Von Wolfgang Dietzen – Dieser Abend, den der Kunstverein Traunstein e.V. seit 2010 jedes Jahr im Herbst in der Reihe „im Dialog“ in der Alten Wache im Rathaus in Traunstein veranstaltet, hatte die Magie des ganz Besonderen. Die Gäste der Vernissage in der Alten Wache im Rathaus in Traunstein erfuhren Dinge und sahen Bilder, die ihnen in dieser Form wohl noch nie begegnet sind.
Wie der Vorsitzende des Kunstvereins Herbert Stahl in seiner kurzweiligen Eröffnungsrede ausführte, veranstaltet der KVTS jedes Jahr im Herbst die Reihe „im Dialog“ in der Alten Wache im Rathaus in Traunstein. Dabei lädt eine Künstlerin oder ein Künstler des Vereins sich jemanden von außen ein und tritt mit dieser Person in einen künstlerischen Dialog. Beide konzipieren eine gemeinsame Ausstellung, in deren Exponaten, in deren Konzept in irgendeiner Weise Überschneidungen stattfinden. „Die Möglichkeiten der Überschneidungen hierfür sind vielfältig, sie können inhaltlich, formal und auch zwischen den verschiedenen Künsten ausgerichtet sein.“
Im diesjährigen Dialog-Projekt sind es zwei Künstler des Vereins: die Mitgründerin des Kunstvereins Traunstein Claudiha-Gayatri Matussek, Jahrgang 1954 aus München und Helmut Morawetz, Jahrgang 1948 aus Salzburg. Sie traten mit der Musikerin Antonia Dorner aus München in einen künstlerischen Dialog. Kein Wunder, da Claudiha-Gayatri Matussek doch einen ganz besonderen Zugang zu Klängen, Tönen und Lauten hat. Fast zwei Jahrzehnte jünger als Helmut Morawetz öffnete sie mit Klassikern der in den Kunstwerken angedeuteten Zeiten mit einem überzeugenden Dialog auf ihren Querflöten viele emotionale Antennen.
Als „typische Nachkriegskinder“ setzen sich Claudiha-Gayatri Matussek und Helmut Morawetz in ihren Werken mit ihren Erlebnissen in der Kindheit, ihren Familien und den sich vielfältig , spiegelnden Erlebnissen und Umständen auseinander. Ihre Werke sind außergewöhnliche Abbilder aus den Meeren ihrer Erinnerungen.
Die Künstler gehen sehr unterschiedlich mit ihren Erinnerungen um. Während Helmut Morawetz distanzierter mit seiner Emotionalität umzugehen scheint, wirken die Werke von Claudiha-Gayatri Matussek offener. Helmut Morawetz malt Familienfotos neu – oft in reduzierter Farbpalette – und neuinterpretiert. Phasen über die nichts oder kaum etwas über die dargestellten Familienmitglieder bekannt ist, werden mit leeren Rahmen dargestellt. Ebenso zeigt er 6 Gipsabgüsse und eine achtteilige Bilderserie „mit ironischer Strichführung in comichafter Manier und aggressivem Strich“ Bilder seines jung im Krieg gefallenen Onkels.
Anders dagegen die Werke Claudiha-Gayatri Matussek. Gibt sie doch auf ihren frei im Raum schwebenden Bildfahnen, die über eine Vorder- und Rückseite verfügen, ungewöhnliche Einblicke in die Welten ihrer Familie. In Kompositionen aus collagierten Kopien von Fotos aus der Zeit , Zeichnungen und Gemaltem werden die Voraussetzungen geschaffen, um beim Betrachter ungeahnte Gedankenwelten zu öffnen. Ganz ungewöhnlich auch ein Hirschgeweih – aufgehängt als Trophäe, das bei ihr als Kind oftmals Ängste ausgelöst hat.
Die Ausstellung memory2.0 des Kunstvereins Traunstein sollte sich niemand entgehen lassen, der eine Antenne für Kunst hat:
ALTE WACHE im Rathaus in TRAUNSTEIN – 11. – 19.10.2017
Öffnungszeiten: täglich von 14 – 18 Uhr
Künstlergespräch am Sonntag, den 15. Oktober um 16:00 Uhr
Neben dem Gespräch liest Claudiha-Gayatri Matussek
auch aus ihrem Roman „Violas Lebensklang“
Musik: Antonia Dorner, Querflöte und Martin Mettenleiter, Violine
Schön, das der Kunstverein Traunstein auch ein so gutes Echo am Samerberg hat. Bin sehr interessiert weitere E-Ausgaben zu bekommen in Zukunft. Herzliche Grüße Dr.agr. Friedrich Mumm von Mallinckrodt, Chieming