„Salonmusik, Tanzmusik, Tänze und Gesänge im Markt Prien und den umliegenden Ortschaften in der Prinzregentenzeit“ – so lautete das Motto zu einem besonderen Priener Musikabend im Chiemseesaal. Dabei wurde unter anderem an den Bau- und Musikmeister Peter Schmid (1861 bis 1915) sowie an den ebenfalls aus Prien stammenden Leopold Schader (1861 bis 1924) erinnert. Sowohl Schmid als auch Schader haben viel Notenmaterial hinterlassen. Dieses war bereits im Jahr 1987, als in Prien die Oberbayerischen Bezirkskulturtage stattfanden, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und erfuhr nunmehr eine angenehme Auffrischung.
Die Veranstaltung, die ursprünglich von Heimatmuseumsleiter Karl J. Aß und der Prien Marketing GmbH als Rahmenveranstaltung für die Landesausstellung auf Herrenchiemsee gedacht war (diese wurde zwischenzeitlich nach Regensburg verlegt), war Teil der Reihe „Die Goldenen Jahre“ vom Museumsnetzwerk Rosenheim und Chiemgau. Dessen ganzjährigen Vorträge, Lesungen, Führungen, Ausstellungen, Theater und auch historischen Kochkurse erinnern an die Zeit um 1900. Für Priens Zweiten Bürgermeister Michael Anner junior ist diese Veranstaltungsreihe nicht nur eine gute Idee, sondern eine echte kulturelle Bereicherung. Anner freute sich in seiner Begrüßung, dass sich Ernst Schusser, der langjährige Leiter des Volksmusikarchivs vom Bezirk Oberbayern und als nunmehriger Volksmusikpfleger für den Landkreis Rosenheim zur Verfügung stellte, um die Musik, die in Prien vor rund 120 Jahren entstand, in Prien wieder hörbar zu machen. Ernst Schusser erinnerte in seinen Erklärungen, dass es schon weit vor den Oberbayerischen Bezirkskulturtagen der Hittenkirchener Jakob Irrgang war, der ihn auf den besonderen Notenschatz, Tanzformen und Lieder aus Prien und Umgebung hinwies und er sagte weiters: „Das ist heute ein Experiment zugunsten regionaler Musikkultur und eine Reminiszenz an Leute, wie meinen Vorgänger Wolfgang Scheck, die sich in Oberbayern um den Erhalt alter Musikstücke verdient gemacht haben“.
Vom Salonquartett zum „Priener Lied“
Den musikalischen Auftakt bildete ein Schottisch aus den Handschriften von Leopold Schader, der in Prien Maurer, später Kondukteur (Schaffner) bei der Chiemsee-Bahn und ab 1912 Betreiber einer Kohlenhandlung war. Das Stück spielte ein von Martin Prochaska aus Fischbachau zusammengestelltes Salonquartett. Einen weiteren Polka aus der alten Priener Notensammlung gab Musikschulleiterin Brigitte Buckl (Akkordeon) mit Sabine Werner (Flöte und Gitarre) zum Besten. Michaela Leidel, Kulturreferentin der Gemeinde Bernau informierte, dass sie bereits vor vielen Jahren in Prien nach alten Noten und Liedern recherchierte. Dabei nahm sie auch ein „Priener Lied“ („Wo mag denn das gewesen sein? Es war in Rimsting oder in Bernau, in Rosenheim oder in Aschau in Breitbrunn oder in Eggstätt – aber in Prean, da gibt es sowas nicht“) vom damaligen Priener Schützenhauswirt Walter Gerlmayer auf. Zusammen mit ihrem Mann Georg trug Michaela Leidel dieses „Priener Lied“ und hernach zusammen mit Eva Bruckner, einer langjährigen Mitarbeiterin von Ernst Schusser beim Volksmusikarchiv auch noch ein „Fischer-Lied von der Prien“ aus der Sammlung von Wastl Fanderl vor. Einen Halbwalzer in B aus der Feder von Peter Schmid spielte die Klarinettenmusik von Wolfgang Forstner und mit drei Walzer-Stücken erinnerte Brigitte Buckl an den Zitherspieler Wolfgang Bachleitner. Die Zuhörer kamen sogar selbst zum Singen, nachdem Liedblätter aus den Feld- und Archivforschungen für Prien und Umgebung seit Ender der 1970er Jahre verteilt wurden, zum Beispiel mit einem Wildschützenlied und mit Kirchweih-Gstanzl aus den Aufschreibungen von Franziska Hager.
Ehrenbürger und Vorsitzender vom Förderverein Blaskapelle Prien, Michael Anner senior zeigte sich begeistert von der Veranstaltung und sagte: „Es ist schon erstaunlich, wieviel Notenmaterial aus Prien für Salon- und Blasmusik vorhanden ist und besonders erfreulich ist es, wenn es zu so gekonnten Aufführungen wie heute kommt, diese Art der Veranstaltung mit einer Kombination aus Information und Unterhaltung sollte nicht einmalig sein, sondern wiederholt werden“.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke vom Priener Musikabend mit Noten aus Priener Handschrift aus der Zeit um 1900.