar neben dem bisherigen Archiv. Elisabeth Tworek, die Leiterin der Kulturabteilung des Bezirks, erläuterte den Fahrplan: „Die großartigen Nachlässe, die wir in Bruckmühl besitzen, sind das Herzstück. Ziel ist, den wertvollen Sammlungsbestand möglichst unversehrt langfristig aufzubewahren und den natürlichen Alterungsprozess soweit wie möglich zu verlangsamen. Eine Herkulesaufgabe, die nun im Zuge der Digitalisierung auch der Archivbestände der anderen Sammlungen des Bezirks Oberbayern angegangen werden soll!“ Der bisherige Sammlungsbestand wird von einem reinen Sicherungsarchiv in ein für die Allgemeinheit nutzbares kommunales Archiv weiterentwickelt.
Auch die Literatur in Oberbayern wird zukünftig in Bruckmühl eine Heimat finden. Auf der Basis des bisherigen Sammlungsbestandes zu Volksliedern und Feldforschungen widmet sich das Zentrum verstärkt oberbayerischen Dialekten und Umgangssprachen. Der in Bruckmühl bereits vorhandene Bibliotheksbestand wird professionell erfasst, erweitert und in eine zukünftige Oberbayern-Bibliothek weiterentwickelt. Der Aufbau des Literaturbereichs ruht vorrangig auf den Schultern von Katharina Baur, der Gesamtleiterin des Zentrums in Bruckmühl.
Bericht: Bezirk Oberbayern
Archiv-Foto von der Volksmusikwoche auf dem Samerberg