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100 Tage Bürgermeister Simon Frank Aschau

Seit dem 1. Mai ist Simon Frank (40) neuer Chef im Aschauer Rathaus. Bereits im ersten Wahlgang setzte er sich mit 57,8 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber dem Amtsinhaber Peter Solnar und Mitbewerber Wolfgang Rucker durch. Nach 100 Tagen ist die Eingewöhnungsphase vorbei und der raue Alltag ist auch ins Aschauer Rathaus zurückgekehrt.

Frage: 100 Tage sind vorbei und damit der Welpenschutz, der Wahltag ist längst Geschichte. Was waren Ihre ersten Gedanken, als feststand, dass Sie die Wahlen mit diesem deutlichen Ergebnis bereits im ersten Wahlgang gewonnen haben?

Mit der Freude über dieses klare Votum ist natürlich zugleich eine große Anspannung von mir gefallen. Schließlich haben wir in der Gruppe „Zukunft für Aschau“ fast ein ganzes Jahr intensiv auf das gemeinsame Ziel hingearbeitet. Dieser Rückenwind durch die Bürgerinnen und Bürger ist eine schöne Bestätigung, dass wir das gut gemacht haben.

Frage: Nach 100 Tagen haben Sie sich bereits einen ausgiebigen Einblick in die laufende Arbeit im Aschauer Rathaus gemacht. Welche begonnenen Projekte Ihres Vorgängers werden Sie weiterführen, welche nicht? Und welche werden Sie neu anstoßen?

Ja, es ist bereits einiges in der Pipeline, weitere Themen sind neu hinzugekommen – man denke an Corona und seine Folgen. Aktuell prüfen und überdenken wir die Sporthallenplanung, insbesondere im Hinblick auf die später zu erwartenden Betriebskosten. Schließlich geht es um die laufenden Kosten für etwa die nächsten 50 Jahre. Die Möglichkeiten der Erweiterung des Nahwärmenetzes in Hohenaschau für den Bereich Hofbichl/ Beerweiher werden derzeit durch ein Fachbüro bewertet. Unsere jungen Familien liegen mir besonders am Herzen, weshalb ich das Ansiedlungsmodell weiter vorantreiben und zeitnah entsprechenden Wohnraum entwickeln möchte. Seit der Corona-Krise ist das Thema Seniorenheim Priental hinzugekommen und die damit verbundenen Auswirkungen auf den gemeindlichen Haushalt.

Künftig möchte ich genau prüfen, welche der zahlreichen Fördermodell-Mitgliedschaften der Gemeinde für Aschau und Sachrang wirklich zielführend sind. Trotz aller Anreize durch Zuschüsse verschiedener Stellen darf man die zusätzlichen finanziellen Eigenbeteiligungen und die teils sehr intensive Mehrarbeit für die Verwaltung nicht vergessen! Kür ist gut, aber wir sollten uns zunächst auf die gemeindlichen Pflichtaufgaben konzentrieren.

Frage: Welches Thema oder Projekt liegt Ihnen besonders am Herzen?

Unser Motto „Miteinander mehr erreichen“ ist für mich eine Herzensangelegenheit. Daher stehe ich für offene Kommunikation und Transparenz bei allen wichtigen Themen im Gemeinderat, der Verwaltung und der Bürgerinnen und Bürger. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mein vollstes Vertrauen – wir sehen uns als starkes Team!

Frage: Der Bau der neuen Sporthalle wird in den kommenden Jahren ein ständiger Schwerpunkt der Arbeit in der Gemeindeverwaltung sein. Wie wollen Sie sich, die Verwaltung und die ganze Gemeinde Aschau auf diese Baumaßnahmen vorbereiten?

Dies ist ein großes und finanziell anspruchsvolles Projekt. Wir haben jetzt eine professionelle Projektorganisation eingeführt und eine Steuerungsgruppe mit allen Fraktionsvertretern sowie den späteren Nutzern eingerichtet, die das Thema neu betrachtet und bewertet. Mir ist wichtig, dass der komplette Gemeinderat alle entscheidungsrelevanten Informationen erhält. Nur wenn man die Fakten kennt, kann man verantwortungsvoll entscheiden.

Frage: Der Haushalt der Gemeinde Aschau war in den letzten Jahren stark umstritten, vor allem die angebliche und die tatsächliche Verschuldung führten im Gemeinderat und in der Öffentlichkeit zu ständigen Querelen. Wie wollen Sie Haushalt und Verschuldung künftig für alle durchschaubar aufstellen?

Der Haushalt unserer Gemeinde mit rund 5700 Einwohnern ist eigentlich überschaubar und füllt dennoch 180 Seiten! Mir schwebt eine einfache Kommunikation vor. Auf den Punkt gebracht und leicht verständlich. Mit dem Kämmerer habe ich auch schon ein Format besprochen, mit dem wir nach Verabschiedung des Haushaltes 2020 an die Öffentlichkeit gehen wollen.

Frage: Die Gemeinde Aschau ist flächenmäßig sehr groß. Waren Sie schon in allen Ortsteilen zwischen Gschwendt und Reichenau?

Als gebürtiger Aschauer und ehemaliger Wassermeister der Gemeinde kenne ich jeden Ortsteil und eigentlich jedes Haus. Früher habe ich mich natürlich hauptsächlich um den Hausanschluss und die Wasserversorgung gekümmert, heute betrachte ich das Ganze im großen Zusammenhang. Die gemeindlichen Einrichtungen habe ich mir bereits alle angeschaut, einen Teil davon mit den Mitgliedern des Gemeinderates.

Frage: Als Neuling im Rathaus ohne langjährige Erfahrung in der Verwaltung sind Sie jetzt an die erste Stelle in der Gemeinde Aschau gerückt. Gibt es eine Art „Lehrgang für Neue“ für angehende Neu-Bürgermeister?

Zur Vorbereitung auf diese Aufgabe habe ich ja bereits im letzten Jahr verschiedene Seminare bei der Hanns-Seidel-Stiftung und beim Bayerischen Selbstverwaltungs-Kolleg besucht. Das war schon eine gute Grundlage, an der ich weiterarbeiten werde. Ich möchte aber auch Weiterbildungsangebote für die Mitglieder des Gemeinderates öffnen. Wir wollen ja alle eine gute Arbeit machen und die Weiterbildung ist in jedem Fall hilfreich. Glücklich schätzen darf ich mich auch, dass wir in allen gemeindlichen Einrichtungen absolut kompetente und hochmotivierte Mitarbeiter haben.

Frage: Sie waren als Zugführer der Aschauer Feuerwehr bisher stets an vorderster Front mit dabei. Jetzt sind Sie als Bürgermeister der Chef der Feuerwehr. Wie bringen Sie das unter einen Hut?

Seit dem 1. Juli 2020 bin ich in Abstimmung mit dem Kommandanten und seinem Stellvertreter offiziell als Gruppen- bzw. Zugführer beurlaubt. Ich habe die Aufgabe mit großer Leidenschaft und Engagement erfüllt. Die Entscheidung ist mir wirklich nicht leichtgefallen. Jetzt bin ich als Mannschaftsdienstgrad weiterhin mit dabei und über den Piepser nach wie vor nah am Geschehen. Als Bürgermeister unterstütze ich die Freiwilligen Feuerwehren in Sachrang und Aschau natürlich weiterhin so gut es nur geht.

Frage: Was wünschen oder erhoffen Sie sich von den Aschauer Bürgerinnen und Bürgern?

Bei mir gibt es keine zeitlich beschränkte Sprechstunde. Ich möchte für die Bürgerinnen und Bürger stets ansprechbar sein – gerne auch im Ort, wenn ich – meist mit dem Radl – zu den verschiedenen Terminen fahre. Die meisten Leute haben Verständnis dafür, dass die Geschäftstermine aufgrund des prall gefüllten Kalenders schon etwas Vorlaufzeit mit sich bringen. Ich würde mir vor allem wünschen, dass wir nicht übereinander, sondern miteinander reden, sodass von vorn herein ein aufrichtiger und ehrlicher Informationsaustausch stattfinden kann. Bei vielen Themen sehe ich mich als sehr guten Vermittler.

Frage: Wie steht Ihre Familie zu der neuen Aufgabe?

Simon Frank schaut seine Frau Janina an, die an dieser Stelle einspringt: „Die ganze Familie sieht das sehr positiv. Mit Freude stelle ich fest, dass mein Mann jeden Tag gerne ins Rathaus fährt – meistens mit dem Fahrrad. Er kann sich für seine Ideale einbringen wie z.B. ein gutes Miteinander, Umwelt-, Klima- und Naturschutz, sowie eine moderne Infrastruktur. Er ist ein sehr guter Koordinator und hat einen guten Zugang zu Menschen. Das unterstützen wir sehr.“

Frage: Was machen Sie in Ihrer Freizeit und was haben Sie für Hobbies?

Coronabedingt habe ich die Zeit genutzt, um Haus und Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Der jetzt wieder mögliche Besuch unserer Badeplätze mit den Kindern ist für uns alle eine sehr große Freude. Außerdem sind wir so oft es geht in unseren heimischen Bergen unterwegs.

Frage: Der Höhlengeist vom Zellerhorn hat Ihnen einen Wunsch freigestellt. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?

Für mich und meine Familie ist unser Heimatort der schönste Ort der Welt. Wir haben alles, was jung und alt für ein lebenswertes Dasein brauchen und schätzen. Ich wünsche mir, dass das so bleibt und die Bürgerinnen und Bürger dies ebenso empfinden und auch mit vereinten Kräften bewahren.

reh: Vielen Dank für das Gespräch.

Interview und Fotos: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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