„Auf gehds , pack mas“ – So hört man den Wirt vom Donisl München über den dortigen Marienplatz rufen. Zusammen mit Filmemacher Klaus Bichlmeier hat er in der Landeshauptstadt zu einem großen Ereignis gerufen. Es soll ein Weißwurst-Denkmal-Bayern aufgestellt werden.
Am Sonntag, den 19. September 2021 spannt sich ein herrlich weißblauer Himmel über das Bayernland. Petrus hat es gut gemeint. Es ist 11 Uhr vormittags. Viele Touristen stehen vor dem Münchner Rathaus um das Glockenspiel zu beobachten. Doch kurz danach hört man eine schwere Trommel, die Blasmusik ankündigt. Verwundert stellen die Zuschauer fest, hier bewegt sich ein größerer Menschenzug. Allen voran eine nobler Herr mit Frack und Zylinder. Er führt mit einem Fahrwagen eine überdimensionale Weißwurst über den Marienplatz. Dahinter geht die Münchner Stadtwache mit historischen Kostümen aus dem Jahr 1800. Und ein zackiger Marsch der Donisl Blaskapelle führt weitere 20 Personen der Stadtgeschichte an. Sie alle feiern die Geburt der Weißwurst im Jahr 1857 beim Wirtshaus zum Ewigen Licht. Es war damals der Gastwirt Sepp Moser, der die erste Weißwurst in seiner Küche im heißen Wasser servierte. 167 Jahre ist dies nun her. Bichlmeier will die Geschichte der Weißwurst in seinem Film „Zeitreise Bayern“ darstellen. Dazu hat er sich eine besondere Szene für den Schluß vorgestellt. Nämlich – die Einweihung des Weißwurst-Denkmals Bayern. Diese Wurst ist ja immerhin weltberühmt. Egal ob Bayer, Preiss oder Japaner – alle lieben sie.
Schließlich führt der Weißwurstzug die Leute direkt zum Eingang des Donisl. Dort begrüßt der Wirt Peter Reichert seine Gäste zusammen mit dem Zeremonienmeister Manfred Klein. Unter den Klängen der Blasmusik wird das Denkmal enthüllt. Mehrere Hundert Zuschauer sind inzwischen heran geeilt und begrüßen das Denkmal mit den Worten Hipp Hipp, hurra! Über 100 Jahre hat es gedauert, bis München endlich sein Weißwurst-Denkmal erhält. Und alle können es auf Großleinwand nacherleben, wenn Bichlmeier zur Filmpremiere ruft: „Auf gehd´s zum Film „Zeitreise Bayern“.
Bericht:Klaus Bichlmeier – Fotos: Albert Grillhiesl – u.a.: Gitarren Christl mit der Weißwursthymmne und Klaus Bichlmeier
Zur VORGESCHICHTE: 12 Uhr läuten am alten Peter in München. Dieser Glockenschlag hat eine weitreichende Bedeutung. Ab jetzt, also 12 Uhr, darf man keine Weißwürste mehr verzehren. Für viele undenkbar und in Oberbayern schier verpönt. Tatsächlich ist das Ganze kein bayerisches Hirngespinst, sondern hat einen einleuchtenden Grund: Früher gab es keine gute Kühlung und so konnte man das frische Brät schlicht nicht länger als ein paar Stunden aufbewahren. Eine Weißwurst nach dem Zwölfeläuten krempelt im Sommer selbst den gestandensten Oberbayern die Stutzen um. Erstmals wurde die Weißwurst am 22. Febr. 1857 hergestellt. Der Legende nach soll es an diesem Tag ein gewisser Sepp Moser, seines Zeichens Wirt der Münchener Bierwirtschaft Zum Ewigen Licht gewesen sein. Ihm sollen die Schafsdärme für seine beliebten Bratwürste ausgegangen sein. Erschwerend hinzu kam, dass dieses Datum mit dem damaligen Rosenmontag zusammenfiel und Moser mit dem entsprechenden Andrang rechnete. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch und der Münchener Wirt füllte das Brät in vorrätige Schweinsdärme, die er dann allerdings zum Kochen in heißes Wasser legte. Ob Moser hier einfach Angst hatte, dass die deutlich dickeren Schweinsdärme auf dem Grillrost geplatzt wären oder er einfach nicht genügend Platz hatte, ist nicht überliefert.