Kirche

Ausführlich: Zum Priesterwechsel in Prien u. U.

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Einen doppelten Paukenschlag hat es am Wochenende für die Priener Pfarrei „Maria Himmelfahrt“ sowie für die Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf gegeben: ab 1. September diesen Jahres werden sich Pfarrer Klaus Hofstetter und Kaplan Joshy beruflich verändern und sie verlassen damit ihren bisherigen Wirkungskreis. Die Nachricht wurde bei den jüngsten Gottesdiensten in den Kirchen der Pfarrverbände und im Altenheim St. Josef in Prien bekanntgegeben und war mehr als eine Überraschung.

Mit folgendem Wortlaut hat unmittelbar vor der öffentlichen Bekanntgabe Pfarrer Klaus Hofstetter seine Angestellten und ehrenamtlich Engagierten in den beiden Verwaltungs- und Haushaltsverbänden informiert: „Gerne möchte ich Sie und Euch persönlich auf diesem Weg über Veränderungen im Seelsorgeteam informieren.   Zum 1.9.2021 werden sowohl Pfarrer Klaus Hofstetter als auch Pater Joshy die beiden Pfarrverbände Bad Endorf und Westliches Chiemseeufer verlassen.  Pfarrer Hofstetter übernimmt auf Bitte von Hr. Kardinal Marx eine neue Aufgabe in der Diözese. Diese ist eine im Erzbistum bestehende Stelle, die inhaltlich neu ausgerichtet werden soll. Dazu findet derzeit ein Prozess der Beratung und Entscheidung statt. Die zukünftige Aufgabe von Pfr. Hofstetter wird zu gegebener Zeit kommuniziert werden. P. Joshy übernimmt auf Bitte der Ordensoberen die Leitung einer Pfarrei im Bistum Münster, St. Maria Himmelfahrt in Marienthal, Hamminkeln und wird Mitglied eines Klosters der Dt. Karmelitenprovinz. Mir und uns im Seelsorgeteam ist klar, dass dies ein Einschnitt in der Seelsorge ist. Wir setzen uns in der Diözese dafür ein, dass Kompetenzen, Anliegen, Sichtweisen… von Ihnen und Euch in die Überlegungen bezüglich der Zukunft der Seelsorge hier auf Augenhöhe einbezogen werden. Mit herzlichen Grüßen und einem Vergelt’s Gott für Euer und Ihr Mitwirken in unseren Gemeinden! Ihr Klaus Hofstetter.“

Seit 2014 in den Pfarrverbänden wirkend  –  Sowohl Pfarrer Hofsetter als auch Pater Joshy begannen ihren Dienst – zusammen mit dem inzwischen ausgeschiedenen Kaplan Stefan Leitenbacher – ihren priesterlichen Dienst im September 2014 für Prien und für die beiden Pfarrverbände. Pfarrer Hofstetter (52 Jahre) wuchs in Vaterstetten bei München auf, er war acht Jahre Diözesanjugendpfarrer und hatte vor seinem Wechsel nach Prien eine internationale Aufgabe am Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rom. Prien wurde somit seine erste Pfarrstelle. Pater Joshy George Vadakkekara, der im Mai 50 Jahre alt wird, stammt aus Kerala in Süd-Indien, er trat mit 15 Jahren in den Karmeliterorden ein, studierte 12 Jahre im Priester-Seminar und wurde 1998 zum Priester geweiht. Vor seiner Aufgabe in Prien und Umgebung war er fünf Jahre als Kaplan in Ruhpolding tätig.

Großes Bedauern in politischen und kirchlichen Gemeinden  –  Natürlich sorgte die Bekanntgabe in Kreisen der Kirchgänger und Gläubigen für große Überraschung. Regina Seipel, Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Prien unterhielt sich nach dem Sonntagsgottesdienst mit einigen Leuten und fasste die Meinungen wie folgt zusammen: „Schade, dass sie weggehen, der gleichzeitige Weggang ist ein rasanter Verlust“. Und weiter stellte sie fest: „Damit wird eine kontinuierliche Arbeit unterbrochen, Themen des neuen Pastoralkonzeptes werden gestoppt und es bleibt die große Frage, wie es weitergeht“.

Erster Bürgermeister Andreas Friedrich fasste seine ersten Empfindungen wie folgt zusammen: „Mich – und sicherlich viele Menschen im Pfarrverband – stimmt diese Nachricht sehr traurig. Pater Joshy und Pfarrer Klaus Hofstetter haben beide in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sie Kirche und Glaube in Prien wieder näher an die Menschen bringen konnten. Von zahlreichen Veränderungen im Pfarrverband haben sie sich nie unterkriegen lassen und haben sich mit ihrer offenen und herzlichen Art, mit Witz und Elan den stets gestiegenen Herausforderungen gestellt. Ich werde die Beiden hier in Prien vermissen, wünsche ihnen aber zugleich, dass sie in ihren neuen Aufgabenbereichen ebenso viel Zuspruch erfahren werden, wie hier in Prien. Ich hoffe, dass unser Ordinariat in München bei der Nachbesetzung der beiden Stellen ein gutes Händchen beweist – eine schwierige Aufgabe in Zeiten, die innerhalb der Kirche von Priestermangel geprägt sind.“

Auch Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber war für eine kurzfristige Stellungnahme erreichbar, sie sagte: „Ich bedaure diese Entscheidung des Bistums sehr! Der Weggang von Pfarrer Hofstetter und auch Pater Joshy reißt in meinen Augen ein großes Loch in das soziale Gefüge des Pfarrverbandes! Beide sind so menschennah und haben den Pfarrverband in einer unglaublichen Art und Weise belebt und auch viele junge Leute wieder dazu motiviert, sich in der Kirche zu engagieren. Gerade bei Herrn Pfarrer Hofstetter finde ich es äußerst bedauerlich, dass er eine Stelle im Bistum antritt. Durch seine offene Art kann und konnte er viele Menschen für die Kirche begeistern, seine Versetzung ist wirklich ein herber Verlust!“

Bürgermeister Alois Loferer von der Marktgemeinde Bad Endorf äußerte sich wie folgt: „Für die Gläubigen in unseren beiden Pfarrverbänden wird es schwer, ab Herbst erneut auf zwei wichtige Seelsorger verzichten zu müssen. Bei immer größer werdenden Zuständigkeitsbereichen und immer weiter ausgedünnter Personaldecke sorgen sich die Katholiken um die Zukunft ihrer Pfarreien. Viele Kirchenbesucher schüttelten gestern enttäuscht den Kopf, nachdem bei der Sonntagsmesse die entsprechende Mitteilung verlesen wurde.Pfarrer Hofstetter und Pater Joshy sind zwei sehr unterschiedliche Seelsorgepersönlichkeiten. Sie bereichern das gesamte Team der Verantwortlichen in den beiden Pfarrverbänden. Mit hoher Empathie halten sie den Kontakt zu den Gläubigen, auch wenn die Präsenz in den einzelnen Gotteshäusern organisatorisch weit entfernt von sonntäglichen Messfeiern sein musste. Für die Zukunft der Kirche wäre es sicher von Vorteil, die besten Leute bei den Mitgliedern in den Pfarreien zu behalten. Beide werden im Pfarrverband Bad Endorf sehr fehlen. Für ihre neuen Wirkungsstätten wünsche ich Hr. Pfarrer Hofstetter und Pater Joshy viel Erfolg und Gottes Segen, verbunden mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott!“ explizit auch von der weltlichen Gemeinde.“

Und Rita Sandig von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Chiemsee reagierte ebenfalls mit Dankbarkeit im Rückblick mit folgenden Worten: „Dankbar kann ich auf die gemeinsame Zusammenarbeit in der Ökumene zurückblicken.  An den Ökumenischen Kirchentag in Prien 9.7.2017 werde ich immer mit großer Freude denken. Ebenso an die die Gründung des ACK Chiemsee im Januar 2020. Beides hätte ohne den Einsatz von Pfarrer Klaus Hofstetter nicht stattgefunden. Sein Weggang hinterlässt eine große Lücke. Auch im Namen des ACK Chiemsee möchte ich Pfarrer Klaus Hofstetter und Pater Joshy für die neuen Aufgaben viel Freude und Gottes Segen wünschen“.

Für Karl-Friedrich Wackerbarth von der Evangelisch-Lutherishen Gemeinde kam die Berufung von Pfarrer Hofstetter nicht ganz überraschend, er sagte: „Nachdem für mich sehr früh klar war, welch toller Kollege Pfarrer Klaus Hofstetter ist, wusste ich,  dass er irgendwann für höhere Aufgaben abgezogen wird. So wie er mit Menschen umgeht, wie er sich für die Ökumene engagiert, wie partnerschaftlich er es geschafft hat, das Team in der katholischen Schwestergemeinde zu formen, war es nur eine Frage der Zeit. Ich verliere nicht nur einen großartigen Kollegen und Freund der Ökumene, sondern auch einen persönlichen Freund“.

In der Ökumene vor Ort waren Pfarrer Hofstetter und Pater Joshy auch mit der Neuapostolischen Glaubensgemeinschaft verbunden. Apostel Andreas Sargant,  der zuletzt einige Jahre Gemeindevorsteher in Prien war, hat sich wie folgt geäußert: „In meiner Zeit als Gemeindevorsteher der neuapostolischen Kirchengemeinde in Prien und auch noch immer, durfte und darf ich Pfarrer Klaus Hofstetter als einen offenen, wahren Seelsorger, Freund und ökumenischen Brückenbauer erleben. Dankbar darf ich, auch in Verbindung mit Pfarrer Karl-Friedrich Wackerbarth von der evangelischen Kirchengemeinde, auf eine von christlichen ökumenischen Miteinander, ereignisreiche und von vielen bereichernden und wunderbaren Begegnungen geprägte, gemeinsame Zeit in Prien zurückblicken. Auch Pater Joshy durfte ich in stets wohltuenden, positiven Begegnungen und Gesprächen als einen feinen Seelsorger kennenlernen, der christliche Nächstenliebe und Herzlichkeit lebt. Für die neuen Aufgaben und Herausforderungen an den neuen Wirkungsstätten wünsche ich Pfarrer Klaus Hofstetter und Pater Joshy von Herzen Gottes Segen und alles Gute sowie den Katholischen Pfarrverbänden Bad Endorf und westliches Chiemseeufer eine weiterhin gesegnete Entwicklung in der Zukunft.

Mit dieser Bekanntgabe ergibt sich für die Pfarrverbände von Bad Endorf bis Bernau mit derzeit insgesamt 16.230 Katholiken eine neue Situation. Sowohl von der Pressestelle des Ordinariats als auch von den kirchlichen Gremien vor Ort war noch keine Information zu erhalten, wie die entstehenden Lücken ab 1. September wieder personell gefüllt werden sollen.

Fotos: Hötzelsperger – Bilder von Pfarrer Klaus Hofstetter und Kaplan Joshy

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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