Kirche

Am Grab von Robert Gmeiner aus Atzing

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Er war der letzte Totengräber von Wildenwart und nun musste Robert Gmeiner aus Atzing im Alter von 76 Jahren nach einem plötzlichen Herztod selbst auf dem Friedhof von Wildenwart zu Grabe getragen. Welch großer Wertschätzung sich der Verstorbene zu Lebzeiten erfreute, zeigte die große Zahl der Trauernden, die sich in der Pfarrkirche sowie im Friedhof einfanden. Sieben Fahnenabordnungen der Vereine von Atzing und Wildenwart verdeutlichten die tiefe Verbundenheit mit dem Orts- und Vereinsgeschehen.

Pater Joshy feierte das Requiem, das vom Chiemseewinkl-Dreigesang volksmusikalisch in der Kirche „Christkönig“ gestaltet wurde. Der Geistliche erinnerte daran, dass Robert Gmeiner in Prutdorf zur Welt kam, in Wildenwart zur Schule ging, in Eggstätt den Beruf des Werkzeugmachers erlernte und vor seinen gemeindlichen Diensten als Kraftfahrer und Akustikbauer tätig war. Mit seiner 1968 geheirateten und 2015 verstorbenen Frau Elisabeth übernahm er die Verantwortung für vier Kinder, wobei der Bub Robert sehr früh nach der Geburt verstarb.  „Robert Gmeiner liebte seine Familie und Hausgemeinschaft mit der Familie Dirmeier, er erfreute sich an der Natur und auf den Bergen und er war mit seiner Ziach und seinen Witzen ein beliebter Gesellschafter“ – so Pater Joshy. Auf dem Friedhof am offenen Grab spielten Bläser aus den Reihen der Wildenwarter Blaskapelle. Priens Bürgermeister Andreas Friedrich würdigte in seinem Nachruf den Verstorbenen, der im Februar 1977 in den Dienst der Gemeinde Wildenwart trat und am 1. Mai 1978 im Zuge der Gebietsreform von der Gemeinde Prien übernommen wurde, mit den Worten: „Robert Gmeiner war für die Gemeinde Prien ein Friedhofswärter, ein Bauhofmitarbeiter, ein Kanonier an Fronleichnam und bei Beerdigungen, ein Mitgestalter der Weihnachtsfeiern mit Theateraufführungen und 30 Jahre auch ein versierter Versteigerer von Fundgegenständen, er war wegen seiner unvergleichlichen und freundlichen Art nicht nur Kollege, sondern ein Freund, den wir gerne `Veitl` nannten“. Andreas Friedrich übermittelte auch die Grüße seines Vorgängers Jürgen Seifert, der beruflich am Kirchgang verhindert war, zusammen mit Zweiten Bürgermeister Michael Anner junior und mit Rathaus-Mitarbeiter Alfons Kinne legte er einen Kranz nieder.

Vereinsspieler, Theaterleiter, Kanonier, Versteigerer und Fahnenbegleiter

58 Jahre gehörte Robert Gmeiner der Schützengesellschaft „Die Elfer“ an, dafür dankte Schützenmeister Andreas Freund junior. Vorstand Peter Freund vom Hufeisenverein Kaltenbach sagte „Vergelt´s Gott“ für die Mitgliedschaft seit 1992 und für die langen Dienste als Fahnenbegleiter, zuletzt am heurigen Volkstrauertag. 18 Jahre war Robert Gmeiner Vereinsspieler beim Atzinger Trachtenverein, 35 Jahre war er für diesen Versteigerer bei den Christbaumfeiern und er war auch Mitglied der Gründungs-Goaßlschnalzer-Gruppe von Atzing, dafür dankte Vorstand Michael Schlosser für den Trachtenverein „Daxenwinkler“. Zweiter Vorstand Hans Fischer von der Atzinger Feuerwehr dankte einem stets hilfsbereiten Kameraden, der 1971 der Wehr beitrat, der zweimal erfolgreich das Leistungsabzeichen absolvierte, der von 1983 bis 1986 Zweiter Zeugwart war und der sich auch bei baulichen Maßnahmen und bei Veranstaltungen aktiv einbrachte. „Seit 55 Jahren war Robert bei uns ein Mitglied, er war aber nicht irgendein Mitglied, sondern Einer, der 40 Jahre unsere Versteigerungen bereicherte, der 10 Jahre Vereinsspieler war, der 20 Jahre Theaterleiter war und der in seinen Rollen eine echte Marke und ein Charakterkopf war. Seine erste Rolle war im übrigen `Thomas auf der Himmelsleiter` – diese Leiter hat er nun bestiegen“ – so Trachtenvorstand Peter Voggenauer vom GTEV „Die lustigen Wildenwarter“. Bei diesem Verein war Robert Gmeiner seit 1994 Ehrenmitglied, ebenso wurde er 2006 mit dem Ehrenzeichen des Chiemgau-Alpenverbandes ausgezeichnet. Auch beim Krieger- und Veteranenverein Wildenwart war Gmeiner langjähriger Versteigerer und seit 1977 außerordentliches Mitglied,  Vorstand Florian Bauer dankte hierfür und er ergänzte dies noch mit dem Hinweis: „Robert Gmeiner war ein stolzer und ehrenamtlicher Kanonier, deshalb erfüllen wir ihm seinen Wunsch, dass ´seine` Kanone zu seinen Ehren dreimal erschallt“.

Foto/s: Hötzelsperger – Robert Gemeiner als Porträt, Blick in die Pfarrkirche mit sieben Vereinsfahnenabordnungen, Wildenwarter Bläser im Friedhof und Sterbebild.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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