Nach fast 35 Jahren im Amt hat Ernst Schusser die Leitung des Volksmusikarchivs und der Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern abgegeben. In Bruckmühl, dem Sitz des Volksmusikarchivs, verabschiedeten ihn Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Bürgermeister Richard Richter in den Ruhestand und dankten ihm für seine Verdienste.
Der Volksmusik hat sich Ernst Schusser schon frühzeitig verschrieben. Während seines Studiums zum Volksschullehrer begann er mit dem Sammeln und Dokumentieren der regionalen Musik – eine Leidenschaft, die er mit seiner Frau Margit teilt. Als der Bezirk Oberbayern 1985 das Volksmusikarchiv gründete, wurde dort auch die Sammlung Schusser eingegliedert. Ziel des Bezirks war, die Volksmusikpflege auf eine breitere Materialbasis zu stellen. 1986 wurde Ernst Schusser fester Mitarbeiter des neu gegründeten Archivs. Inzwischen hatte er sein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in den Fächern Didaktik der Geschichte, Bayerische Geschichte sowie Deutsche und Vergleichende Volkskunde beendet. Beim Auf- und Ausbau des Volksmusikarchives leistete Schusser Pionierarbeit. Vor allem seine persönlichen Kontakte führten schnell zu einer Vergrößerung des Bestands.
Nach dem frühen Tod des damaligen Volksmusikpflegers Wolfgang Scheck im Jahr 1996 wurden die Volksmusikpflege und das Volksmusikarchiv unter die Gesamtleitung Ernst Schussers gestellt. 1999 fand der Bezirk für beide Aufgaben in dem Gebäude des ehemaligen Bruckmühler Krankenhauses eine Heimat. „Unter der Leitung Ernst Schussers gingen im Volksmusikarchiv die Dokumentation der regionalen Musikkultur und die praktische Volksmusikpflege Hand in Hand. So bilden heute die reichen Originalbestände des Archivs die Basis für die gesamte Volksmusikpflege: von den vielen eigenen Singangeboten bis hin zu Noten-Anfragen durch volksmusikalisch Interessierte“, würdigte Bezirkstagspräsident Josef Mederer Schussers langjährige Arbeit in der Doppelfunktion als Volksmusikpfleger und Archivleiter. Unterstützt wurde Schusser dabei über die Jahrzehnte hinweg von seinem Team, wie auch von seiner Familie und den ehrenamtlichen Mitgliedern des Fördervereins für das Volksmusikarchiv.
Ein wichtiges Anliegen Ernst Schussers ist das „Selber-Singen“. Er versteht es mit seiner zugewandten Art besonders gut, die Menschen zum Singen zu bringen. Für zahlreiche Sing-Aktionen des Bezirks war er in Oberbayern unterwegs: er mit dem Akkordeon, seine Kollegin Eva Bruckner stand ihm an der Gitarre begleitend zur Seite. In seinem Repertoire ist ihm neben Balladen und Moritaten, bayerischen und deutschen Volksliedern das geistliche Volkslied besonders nahe. Mit seinem Verständnis vom Singen als „Lebens-Mittel“ hat er gerade jetzt im Pandemiejahr die Menschen unterstützt – bis hin zu Liedern zum Mitsingen im Online-Angebot des Bezirks. Doch nicht nur als Praktiker, auch als Referent, Diskussionspartner und Meinungsgeber war und ist Ernst Schusser gefragt – weit über Oberbayern hinaus.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer dankte Ernst Schusser für seine Verdienste um die Volksmusik und für dessen unermüdlichen Einsatz. „Ich bedauere es sehr, dass wir unseren Volksmusikpfleger wegen Corona nur in ganz kleinem Rahmen verabschieden können“, sagte Mederer. Er wünschte ihm viel Freude an den „neuen Möglichkeiten des kommenden Lebensabschnitts“ und übermittelte ihm die Grüße aus dem Bezirkstag. Der Bezirk Oberbayern hatte Ernst Schussers Tätigkeit über den gesetzlichen Ruhestand hinaus um ein Jahr bis Oktober 2020 verlängert.
Bericht und Bilder: Bezirk Oberbayern
Ernst Schusser (rechts) mit Eva Bruckner bei einer Sing-Aktion im Bauernhausmuseum Amerang
(Foto: Claudia Richartz, © Bezirk Oberbayern)
Bezirkstagspräsident Josef Mederer (rechts) bei der Verabschiedung von Volksmusikpfleger
Ernst Schusser (Foto: Wolfgang Englmaier, © Bezirk Oberbayern)
Verabschiedung in kleinem Rahmen (v. l.): der scheidende Volksmusikpfleger Ernst Schusser,
Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter und Bezirkstagspräsident Josef Mederer
(Foto: Wolfgang Englmaier, © Bezirk Oberbayern)