100 Jahre alt wird in diesem Jahr der Chiemgauer Trachtenverein „Almarausch“ Hittenkirchen, ein guter Grund in die Vereinsgeschichte zu blicken.
Neun junge Männer, bestehend aus Arbeitern, Knechten und Bauernsöhnen, haben sich laut Vereinschronik im Jahr 1921 im Gasthof Hittenkirchen zusammengetan, um einen Trachtenverein zu gründen. Bereits im gleichen Jahr schloss der Verein sich dem Gauverband I an. 1923 konnte die erste Fahne nach einem Entwurf des Hittenkirchener Kunstmalers Franz Lechner durch einen Priester des Kapuzinerklosters Salzburg geweiht werden. Bis zu den Kriegsjahren florierte das Vereinsleben mit über 50 aktiven und passiven Mitgliedern. Nach der mehrjährigen Zwangspause infolge des Krieges, konnte schon im Herbst 1945 die Vereinsaktivitäten aufgenommen werden. 1946 wechselte der Verein, der dann bereits wieder 66 Mitglieder zählte, zum Chiemgau-Alpenverband. In den darauffolgenden Jahren gestaltete sich das Vereinsleben zunehmend schwierig, da es an einer entsprechenden Lokalität mangelte, die dem Verein jederzeit für Proben und Auftritte zur Verfügung steht. Dieser Umstand änderte sich erst ab Beginn der 70er Jahre, zunächst infolge der Fertigstellung des Hittenkirchener Pfarr- und Jugendheimes im Jahr 1970. Mit diesem wurde es erstmals möglich, eine aktive Jugendgruppe aufzubauen.
1973 wurde durch Pfarrer Viktor Gallmann die neue Fahne geweiht, die nach Entwürfen von Schorsch Plank aus Hittenkirchen angefertigt wurde. Wie bei der ersten Fahnenweihe übernahm der Trachtenverein „Staffelstoana“ Bernau die Patenschaft. Unter großer Eigenleistung und Eigenregie konnte 1975 der erste Bauabschnitt und 9 Jahre später, 1984, der zweite Bauabschnitt des Trachtenheimes mit etwa 180 Sitzplätzen fertiggestellt werden. Die treibende Kraft hinter dem Bau und Betrieb des Heimes war hierbei der langjährige Vorstand Christian Kaufmann, der 2017 starb. Die große Tanzfläche des Heimes führte dazu, dass das Trachtenheim als „Volkstanzhochburg“ oder „Volkstanz-Mekka“ für viele Tanzveranstaltungen zur Verfügung stand und steht. Besonders erwähnenswert sind dabei der alljährliche Volkstanzkurs für Jugendliche, der Bartholomäus-Kirtatanz im August sowie das Weiber- und Dirndlkranzl im Fasching, die beliebt und auch außerhalb der Region bekannt sind. Seit etwa 15 Jahren gibt es im Trachtenheim zudem Aufführungen der eigens gegründeten Theatergruppe, welcher besonders viele Besucherzustimmungen finden. Zuletzt – vor Corona im Jahr 2019 – gab es 6 Vorstellungen, die allesamt bis zum letzten Platz ausverkauft waren. Der Trachtenverein Hittenkirchen pflegt neben den Patenschaften innerhalb des Gaues auch Verbindungen nach außen. Seit 1961 und damit seit 60 Jahren gibt es regen Kontakt und Freundschaft mit dem „Volkstrachten- und Heimatverein Bräunlingen im Schwarzwald“. Im 5-jährigen wechselseitigen Turnus finden gegenseitige Besuche statt, zuletzt 2016, als eine Schar Hittenkirchener Mitglieder Bräunlingen während ihres Straßenfestes besuchte. Für heuer wäre ein Gegenbesuch geplant.
Neben Bräunlingen gibt es seit 1976 mit dem Volkstanz- und Trachtenverein Neudau (Oststeiermark) und dem Verein „Die Bürgerwehr Cochem/Mosel“ kameradschaftlichen Kontakt mit gelegentlichen Vereinsbesuchen. Des Weiteren ist „Almarausch“ Hittenkirchen mit dem Trachten- und Heimatverein „Die Beeckshepers“ in Scheesel (Niedersachsen) befreundet, bei der aufgrund der großen Entfernung weniger, aber besonderes reizvolle Zusammenkünfte zustandekommen. Zuletzt konnte eine Schar aktive Trachtler den Verein 2019 im Rahmen des internationalen Beeke-Festival besuchen, in der die Tracht aus aller Welt zelebriert wird. An vielen großen und besonderen Trachtenfesten und Festlichkeiten waren Hittenkirchener Vereinsmitglieder dabei. Darunter fällt der große Trachtenaufmarsch 1930 in Rosenheim, der große Staatsempfang mit sechs Tanzpaaren 1972 im Rahmen der olympischen Spiele, das Jubiläumsfest 1983 der „Vereinigten Bayerischen Trachtenverbände“ in München und das Tiroler Landestrachtenfest 1988. Neben der Teilnahme an anderen Festlichkeiten, feierte der Trachtenverein Hittenkirchen in seiner Vereinsgeschichte schon mehrmals selbst. In den Jahre 1952, 1971, 1986 und zuletzt 2011 war es im Rahmen von Gründungsjubiläum-Feierlichkeiten Ausrichter des Gaufestes des Chiemgau-Alpenverbandes. Auch für heuer wäre ein großes Fest geplant gewesen, welches der Verein zusammen mit der örtlichen Feuerwehr, die in diesem Jahr den 150. Geburtstag feiert, ausgerichtet hätte. Aufgrund der sich bereits 2020 abzeichnenden Lage mit länger währenden Corona-Beschränkungen, wurde das Fest abgesagt. Ob und wann die Festlichkeiten nachgeholt werden, ist derzeit nicht vorhersagbar.
Bericht: Michael Hötzelsperger
Fotos/Repros: Hötzelsperger/Leidel – Aus dem Vereinsgeschehen des GTEV „Almenrausch“ Hittenkirchen