Das Sonntagshorn ist mit 1961 Metern der höchste Gipfel der Chiemgauer Alpen. Wer seinen prominenten Gipfel und auch den des darunterliegenden Peitingköpfls besteigt, wundert sich vielleicht darüber, dass auf dem Sonntagshorn nur ein kleines, einfaches Kreuz, dagegen auf dem viel niedrigeren Peitingköpfl ein mächtiges Eisenkreuz steht. Mit beiden Kreuzen hat es eine besondere Bewandtnis, die in den 1990er-Jahren direkt zu einer Posse ausartete. Eines Tages wurde auf dem Gipfel des Sonntagshorns von einheimischen Bürgern ein neues, modernes Kreuz aufgestellt. Es war, wie es sich für den höchsten Berg der Chiemgauer Alpen gehört, vier Meter hoch und mit einem prunkvollen Edelweiß ausgestattet. Der ehemalige Forstmeister hatte sich mit seiner Herstellung wirklich große Mühe gegeben. Wegen seiner Eigenmächtigkeit kam es jedoch zu Streitigkeiten. Das Gebiet um das Sonntagshorn ist Eigentum des Freistaates Bayern, obwohl auf österreichischem Hoheitsgebiet. Und so kam es, dass die Bayerische Staatsforste eingeschaltet wurde. Der Streit führt so weit, dass der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtages ein Machtwort sprechen musste. Kurzerhand wurde dann das Kreuz vom Sonntagshorn abmontiert. Ein ansässiger Grundstückseigentümer des Peitingköpfls hatte sich daraufhin bereiterklärt, das Kreuz auf seinem Gipfel zu errichten. So kommt es, dass der Peitingköpfl heute von einem schönen, großen Eisenkreuz geziert wird, während das Sonntagshorn selbst nur ein schlichtes, kleineres Holzkreuz aufweist. Die bühnenreife Komödie ging seinerzeit durch die bayerische und österreichische Presse – Ludwig Thoma lässt grüßen …
Startpunkt:
Parkplatz P1 (Talbrücke) im Heutal. Aus Richtung München fahren wir auf der Autobahn A8 München–Salzburg bis zur Ausfahrt Siegsdorf, von dort über Inzell weiter in
Richtung Lofer, nach der Staatsgrenze rechts Richtung Unken. In Unken biegen wir dann rechts ins Heutal ein und fahren weiter bis zum Parkplatz P1.
GPS-Wegpunkt für’s Handy: N47 39.157 E12 40.969
Aufstieg:
Der Wanderweg beginnt auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes. Mehrere Abzweigungen nach links und rechts beachten wir nicht. Meist führt die Forststraße mit leichter Steigung durch ein Waldgebiet, später wechseln sich schattige Waldstücke mit sonnigen Ausblicken ab. Nach einer guten halben Stunde fällt unser Blick auf das eindrucksvolle Bergpanorama der Reiter Alm, der Loferer und der Leoganger Steinberge, wobei die Felsformation der »Drei Brüder« besonders beeindruckt. Im Südwesten stechen das Kaisergebirge und die Steinplatte ins Auge. Sobald das Ende des Waldes in Sicht ist, erblicken wir vor uns auch die ersten Hütten der Gschwendtneralm. Eine Viehsperre und das Wegkreuz »Der Gute Hirte« (verbreitete Bezeichnung für Jesus Christus) passieren wir noch, und dann befinden wir uns auch schon auf den sonnigen Wiesen. Jetzt erblicken wir auch erstmals die Reifelberge, die sich direkt vor uns erheben, mit dem Hirscheck im Vordergrund. Rechts daneben dominiert das Sonntagshorn. Unser eigentliches Ziel, die Jausenstation auf der Hochalm, ist allerdings noch nicht in Sicht. Zuerst wandern wir auf einem sehr flachen Stück einige hundert Meter geradeaus weiter bis zu einer Linkskurve, wo es auch wieder steil bergauf geht. Doch jetzt sind wir fast am Ziel. Zwischen diversen Almhütten angekommen, lässt sich unser Ziel rechter Hand gut ausmachen, denn die wehende Fahne zeigt, dass die Jausenstation geöffnet hat.
Zum Peitingköpfl gehen wir von der Jausenstation aus auf dem Almweg ein Stück nach oben in Richtung Kapelle bis zu einer Wegegabelung. Dort biegen wir rechts ab und folgen dem markierten Wandersteig. Nach kurzer Zeit haben wir bereits den langen, flachen Nordhang des Peitingköpfls vor uns. Über einen Sattel gelangen wir dann in einem kleinen Linksbogen zum Gipfelkreuz des Beitlköpfi, wie der Gipfel bei den Einheimischen auch liebevoll genannt wird.
Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.
Variante Sonntagshorn:
Wer noch das Sonntagshorn besteigen will, wandert wie zum Peitingköpfl auf dem Almweg zur Hochalmkapelle und der Wegegabelung. Bei dieser gehen wir geradeaus und steigen steil hinauf bis zu einer weiteren Verzweigung. Ab jetzt mühen wir uns, zuerst über Steinstufen, dann durch steile Almwiesen und Latschenfelder in vielen Serpentinen direkt hinauf zum Gipfelkreuz. Sonntagshorn und Peitingköpfl lassen sich zu einer schönen Rundtour zusammenfassen.
Einkehr:
Hochalm, 1463 m, Jausenstation am Fuß des Sonntagshorns, Telefon: +43 (0) 664 4533666, E-Mail: info@hochalm-unken.at, Internet: www.hochalm-unken.at. Öffnungszeiten: Weihnachten bis Ostern und Mitte Juni bis Oktober, bei schlechtem Wetter anrufen
große Auswahl an Almbrotzeiten, Getränken, div. Biere und Weine, Verkauf von Käse und Honig aus eigener Herstellung
Informationen kompakt:
Erreichter Gipfel: Peitingköpfl 1720m
Dauer: zur Hochalm 1 Std. 20 Min., zum Peitingköpfl weitere 50 Min., zum Sonntagshorn 1 Std. 20 Min.
Höhenunterschied: zur Hochalm 410 Hm, zum Peitingköpfl weitere 260 Hm
Schwierigkeit: leicht! Zur Hochalm Forststraße, zu den Gipfeln einfache Bergsteige, zum Sonntagshorn mittel, Trittsicherheit von Vorteil
Aus dem Wanderführer „Hüttenwandern in den Münchner Hausbergen” von Reinhard Rolle, erschienen im Rosenheimer Verlagshaus. Erhältlich im Buchhandel sowie im Internet:
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