Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden startet ein Forschungsprojekt zu den Interaktionen von Reh-, Gams- und Rotwild mit seiner Umwelt. In Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM), der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und dem Nationalpark Bayerischer Wald sollen sowohl der Einfluss dieser Wildarten auf Vegetation und andere Tierarten als auch der Einfluss der Menschen und des Klimawandels untersucht werden. Im Zuge des Projektes ist vorgesehen, Rotwild mit GPS-Senderhalsbändern auszustatten. Für den Fang von Rotwild wurde heute die erste Fanganlage am Königssee aufgestellt.
Nationalparkleiter Dr. Roland Baier und Forschungsleiter Prof. Rupert Seidl freuen sich, dass die ökologische Forschung im Nationalpark im Bereich der Huftiere künftig deutlich ausgebaut wird. Gemeinsam untersuchen die Wissenschaftler Dr. Matthias Loretto und Rudolf Reiner im Nationalpark Berchtesgaden mit moderner Technik verschiedene Fragestellungen, darunter: Wie wirkt sich die Aktivität der Menschen auf die Raumnutzung und das Verhalten der Tiere aus? Und welche Auswirkungen haben der Klimawandel und das Nahrungsangebot?
Im Nationalpark Berchtesgaden startet ein neues Forschungsprojekt zu Interaktionen von Huftieren mit ihrer Umwelt. Nationalparkleiter-Stellvertreter und Sachgebietsleiter Parkmanagement, Daniel Müller (r.) sowie Forschungsleiter Prof. Rupert Seidl (l.) testen beim Aufbau der Fangvorrichtung zur Besenderung von Rotwild am Königssee die Funktionalitäten der neuen Anlage.
Damit das Rotwild am Königssee schonend gefangen werden kann, wurde heute nahe der Rotwildfütterung Reitl am Königssee eine entsprechende Anlage aus Holz aufgestellt, eine weitere wird bei der Wildfütterung auf St. Bartholomä folgen. Im Nationalpark Bayerischer Wald wird diese Fangmethode bereits seit den 1970er Jahren regelmäßig eingesetzt. Sobald die Genehmigung von der Regierung von Oberbayern für die Besenderung der Tiere vorliegt, können die Fangaktionen beginnen. „Wir rechnen damit, dass wir voraussichtlich im Winter die ersten Tiere mit GPS-Sendern ausstatten können“, sagt Schalenwildexperte Reiner. „Doch es ist wichtig, den Fangkorral bereits jetzt aufzubauen, damit sich die Tiere daran gewöhnen, wenn sie mit dem ersten Schnee in die Fütterung ziehen“.
Die moderne Technik und Miniaturisierung von Sensoren, die mittlerweile in jedem Smartphone verbaut ist, haben zu einer Revolution in der Wildtierforschung geführt. „In unserem Projekt können wir Positionsdaten stündlich rund um die Uhr über zwei Jahre hinweg erfassen. Ähnlich wie Fitness-Tracker, die wir an unseren Handgelenken tragen, können wir zusätzlich Körperbewegungen hochauflösend messen und auf das Verhalten der Tiere schließen. Gegen Ende der Studie können die Sender per Fernauslöser oder automatisch zu einem zuvor definierten Zeitpunkt wieder vom Tier abgelöst werden“, erläutert Dr. Loretto, Experte für Tiersender. Die Wissenschaftler planen, im Rahmen des dreijährigen Projekts rund 30 Stück Rotwild zu besendern. Mit detaillierten Endergebnissen ist in zwei bis drei Jahren zu rechnen, Zwischenergebnisse werden vorab unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de veröffentlicht.
Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Berchtesgaden