Im doppelten Sinne einmalig sollte das heurigen Starkbierfest der Priener Blaskapelle werden: erstmalig als virtuelles Fest mit einer zeitgleichen Betrachtung vor den heimischen Bildschirmen und einzigartig in der Umsetzung von Ideen. Einhelliges Votum der Zuschauer: alles bestens, es war ein filmischer Spaziergang zu ganz und gar gewissen Priener Örtlichkeiten, zugeschaltet waren auf Wunsch des Priener Partnerschaftsreferenten und Gemeinderats Johannes Dreikorn auch die Partnerstädte Graulhet und Valdagno.
„Seit dem zweiten Lockdown haben wir keine Präsenzproben mehr halten können, deshalb danke ich für die Idee des Online-Festes, gleichwohl ich mich jetzt schon von den zu erwartenden Aussagen und Inhalten distanzieren möchte“ – mit diesen Begrüßungsworten machte der Musik-Vorstand Stefan Hackenberg einen Fingerzeig auf Bruder Johannes, nach dessen Idee das Video-Projekt durch Kameramann Severin Schwarz umgesetzt wurde. Aber so angriffslustig wie in den letzten Nicht-Corona-Jahren im König-Ludwig-Saal war Johannes Dreikorn als Fastenprediger eh nicht. So suchte er nicht persönliche Schwächen, sondern machte sich –nachdem er „von Rom kommend“, dem Zug am Priener Bahnhof entstieg auf den Weg durch Prien. Zu Hilfe nahm er dabei den ersten Priener E-Scooter-Verleih und schon auf dem ersten Weg zum König-Ludwig-Saal musste er Verkehrsbeschränkungen an der Seestraße wegen der Chiemsee-Bahn-Gleis-Querungen in Kauf nehmen und er sagte: „Einerseits wollen die Priener einen Radschnellweg bzw. einen Transrapid für Radfahrer, andererseits wird einem beim Heimfahren die vom Regerl Peter geholte Milch sauer, wenn man nur ganz langsam fahren darf“. Endlich am König-Ludwig-Saal angekommen, wartete auf ihn die nächste Überraschung: die eigentlich für Mai 2020 geplante Fertigstellung des Umbaues vom vormaligen Großen Kursaal lässt auf sich warten. Mit den dort mehr oder weniger erfolglos putzenden Ratschkathln Rosi Hell und Brigitte Sperger schätzte er, dass der „Griechische Tempel“ voraussichtlich zum Starkbierfest 2024 fertig werden wird. Tröstend zur architektonischen Spitze ergänzten sie: „Wenigstens wird es hier nicht so ein Hühnerverschlag wie im Alten Rathaus“.
Das Eichental: reich an Brücken und ein armes Lechnerhaus – Unverrichteter Dinge machte sich der Fastenprediger wieder auf den Weg, diese Tour führte ihn ins brücken- und kostenreiche Eichental und zum Lechnerhaus. Dort warteten die Putzfrauen erneut auf ihren Chef, doch dieser entließ sie gleich wieder von dieser Putzstelle bei seinem ersten Anblick: „Hier ist Hopfen und Malz verloren, das ist ein Schandfleck und wird es bleiben, außer man reißt das Haus ab und baut es wieder auf“. Dazu hatten die Ratschkathln gleich einen konkreten Vorschlag, sie sagten: „Das wäre was für ein Haus der Musik und Vereine, dann kommen Musikschule und Blaskapelle aus ihren engen Räumen, die Jugendblaskapelle könnte sich entfalten und für das Bauerntheater wäre es auch prima, wenn es nicht mehr mit der PriMa wegen der Saalbelegungen verhandeln müsste“.
Priener Seemeile und Beachbar unter Palmen – „Was wird wohl aus den excellenten Vorschlägen der PrienPartner und der CSU?“ – mit dieser Frage erinnerte Bruder Johannes an die für die Landesausstellung auf Herrenchiemsee von PrienPartner-Vorsitzenden Dr. Herbert Reuther vorgeschlagene Seemeile mit Priener Platzerl sowie an die von Annette Resch überlegte Beachbar unter Palmen. Dazu der Festredner: „Alles schön und gut, alles wäre klimaneutral und schnell erreichbar, aber wir haben keine Landesausstellung mehr und dafür Corona“. Auf Letztere ging Dreikorn behutsam ein, denn hier ist weniger Spaß, sondern mehr Zusammenhalt gefordert. Bei der Aufzählung der von ihm beobachteten Nebenwirkungen nannte er unter anderem den Handschlag, der durch eine Ellbogen-Gesellschaft ersetzt wurde und weiters meinte er: „Stammtische gibt es auch keine mehr, man trifft sich hauptsächlich noch im Wertstoffhof und so wächst die Zahl der Verschwörungstheoretiker“. Die nächste Erfahrung war, dass es für die Priener besser ist, ins Impfzentrum im Wieningerkeller zu gehen als in die „Impftalhalle“ nach Rosenheim. Vorbereitet zur Impfung wurden die Priener Blasmusikanten von Schauspieler Uli Bauer, als Bürgermeister Moosbauer von Oberstraßkirchen hatte er nach vielen Selbstversuchen in seinem Partykeller eine im wahrsten Sinne umwerfende Entdeckung gemacht. Unmittelbar nach der „Schluck-Impfung“ wurde den Geimpften – ohne Online – der Ausweis in Bierdeckelform ausgehändigt.
Bürgermeister Andi Friedrich jetzt nicht mehr mit ohne Hut – Gleich zwei Film-Auftritte hatte Bürgermeister Andi Friedrich bei seinem ersten Starkbierfest-Auftritt. Zu Beginn zapfte er mit Bräu Maximilian Sailer vom Hofbräuhaus Traunstein einen eigens eingebrauten Doppelbock mit drei Schlägen an, dabei hielt sich sein sein Bierverlust in Grenzen. Und dann machte das Gemeinde-Oberhaupt noch Gebrauch von den Bestell-, Probier- und Abhol-Möglichkeiten der Priener Geschäftsleute. Die Priener Ratschkathln waren es wieder einmal, die einen neu gewählten Bürgermeister zur Priener Hutmacherin Monika Voggenauer schickten, denn es schickt sich nicht, wenn der Bürgermeister mit ohne Hut ist – wie zuletzt bei der König-Ludwig-Feier in Stock. „Überredet, angemeldet, Hut probiert und gepasst“ – so der nunmehr gut behütete Bürgermeister, der nach dem Ende der Online-Veranstaltung sagte: „Hut ab vor Bruder Johannes, vor der Blaskapelle und allen Beteiligten, das war in diesen Zeiten einmal ein ganz anderer, ein schöner Abend“. Zu den Wunden, in die Bruder Johannes seine Finger legte, sagte er: „Es wird wohl nicht bis 2024 dauern, bis der König-Ludwig-Saal wieder geöffnet wird, nach aktuellem Stand können wir hoffen, dass bereits im Mai mit dem Chiemgau-Orchester eine erste Veranstaltung sein wird“. Auch Priens Pfarrer Klaus Hofstetter, der sich –mit genügendem Abstand – das Starkbier-Ereignis zusammen mit dem Bürgermeister anschaute, resümierte dankbar: „Echt pfundig, ein scheena Aufnacht und wegen der Leviten hat der Bürgermeister keinen Seelsorger gebraucht, denn der Prediger war behutsam und doch tiefsinnig“. Eine weitere Rückmeldung nach Ende des Festes kam aus Kirchheim bei München. Josef Hornburger, seit Jahren ein Förderer und Freund der Priener Blaskapelle meldete sich mit: „Gratulation, Respekt und Danke für die Alltags-Abwechslung“. Sogar in Hessen im befreundeten Hasselbach im Hochtaunus wurde das virtuelle Starkbierfest genossen, Stefan Mühle meldete sich von dort: „Das war gescheit bayerisch und was für´s Herz und Gemüt. Danke und Gruß nach Bayern und Prien“. Und Alyne Cardon aus Graulhet schreibt noch in der Nacht: „Was für eine Freude, wieder in der Atmosphäre von PRIEN zu sein! Bis bald zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft!“.
Johannes Dreikorn und Stefan Hackenberg gestanden nach erfolgtem Erfolg, dass der Aufwand größer war als gedacht. „Aber es hat sich gelohnt, 200 Leute konnten mit passenden Brotzeit- und Getränke-Ausstattungen versorgt werden, mit Severin Schwarz als Kameramann haben wir einen Volltreffer gelandet und der Erlös dank einiger Sponsoren vom heutigen Abend kommt unserer Nachwuchsarbeit und den derzeitigen Distanzproben zugute. Hoffen wir, dass es bald wieder Original Priener Blasmusik gibt, zum Beispiel zum Fronleichnam in Prien, zum Gautrachtenfest im Chiemgau oder zur Grünen Woche in Berlin“. Weitere Spenden werden gerne noch angenommen, möglich ist dies auf der Internetseite www.blaskapelle-prien.de oder auf Youtube (paypal), dort kann das Online-Starkbierfest auch noch angeschaut werden.
Foto: Hötzelsperger – 1. Eindrücke vom Priener Starkbierfest Online – 2. Zweihundert Brotzeit-Sets waren bei der Priener Blaskapelle vorbestellt und von dieser hergerichtet worden.