Neuer Bildband von Hans Hipp gibt faszinierende Einblicke in Brauchtum der Votivgaben – Seit vier Jahrzehnten erforscht der Pfaffenhofener Wachszieher Hans Hipp das Brauchtum der Votivgaben und die enge Verbindung seines Handwerksbetriebes mit der einstmals blühenden Wallfahrt zum Gnadenbild „Unserer Lieben Frau“ in Niederscheyern. Zu seinen wichtigsten Quellen gehören die zehn in der Scheyerer Klosterbibliothek aufbewahrten Mirakelbücher, in denen über einen Zeitraum von 168 Jahren weit über 20 000 Gebetserhörungen und „Verlöbnisse“ aufgezeichnet wurden. Jetzt hat Hans Hipp die Ergebnisse seiner Arbeit in einem prächtigen Bildband zusammengefasst, der im renommierten Hirmer Verlag München erschienen ist.
Die Wachszieherei und Lebzelterei am Hauptplatz 6 ist am 17. November 1610 durch die Hochzeit des Lebzelters Thomas Riederauer aus Riederau am Ammersee mit der Pfaffenhofener Bäckerstochter Euphrosina Stangenrieder erstmals urkundlich erwähnt. Bis heute wird das traditionsreiche Handwerk in dem Anwesen ohne Unterbrechung ausgeübt, in der mittlerweile vierten Generation durch die Familie Hipp. 1897 hatte der Lebzelter Joseph Hipp, Urgroßvater des heutigen Inhabers und Gründer von Hipp-Babynahrung, den Betrieb von der Witwe seines verstorbenen Chefs Anton Seidl übernommen. Seit Jahrhunderten besteht auch eine enge Geschäftsbeziehung der Wachszieherei mit dem Benediktinerkloster Scheyern, das seine Kerzen wohl immer schon in Pfaffenhofen bezog. Dies belegt eine im Klosterarchiv noch vorhandene Kerzenrechnung aus dem Jahr 1697. Wie aus den alten Geschäftsbüchern der Familie Hipp hervorgeht, belieferte man bis zum Zweiten Weltkrieg neben dem Kloster auch noch rund 80 Pfarreien mit Altarkerzen. Dazu kamen über 60 Händler, die in der Wachszieherei große Mengen an Hauskerzen, Wetterkerzen, Wachsstöckerl und Pfenninglichtl erwarben, um sie im weiten Umkreis an ihre privaten Kunden weiterzuverkaufen.
Ein wichtiger Geschäftszweig der Wachszieherei waren neben der Kerzenherstellung auch die Votivgaben, die vor allem in der Barockzeit als bildliche Bitten und Dankbezeugungen in Wallfahrtskirchen geopfert wurden. Schon als Kind sei er fasziniert gewesen von den wächsernen Figuren und Miniaturabgüssen menschlicher Körperteile und Organe, Wachshäusern und -Tieren, sowie den uralten Holzformen, die in seinem Elternhaus überall in Schränken und Vitrinen aufbewahrt waren, erzählt Hans Hipp in der Einleitung seines neuen Votivgaben-Buches. „Seit ich damals aus kleinen Modeln wächserne Pferdchen gießen durfte oder mit Köpfen, Männern und Frauen aus Wachs spielte, hat mich die Begeisterung für diese geheimnisvollen Kult-Figuren nicht mehr losgelassen.“ (Willy Hailer)
Das Buch „Wachs zwischen Himmel und Erde“ von Hans Hipp ist zum Preis von 49,90 Euro zu beziehen über hans.hipp@cafe-hipp.de, Hauptplatz 6, 85276 Pfaffenhofen.
Bericht und Fotos: Anna Felbermeir