Land- & Forstwirtschaft

Bayerisches Knowhow für Vertikale Landwirtschaft

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am 2./3. September 2021 findet in München die fünfte „International Vertical Farming & New Food Systems Conference“ statt. Nach Peking, Amsterdam, Washington und Oslo kehrt die Konferenz damit an den Standort der Association for Vertical Farming e.V. (AVF) zurück. Von München aus setzt sich die gemeinnützige Organisation weltweit mit ihren Mitgliedern für die Implementierung und Förderung von Indoor/Vertical Farming ein. Die AVF richtet den internationalen Branchentreff gemeinsam mit den bayerischen Staatsministerien für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sowie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus. Unter vertikaler Landwirtschaft versteht man den bodenunabhängigen Anbau von Pflanzen in geschlossenen Gebäuden in mehreren Lagen übereinander mit elektrischer Beleuchtung und computergesteuerter Klimatisierung. Die Pflanzen gedeihen im geschlossenen System mit genau berechneten Nährstoffen, künstlichem Licht, Temperatur und Wasserzufuhr. Sie benötigen so weitaus weniger Ressourcen als im klassischen Anbau. Durch diesen ganzjährigen, umweltunabhängigen Anbau ist der Flächenbedarf im Vergleich zum Freilandanbau minimal.

Staatssekretär Roland Weigert betonte in seinem Eröffnungsgrußwort: „In der vertikalen Landwirtschaft entstehen zurzeit viele Forschungsprojekte und Start-ups. Der Freistaat fördert diesen Trend im Rahmen seiner Bioökonomiestrategie. Ich sehe hier große Chancen, sich mit innovativen Technologien und Verfahren an der Spitze einer neuen Industrie zu positionieren. Vertikale Landwirtschaft und Indoor-Farming können viel dazu beitragen, den Selbstversorgungsgrad von Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern und bergen überdies Zukunftspotential für die lokale Erzeugung in Bayern. Auch Länder mit extremem Klima interessieren sich immer mehr für diese alternativen Produktionsverfahren. Deswegen gibt es für große Tech-Unternehmen ebenso wie Start-ups im Freistaat vielversprechende Ansätze, Wertschöpfungsketten zu entwickeln und international zu vermarkten. Das bayerische Know-How ist in Hightech und Agrarwissenschaften weltweit führend. Beides kommt hier zum Einsatz. Mit Sensor- und Steuerungstechnologien und speziellem Saatgut wird der Pflanzenanbau weitgehend automatisiert. Ein weiterer Vorteil liegt in der Unabhängigkeit von Wetter und Jahreszeit. Wenn schließlich sogar Geschmack und Vitamingehalt positiv beeinflusst werden, ist die Tür für einen Baustein der Nahrungsmittelversorgung der Zukunft weit geöffnet.“

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber erklärte zu den Chancen der neuen Anbaumethode: „Unseren heimischen Erzeugern bietet das neue Anbausystem Möglichkeiten, um die Verbraucherinnen und Verbraucher ganzjährig mit lokal angebautem frischem Gemüse, Kräutern sowie Arznei- und Gewürzpflanzen zu versorgen. Mit einer praxisorientierten Forschung wollen wir das Anbausystem in Zukunft noch genauer untersuchen. Der Anbau in Indoorfarmen ist zudem weitgehend automatisierbar und sorgt damit für ein modernes Arbeitsumfeld. Wegen des hohen Hygieneniveaus in den Farmen kann außerdem fast völlig auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Gleichzeitig führt das geschlossene Anbauverfahren zu einem deutlich reduzierten Wasser- und Nährstoffverbrauch und verhindert, dass Düngemittel in die Umwelt gelangen. Unsere Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wird gemeinsam mit Praktikern untersuchen, wie rentabel und nachhaltig –vor allem mit Blick auf den Energieverbrauch – der Anbau ist und welche Erzeugnisse sich der Verbraucher aus bayerischen Indoorfarmen wünscht. So stellen wir sicher, dass unsere bayerischen Betriebe unmittelbar beim Transfer in die Praxis eingebunden sind.“

Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbands sagte in seinem Grußwort: „Landwirtschaft der Zukunft ist vielfältig und nachhaltig – in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Dabei ist es das Miteinander aus klassischen und neuen Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensformen, welche Bayern und die bayerischen Betriebe auszeichnet. Wir wünschen uns, dass sich bei Projekten zu ‚Vertical Farming‘ die Landwirtinnen und Landwirte mit Know-how im Pflanzenbau und/oder als unternehmerische Partner beteiligen.“

Schirmherrin Christine Zimmermann-Lössl: „Vertical Farming wird eine unverzichtbare Säule in der Nahrungsmittelproduktion sein, um die Auswirkungen der Klimakatastrophe zu mildern und mehr lokale Versorgung zu ermöglichen.“

Bericht: Bayer. Landwirtschaftsministerium

Foto: Hötzelsperger

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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