Pressemitteilung „Parteifreie/ÜWG“ Kreisverband
Die politische Forderung nach einem Vorrang unterirdischer Trassen bleibt im Planungsdialog unberücksichtigt.
Alle fünf Trassenvarianten ergeben massive Raumunverträglichkeiten für den Landkreis und sind daher abzulehnen. So äußert sich der Fraktionssprecher der Parteifreien im Landkreis Rosenheim Dieter Kannengießer zum derzeit laufenden Raumordnungsverfahren für den Brenner-Nordzulauf. Ähnlich argumentierte bereits auch die Stadt Rosenheim Rosenheim in ihrer Sondersitzung am 2. Juli.
Die immer wieder verlauteten Beschwichtigungen nach einem überwiegend unterirdischen Streckenverlauf seien lediglich Wunschträume, so Kannengießer. Bereits in der vergangenen Sitzung des Gemeindeforums Rosenheim Süd am 25.06. wurde festgestellt, dass eine Untertunnelung der Strecke A8 Wasserwiesen in Richtung Kolbermoor / Bad Aibling wegen erheblicher Realisierungs- und Genehmigungsrisiken im Gegensatz zur oberirdischen Streckenführung nicht weiterverfolgt wird.
Insgesamt wurde die Forderung, weitgehend unterirdische Trassenführungen zu bevorzugen, auf Nachfrage in der Forumssitzung vom ÖBB-Gesamtprojektleiter Martin Eckert dahin gehend beantwortet, dass nach fachlichen Kriterien, nicht nach politischen Forderungen geplant werde. Diese Angaben können auch im Internetportal der DB zur Sitzung vom 25.06. so nachgelesen werden.
Die eingangs genannte politische Forderung führt darüber hinaus zur Bevorzugung der östlichen Trasse, da hier laut derzeitigem Planungsstand größere Abschnitte unterirdisch verlaufen. Durch die Taktik der Bahn, fünf Trassen zu veröffentlichen, werden die betroffenen Bürger und Gemeinden erneut gegeneinander ausgespielt, so Kannengießer.
Die Bedarfsfrage ist nach den Informationen der Regierung von Oberbayern nicht Gegenstand des Raumordnungsverfahrens. Diese Frage wurde während des bisherigen Verfahrens oft gestellt, jedoch nie ausreichend beantwortet. Sie muss daher nachdrücklich politisch eingefordert werden.
Kannengießer hofft, dass möglichst viele Bürger*innen den Ernst der Lage erkennen und ihre Einwendungen zum Raumordnungsverfahren bis spätestens 24.07.20 äußern.
Foto: Rainer Nitzsche | Blick auf den Neubeurer See
Der Neubeurer See würde durch das Bauvorhaben Variante Blau zerstört werden.
Dieses sehr gepflegte Erholungsgebiet mit überregionaler Funktion ist in der Vergangenheit mit erheblichen kommunalen Mitteln, aber auch mit Mitteln des örtlichen Verkehrsvereins und durch ehrenamtliches Engagement gestaltet und aufgewertet worden und im Flächennutzungsplan der Gemeinde als Erholungsgebiet ausgewiesen. Bis zu 3000 Gäste pro Tag aus den umliegenden Gemeinden und aus den benachbarten Landkreisen, auch aus Tirol, genießen hier ihre freie Zeit in außergewöhnlich schöner Lage. Auch viele Touristen aus dem gesamten Bundesgebiet, die im Inntal Urlaub machen oder auf der Durchreise sind, verweilen am See oder nutzen die vielfältigen Freizeit-und Sportangebote. Die vorgesehene Trassenführung würde nicht nur dieses Erholungsgebiet vollkommen wertlos machen, sondern auch das gesamte Orts-und Landschaftsbild im östlichen bayerischen Inntal in unzumutbarer Weise beeinträchtigen und die regionale Tourismusbranche in erheblichem Maße schädigen. Zudem verläuft die Trasse fast vollständig durch das Landschaftsschutzgebiet Inntal Süd, zerschneidet hier die letzten unberührten Auwaldgebiete und Altwasser, vernichtet streng geschützte Fledermäuse und Vogelarten und verstößt damit in eklatanter Weise gegen die geltende Schutzgebietsverordnung, nach welcher die Lebensbedingungen für die typischen Tier-und Pflanzenarten mit ihren Lebensgemeinschaften erhalten und die Vielfalt und Schönheit des Landschaftsbildes bewahrt werden sollen.
Neubeuern mit dem Erholungsgebiet Neubeurer See ist auch ein beliebtes Ziel für Ausflugsradler. Die zahlreichen von Einheimischen wie von Urlaubern gern genutzten Radwege, darunter mehrere Fernradwege, würden durch die Realisierung der Schnellbahntrasse vollkommen unattraktiv und müssten zum Teil verlegt werden.