Kultur

FRIEDEN – LEBEN: eine Kunstinstallation

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Sie bildet den Mittelpunkt der Kunstinstallation: Eine dreieinhalb Meter hohe Tüte, bedruckt mit der Frage: „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“. Um sie verteilt stehen 150 weitere, kleinere Papiertüten. Sie sind noch weiß und leer. Doch im Laufe des Jahres sollen sie gestaltet werden, ganz individuell, gemalt, beklebt oder mit Gedanken zum Thema „Frieden“ versehen werden.

Erwachsen ist das Kunstprojekt aus dem 2020 erstmalig gemeinsam gesetzten Jahresthema „Frieden leben“ der katholischen Hilfswerke und der Diözesen Deutschlands. Zur Auftaktveranstaltung auf dem Münchener Odeonsplatz hatten die drei katholischen Hilfswerke MISEREOR in Bayern, Renovabis und missio München, gemeinsam mit der Abteilung Weltkirche, der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising und der Künstler Johannes Volkmann, Künstler und Gründer des Nürnberger Papiertheaters eingeladen. „Frieden“ ist das Thema, mit dem sich nicht nur Politik und Wirtschaft auseinandersetzen sollen, sondern jeder Mensch, der eine solche bedruckte Tüte sieht oder sie in die Hand bekommt, so der Gedanke des Vorbereitungsteams. „Dass nun der Startschuss für diese weltweite Aktion gefallen ist, sei für die Veranstalter ein wichtiger Moment,“ so Tabea Janson, Projektleitung und Referentin für gesellschaftspolitische Bildung an der Domberg-Akademie Freising.

Wie wichtig der Frieden gerade in dieser Zeit ist, erläutert Monsignore Wolfgang Huber, der Präsident von missio: „Die Kunstaktion ‚Frieden leben‘ liegt uns von missio München und den katholischen Hilfswerken sehr am Herzen. Gemeinsam mit Projektpartnerinnen und -partnern setzen wir uns weltweit für Versöhnung und Frieden ein. In Regionen, in denen Ethnien verfeindet sind, in denen Extremisten die Menschen gegeneinander aufbringen und Christinnen und Christen um ihr Leben fürchten müssen. Wir stehen dafür, Grenzen zu überwinden und aus dem eigenen Glauben heraus den fremden Glauben zu achten: Indem wir das Gemeinsame suchen, machen wir eine Welt möglich, in der wir einander die Hand reichen. Wir hoffen, dass durch die Kunstaktion und das Beschäftigen mit der Frage ‚Was trägst Du zum Frieden bei?‘ viele Menschen dazu animiert werden, über die Bedeutung und den Wert von gelebtem Frieden nachzudenken. Denn nur dort wo Frieden herrscht, haben die Menschen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft.“

„Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ sind untrennbar miteinander verbunden, erläutert Claudia Gawrich, Bildungsreferentin des Osteuropahilfswerks Renovabis. Gerade deshalb ist auch die diesjährige Kampagne, die Pfingstaktion, unter das Leitwort „DU erneuerst das Angesicht der Erde – Ost und West in gemeinsamer Verantwortung für die Schöpfung“ gestellt“. „Wir erhoffen uns eine große öffentliche Resonanz, über die auch die Kirchen und die weltkirchlichen Werke als Friedensakteure neu sichtbar werden. Wir wollen Menschen, in dieser von der weltweiten Pandemie geprägten und verunsichernden Zeit ermutigen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Frieden im persönlichen und gemeinsamen Handeln gelebt und erfahren werden kann“.

„Gewalterfahrungen haben sich in den Ländern Mittel- und Osteuropas im 20. Jahrhundert geradezu verdichtet. …. Die Aufarbeitung von gewaltbelasteter Vergangenheit ist notwendig, um Versöhnung zu ermöglichen und friedensfähige Gesellschaften zu schaffen. Damit zu beginnen, erfordert Mut und einen langen Atem“. „Friede ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden heißt Verantwortung  übernehmen, Versöhnung wagen, für Gerechtigkeit und Vielfalt streiten,“  so Barbara Schmidt, Leiterin von MISEREOR in Bayern und führt aus: „Allein 2017 gab es weltweit rund 222 gewalttätige Konflikte, 20 davon als ausgewachsene Kriege, führt sie aus. „Sie traumatisieren Menschen, säen Misstrauen, rauben Generationen von Kindern ihre Jugend und Bildungschancen…. Andere sterben, weil Medikamente fehlen, Operationen nicht stattfinden können oder Ernten ausfallen und Hunger droht. Millionen müssen jedes Jahr aufgrund von Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen…“. „Der Friede ist auch dort gefährdet, wo Gier und Profitmaximierung Rohstoffausbeutung über die Rechte indigener Völker und der Natur als Lebensgrundlage aller stellen, Exportverbote umgangen und Menschenrechte nicht geachtet werden“.

„Diese Papiertüten scheinen harmlose Verpackungsmaterialien, eine interessante Installation zu sein, doch sie sind politisch: Die Tüten fragen nach unserem, dem je eigenen Beitrag zum Frieden und laden ein, die Mächtigen in Politik und Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft nach Ihrem Beitrag zum Frieden zu fragen“, so Barbara Schmidt, die Leiterin von MISEREOR. Ein Jahr lang werden die bedruckten Papiertüten mit der Frage nach dem Frieden nun auf die Reise gehen. Die Hilfswerke wollen sie auch an ihre Projektpartner und Projektpartnerinnen schicken: nach Afrika, Asien, Südamerika und Osteuropa. Der Wunsch ist, dass sie gestaltet und mit „einer erlebten Geschichte des Friedens“ zurückgeschickt wird. Dafür haben die Hilfswerke 10.000 Tüten bedruckt, die kostenlos über den Link auf der Homepage www.frieden-leben.de bezogen werden können.

Die Papiertüte bietet dabei Platz auf der Vorder- und Rückseite, um persönliche Gedanken aufzuschreiben und die Tüte ganz individuell zu gestalten, so der Künstler Johannes Volkmann. Durch das Weitergeben der Tüten, z.B. an Freunde oder Bekannte, kommen Menschen miteinander ins Gespräch und selbst zu Botschafter*innen des Friedens. „Wir möchten uns künstlerisch dem Thema nähern: Im Zentrum unserer Aktion steht eine einfache Papiertüte. Sie eröffnet den Raum zum Nachdenken, Diskutieren und Kreativ werden, um Antworten zu finden auf die Frage, was jeder und jede für ein friedlicheres Zusammenleben beitragen kann“, so die Initiatorin dieser Kunstinstallation und Direktorin der Domberg-Akademie, Claudia Pfrang. Die gestalteten Papiertüten oder Fotos davon, sollen Teil einer Ausstellung und Theaterperfomance zum Abschluss der Kunstinstallation im Jahr 2022 werden. So gibt es die Möglichkeit, in Schulworkshops mit den Tüten zu arbeiten oder einen Abend in der Gemeinde zu gestalten, so Patrizia Wackers, Leiterin für den Bereich globales Lernen und Entwicklung der Erzdiözese München und Freising. Sollte die Münchner Sicherheitskonferenz im Frühjahr 2022 wieder in Präsenz stattfinden, wird es ein Ökumenisches Friedensgebet, verbunden mit der Kunstinstallation, geben.

Wanderausstellung  –   Nach dem Auftakt auf dem Odeonsplatz in München wird die Kunstinstallation als Wanderausstellung an verschiedenen Orten in München aufgebaut. Die erste Station ist vom 30. Mai bis 31. Juli die evangelisch-lutherische Nazareth-Kirche in Bogenhausen. Dort wird ab Juni auch die Initiative „Haus der Kulturen und Religionen München“ einen vorläufigen Raum finden. Begleitend finden Veranstaltungen und Mitmach-Aktionen statt. Nach dem 31. Juli wird die Kunstinstallation weiter wandern, wohin ist derzeit noch offen. Religionsgemeinschaften, öffentliche Einrichtungen oder Schulen sind ausdrücklich dazu eingeladen, die Kunstinstallation für einen bestimmten Zeitraum zu beherbergen. Dazu können Sie sich gerne Kontakt aufnehmen, unter:  www.frieden-leben.de

Bericht: Dr. Patrizia Wackers, Erzbistum München-Freising

Fotos: Egon Lippert (www.lippert-egon.de)  und Margit Pawle, VEJ   – weitere Informationen: www.frieden-leben.de

Das Kunstprojekt „FRIEDEN LEBEN“ startete mit einer Kunstinstallation auf dem Odeonsplatz München: Eine 3,5m große Papiertüte in einem Meer aus kleinen Tüten werden auf dem Odeonsplatz aufgebaut. Alle Tüten sind mit der Frage bedruckt „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“. Wir wollen zum Denken, Sprechen und Handeln anregen, um eine friedliche Welt für alle Menschen zu schaffen. Im Anschluss wird die Skulptur an verschiedenen Orten in München ausgestellt.  Die erste Station ist vom 30.05. – 31.07.2021 das Haus der Kulturen und Religionen München in der Nazareth-Kirche in München-Bogenhausen.

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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