„Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum es so lange dauert, ein Kabel unter die Erde zu bringen“, erklärte ein Mitarbeiter der Telecom bei einer Breitbandbesprechung im Frasdorfer Rathaus auf die Frage von Bürgermeister Daniel Mair nach dem Stand und dem weiteren Fortgang der Kabelbauarbeiten am Radweg von Wildenwart nach Frasdorf entlang der Staatsstraße S2093. „Die Anwohner sind mit Recht sauer, das geht einfach nicht. Ich bitte aber um Verständnis: die Telecom hat heute keine eigenen Bautrupps mehr, sondern vergibt die Erdbauarbeiten an geeignete Baufirmen als Subunternehmer. Dabei kommt es immer wieder einmal vor, dass eine dieser Firmen Konkurs anmeldet, bevor die Arbeiten zur Zufriedenheit und vollständig durchgeführt wurden. Das scheint hier der Fall zu sein“.
Der Frasdorfer Gemeinderat ist „not amused“ über die unendliche Geschichte des Telefonkabels mit den 08052-er Nummern für Niesberg, Greimelberg und Aich. „Lediglich der Bau von Schloss Wildenwart vor 1000 Jahren hat in der Geschichte der Gemeinde noch länger gedauert als das Eingraben von ein paar hundert Meter Erdkabel direkt neben der Staatstraße“. Die Gemeinde Frasdorf hatte in den vergangenen Jahren als Dauertermin für die Bauabteilung wiederholt bei der Telecom nachgefragt, wie lange denn dieses Kabel noch offen neben der Straße herumliegen werde. Bei allen Anfragen wurde die Bauabteilung vertröstet und auf einen späteren derzeit noch unbekannten Termin verwiesen.
Knapp 1700 Tage oder rund 40000 Stunden ist die Staatsstraße 2093 seit dem 20. November 2015 zwischen Frasdorf und Wildenwart fertig gebaut. Fertig? Das Telefon-Erdkabel der Telecom widersetzte sich bisher erfolgreich neben der Straße eingegraben zu werden. (wir haben wiederholt darüber berichtet)
Während ein normales Erdkabel, seinem Namen folgend – in einer Tiefe von einem halben Meter in einem Graben neben dem Gehweg folgen würde, denkt dieses freiheitsbewußte Kabel überhaupt nicht daran, sich von einem Kabelbagger einfach verbuddeln zu lassen, sondern folgt locker der Straße. Die Bauern der anliegenden Wiesen sind „hochgradig begeistert“ von dem Kabel, das über vier Jahre nach der Fertigstellung der Straße immer noch weitgehend offen neben der Straße herumliegt. Die Grundstückseigner – wie Florian Bauer – wissen, dass sie nicht zu nahe an die Grundstücksgrenze und damit an das Kabel heranfahren dürfen, aber es arbeiten auch andere Erntehelfer auf den landwirtschaftlichen Flächen, seien es Mitarbeiter des Maschinenrings oder andere helfende Hände. Sie wissen nichts von dem schwarzen Kabel und seiner Heimtücke, sich urplötzlich vor den fahrenden Bulldog zu werfen. Mittlerweile ist es an vielen Stellen von Bodendeckern überwachsen und ist durch die landwirtschaftlichen Maschinen, vor allem durch die Kreiselmähwerke hoch gefährdet. Dabei würde bei einer unsanften Berührung wohl am Traktor und am Mähwerk nicht viel passieren, das Erdkabel wäre wohl rettungslos abgemäht und auseinander getrennt. In Frasdorf laufen seit Jahren die Wetten, ob das Kabel eher eingegraben oder eher gestohlen wird: die Preise für drei Kilometer Kupferkabel sind aktuell ganz ordentlich, pro laufenden Meter Kupferkabel erhält der Verkäufer einen Euro.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg