Der Frasdorfer Ortsheimatpfleger und Chronist Rupert Wörndl machte sich dieser ersten Tage im Neuen Jahr auf den Weg, um Geschichtliches zu suchen und auch zu finden. An den Einhängen zur Prien im Bereich der ehemaligen Gemeinde Umrathshausen weist er auf Spuren im Gelände hin, die man leicht übersieht oder deren Bedeutung sich einem nicht sofort erschließen.
Entlang des gesamten östlichen Hochufers, beginnend auf Höhe der Ortschaft Weiher und dann flussabwärts führend, finden sich Überreste eines vermeintlich alten Pfades. Dem aufmerksamen Wanderer, zumindest dem einen oder anderen Waldbesitzer, wird dies schon aufgefallen sein. Diese Trasse, die oft nur noch zu erahnen ist, hält sich mehr oder weniger an die 600 m-Höhenlinie, führt über Dösdorf Richtung Ramslmühle und Mühltal. Unterbrochen wird sie durch die Erdbewegungen im Zusammenhang mit der Errichtung der Autobahnbrücke und ebenso durch die Kreisstraße Frasdorf-Umrathshausen im Bereich Gangsteig. Natürlich gab es in dem zum Teil recht quelligen Untergrund immer wieder mal Hangrutschungen; auch durch die Waldbewirtschaftung haben sich Veränderungen ergeben.
Aufschlagswasserleitung ist die Erklärung – Was ist nun die Lösung dieses Rätsels? Es handelt sich um die Trasse einer Wasserleitung, die zum Betreiben einer Pumpe für das Teilstück der Soleleitung von Bernau nach Rosenheim benötigt wurde. „Aufschlagswasserleitung“ hat man diese genannt. Dabei wurde der Wasserdruck verwendet, um eine Pumpe anzutreiben. Der kleine See zwischen Seehaus und Weiher diente als Wasserreservoir. Beim Klaushäusl in Rottau sowie in Bergham bei Bernau arbeitete man ebenfalls nach diesem Prinzip. Die Umrathshausener Aufschlagswasserleitung führte zum Pumpwerk in Mühltal bei Wildenwart. Obwohl die 1810 errichtete Soleleitung von Siegsdorf nach Rosenheim bis 1958 existierte, war die Pumpe in Mühltal nur 18 Jahre, von 1810 bis 1828 in Betrieb. Die Unterhaltung der Leitung war offensichtlich zu aufwändig und kostspielig. Außerdem war der Druck nicht besonders hoch, denn der Höhenunterschied betrug nur rund 20 m. In der Folge baute man Bergham so aus, dass die Solelösung dann ohne zusätzliche Pumpe bis nach Rosenheim fließen konnte. Am besten kann man die ehemalige Aufschlagswasserleitungstrasse noch zwischen Gangsteig und Dösdorf erkennen. Auf diesem Teilstück läuft der Wanderweg Richtung Wildenwart. In den Blickwinkel der Heimatforschung ist diese Leitungstrasse neuerdings gekommen, als im Rahmen des Leader-Projekts „Römerregion Chiemsee“ unter anderem an der „Halt“ in Umrathshausen (Gemeinde Bernau) eine Schild aufgestellt wurde zur keltischen Befestigung auf der Anhöhe zwischen Prien und Giebinger Graben (zwischen Dösdorf und Rain). Auf dieser Tafel ist irrtümlich beschrieben, dass die Fläche durch die ehemalige Soleleitung durchquert wird. Diese verlief aber weiter nördlich (durch den Golfplatz und dann zwischen Vachendorf und Hub ins Priental). Bei der vermeintlichen Soleleitungstrasse handelt es sich also um die Linie der Aufschlagswasserleitung.
Foto: Hötzelsperger – Mit Ortsheimatpfleger Rupert Wörndl von Frasdorf unterwegs