Gebet für die Opfer des Oktoberfestattentats bei Diakonenweihe im Münchner Liebfrauendom – Kardinal Reinhard Marx hat am 40. Jahrestag des Oktoberfestattentats zum Einsatz gegen Rechtsradikalismus und Rassismus aufgerufen. „Wir müssen dagegen vorgehen, auch als Kirche. Wir müssen unsere Stimme erheben und uns einsetzen, auch im kleinen Kreis, auch in unseren Pfarreien. Das fängt mit der Sprache an, das fängt mit den Haltungen an“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Samstag, 26. September, im Münchner Liebfrauendom. „Heute wissen wir, dass dieses Attentat einen rechtsradikalen Hintergrund hatte, und wir sind aufmerksam, auch für das, was heute in unserer Gesellschaft an rechtsradikalen und rassistischen Thesen vertreten wird.“ Kardinal Marx schloss die 13 Toten des Attentats und die Verletzten, „die bis heute darunter leiden“, in sein Gebet ein, ebenso die Menschen, die sich am Samstagmorgen am Ort des Anschlags an der Münchner Theresienwiese zu einer Gedenkfeier versammelten, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Bei dem Gottesdienst weihte der Erzbischof neun Männer zu Diakonen. In ihrem Dienst sollten sie den Menschen „helfen zu entdecken, dass Christus in ihrem Leben gegenwärtig ist“, sagte Kardinal Marx. „Manche Menschen leben ihr Leben ohne Tiefenschicht. Die Betriebsamkeit unserer Welt führt dazu, dass wir in der Alltäglichkeit versinken. Aber Christsein bedeutet mehr: nicht versinken im alltäglichen Einerlei, sondern sich aufrichten lassen in die größeren Möglichkeiten Gottes, die größere Hoffnung, die größere Liebe.“ Eine besondere Aufgabe der Diakone sei es, auf die zu schauen, „die im Schatten stehen, am Rande stehen“, so der Erzbischof: „Gerade jetzt in der Coronazeit ist das noch mal sichtbar geworden: die Alten, die einsam sind, die Kinder, die nicht zum Kindergarten oder in die Schule gehen konnten. Es gab noch eine ganze Reihe von Menschen, die in dieser Zeit besonders gelitten haben, und das gilt für alle Zeiten.“
Fünf der Neugeweihten werden hauptberuflich als Diakone arbeiten, die übrigen werden den Dienst nebenberuflich ausüben. Als Leitwort für ihre Diakonenweihe haben sie ein Wort aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer ausgewählt: „Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau der Gemeinde beiträgt.“ Im Erzbistum München und Freising werden mit den Neugeweihten insgesamt 293 Ständige Diakone tätig sein.
Im Weihegottesdienst wirkte der neue Bischöfliche Beauftragte für den Ständigen Diakonat in der Erzdiözese München und Freising, Domkapitular Monsignore Thomas Schlichting, zum ersten Mal in dieser neuen Rolle mit. Er war von Erzbischof Kardinal Marx zum 1. September zum Bischöflichen Beauftragten ernannt worden. „Diakon“ ist das griechische Wort für „Diener“. Diakone widmen sich insbesondere dem Dienst am Menschen und der Sorge für in Not geratene, kranke und alte Menschen. Insbesondere Diakone mit Zivilberuf sind auch in ihrer Arbeitsumgebung als Seelsorger präsent. Weihekandidaten haben sich durch kirchliches Engagement, im Beruf sowie in Ehe und Familie oder in eheloser Lebensform bewährt und bringen diese Erfahrungen in ihre neue Aufgabe ein. Sie haben zudem eine mindestens vierjährige berufsbegleitende Ausbildung absolviert, die sowohl ein Theologiestudium als auch Praxisinhalte umfasst. Zu Diakonen werden neben Männern, die nach der Weihe als Ständige Diakone wirken, auch Männer geweiht, die die Priesterweihe anstreben.
Die neugeweihten Diakone: Mark Achilles (52), verheiratet und Vater von zwei Kindern, lebt in Landshut und ist beruflich als Geschäftsführer im Münchner Bildungswerk tätig. Er ist als nebenberuflicher Diakon im Pfarrverband Achdorf-Kumhausen vorgesehen. Rainer Borgfeldt (40) lebt in Taufkirchen und ist Industriemechaniker. Der verheiratete Vater von vier Kindern soll künftig als hauptberuflicher Diakon im Pfarrverband Tacherting eingesetzt werden. Peter Kleinert (45) ist Bankkaufmann und lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Piding. Er ist als hauptberuflicher Diakon im Pfarrverband Stiftsland Berchtesgaden vorgesehen. Andreas Meier (35) ist Lehrer im Kirchendienst und lebt mit seiner Frau und einem Kind in Hausham. Künftig wird er nebenberuflich als Diakon im Pfarrverband Irschenberg wirken. Aleksander Pavkovič (43) lebt in München. Der verheiratete Berater für digitale Barrierefreiheit ist als nebenberuflicher Diakon in der Münchner Pfarrei Herz Jesu vorgesehen. Michael Schedl-Baron von Brockdorff (48) ist Programm-Manager beim Fernsehen. Er lebt in München, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Künftig wird er als hauptberuflicher Diakon im Münchner Pfarrverband Harlaching tätig sein. Peter Solfrank (59), ist verheiratet und hat ein Kind. Der in München lebende Journalist ist als nebenberuflicher Diakon im Pfarrverband Sendling vorgesehen. Manish Thomas (42) lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Zorneding. Der Automechaniker wird künftig als hauptamtlicher Diakon in der Münchner Pfarrei Christus Erlöser wirken. Thomas Tomkin (39) ist Pastoralreferent und ist als hauptberuflicher Diakon in der Stadtkirche Germering vorgesehen. Der verheiratete Vater zweier Kinder lebt mit seiner Familie in München. (gob/glx)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger – Kerzenlicht in Münchner Frauenkirche