Neue Wertschätzung für regionale Lebensmittel: dieser Trend zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab. Durch die Corona-Pandemie wurde der Wunsch nach Nachhaltigkeit und gesunden Lebensmitteln aber noch einmal kräftig angekurbelt. Für die heimischen Landwirte eröffnet dieses Umdenken neue Perspektiven – wie ein Besuch bei Jung-Landwirt Simon Schmelzer vom Mirtlhof in Ellmosen in de Gemeinde Bad Aibling zeigt.
Simon ist 20 Jahre jung. Den Gesellenbrief zum Landwirt hat er schon in der Tasche. Bald geht es für ihn auf die Meisterschule. Seine Eltern sind stolz auf ihren Sohn. Auch wenn sie angesichts seiner Berufswahl manchmal ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht. Denn von der Landwirtschaft zu leben, das ist seit vielen Jahren alles andere als leicht. Der Großvater von Simon musste darum schließlich schweren Herzens die Milchviehhaltung auf dem über 200 Jahre alten Hof einstellen und Felder verpachten.
Im Hofladen regional einkaufen
Simon sieht aber wieder eine Perspektive. Er setzt auf die Erzeugung und Vermarktung von regionalen, nachhaltigen und biologischen Produkten und baut wieder Kartoffeln und Gemüse an. Außerdem vermarktet er Schweinefleisch und Eier. Das Fleisch gibt es auf Bestellung, die anderen Produkte kann man sich im kleinen Selbstbedienungsladen gleich neben dem Hof abholen. Die Nachfrage ist gut, besonders jetzt in Zeiten von Corona. „Gerade
aktuell kommen bei uns viele Spaziergänger vorbei.
Sie sehen dann, wie gut es den Schweinen und Hühnern auf dem Hof geht. Das überzeugt und viele kommen danach immer wieder, um etwas bei
uns einzukaufen“, freut sich der 20-Jährige. Sebastian Friesinger, Bezirksrat und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Regionalentwicklung
im Raum Rosenheim (RegRo) kennt viele Landwirte, die gerade ähnliche Erfahrungen machen.
„Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt zum Glück schon seit Jahren. Durch Corona hat diese Entwicklung aber noch einmal einen zusätzlichen Schub erhalten“, berichtet er. Es würde daheim wieder mehr gekocht und gebacken werden: „Wir haben bei RegRo im vergangenen Jahr beispielsweise doppelt so viel Mehl verkauft wie in den Vorjahren“. Sebastian Friesinger hofft, dass dieser Trend auch nach Ende des Lockdowns anhält: „Dass die Leute dann weiter regional denken, dürfte die größte Crux sein.“
Transparenz ist wichtig für die Verbraucher
Simon Schmelzer setzt neben der Erzeugung von gesunden, hochwertigen Lebensmitteln auch auf größtmögliche Transparenz, um die Verbraucher auch weiterhin zum Kauf von regionalen Produkten zu ermuntern. „Uns Bauern gegenüber gibt es leider immer noch viel zu viele Vorurteile. Die können nur abgebaut werden, wenn man miteinander ins Gespräch kommt“, sagt er. Der Jung-Landwirt weiß, dass er keinen leichten Weg beschreitet. Aber er ist überzeugt, das Richtige zu tun. „Die Lebensmittel eines normalen Wocheneinkaufs im Supermarkt legen rechnerisch rund 45 000 Kilometer zurück. Das kann nicht gut sein und da muss sich dringend etwas verändern“.
Bericht und Bilder: Karin Wunsam – in Kooperation mit dem Magazing Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de